Martin Posselt
Martin Posselt (* 1959 in Karlsruhe) ist ein deutscher Journalist und Historiker. Von 1995 bis 2025 arbeitete er beim Bayerischen Rundfunk in München. Seit 2000 ist er Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Isergebirgs-Museum Neugablonz, seit 2012 Stellvertretender Vorsitzender des Adalbert-Stifter-Vereins München, seit 2024 verantwortlicher Herausgeber der Kulturzeitschrift Sudetenland.
Leben
Nach dem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe studierte Martin Posselt Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie sowie Politik- und Sozialwissenschaften in Graz und Genf. 1987 promovierte er an der Universität Graz mit einer Arbeit über „Richard Coudenhove-Kalergi und die Europäische Parlamentarier-Union. Die parlamentarische Bewegung für eine ‚Europäische Konstituante‘ (1947–1952)“. 1988–1994 war er als hauptamtlicher Kulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft tätig und knüpfte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs grenzüberschreitende Kulturkontakte nach Tschechien[1]. 1995-2025 war er als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk beschäftigt, zunächst in der Redaktion Kirche und Welt, dann als Wissenschaftsredakteur. Posselt begleitete und kommentierte als Papst-Experte der ARD die Pontifikate von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Im Auftrag des BR drehte er über 30 Dokumentationen und Reportagen zu kunst- und kulturgeschichtlichen, zeitgeschichtlichen und religiösen Themen.[2] Von 2018 bis zum Ruhestand leitete er die Programmredaktion des Bildungskanals ARD alpha. 2024 übernahm er die Leitung der 1958 gegründeten Zeitschrift Sudetenland. Halbjahresschrift für Kultur und Literatur.[3]
Martin Posselt initiierte das im Jahr 2003 eröffnete Isergebirgs-Museum Neugablonz, in dem die Geschichte der Gablonzer Schmuckwarenindustrie von ihrer Entstehung im nordböhmischen Isergebirge bis zur Vertreibung der Deutschen 1945/46 und dem Neuanfang in Kaufbeuren-Neugablonz dokumentiert wird. Das Isergebirgs-Museum gilt als das größte Museum zur Integrationsgeschichte der Heimatvertriebenen nach 1945 in Deutschland[4].
Martin Posselt ist verheiratet und hat vier Kinder. Er ist ein Bruder des Politikers Bernd Posselt.
Auszeichnungen
- Kaufbeuren-aktiv Medaille der Stadt Kaufbeuren
- Sudetendeutscher Kulturpreis für Publizistik 2010
Publikationen
Monographien
- Die Donauklöster. Mit Fotografien von Richard Ladkani. Pattloch, Augsburg 2002, ISBN 3-629-01636-7
- Der Fels. Johannes Paul II. Langen Müller, München 2003, ISBN 3-7844-2917-3
- Ein Parlament für Europa. Richard Coudenhove-Kalergi, Paneuropa und die westliche Demokratie 1922-1952. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2025, ISBN 978-3-525-30345-0
Aufsätze
- Denkmalpflege als Versöhnungswerk zwischen Sudetendeutschen und Tschechen. In: Martin Posselt (Hrsg.): Denkmalpflege in den Sudetengebieten. Deutsch-Tschechischer Fachkongress der Sudetendeutschen Landsmannschaft 12. bis 14. Oktober 1990 Furth im Wald. Sudetendeutsche Landsmannschaft, München 1991, S. 8–18.
- LʼUnione Europea dei Federalisti e il congress di Montreux del 1947. In: Sergio Pistone (Hrsg.): I movimenti per lʼUnità europea dal 1945 al 1954. Atti del Convegno internazionale, Pavia, 19–20–21 ottobre 1989. Mailand 1992: Jaca, S. 301–310.
- The European Parliamentary Union. In: Andrea Bosco (Hrsg.): The Federal Idea. Vol. 2: The History of Federalism since 1945. Lothian Foundation Press, London u. a. 1992, S. 181–188.
- „Ich bin seit dem Zusammenbruch meines österreichisch-ungarischen Vaterlandes ein überzeugter europäischer Patriot.“ Richard-Coudenhove-Kalergi, Paneuropa und Österreich 1940–1950. In: Michael Gehler, Rolf Steininger (Hrsg.): Österreich und die europäische Integration 1945–1993. Aspekte einer wechselvollen Entwicklung. Böhlau, Wien/Köln 1993, S. 367–404.
- Die deutsch-französischen Beziehungen und der Briand-Plan im Spiegel der Zeitschrift Paneuropa 1927–30. In: Antoine Fleury, Lubor Jilek (Hrsg.): Le Plan Briand d’Union fédérale européenne. Perspectives nationales et transnationales, avec documents. Actes du colloque international tenu à Genève du 19 au 21 septembre 1991. Lang, Bern u. a. 1998, S. 31–51.
- Von Churchill zu de Gaulle. Richard Coudenhove-Kalergis politische Initiativen 1938–1958. In: Richard Coudenhove-Kalergi: Leben und Wirken. Hrsg. von der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Kalergi. Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien/Graz 2010, S. 309–323.
- Petrus als Pilger. Das nachkonziliare Papsttum und seine globale Sichtbarkeit in ökumenischer Perspektive. In: Elisabeth Dieckmann, Karl Kardinal Lehmann (Hrsg.): Blick zurück nach vorn. Das Zweite Vatikanum aus der Perspektive der multilateralen Ökumene. Echter, Würzburg 2016, S. 245–258.
Fernsehfilme
- Der Himmel voller Bilder. Das Perikopenbuch Heinrichs II. öffnet sich. 45ʼ. BR 1995.
- Das Wunder von Assisi. Die Bilder der Franziskuskirche – neu entdeckt. 45ʼ. BR 1997.
- Platz und Sieg für die Madonna. Siena und das Rennen für die Himmelskönigin. 45ʼ. BR 1997.
- Warum hast du geschwiegen, Nepomuk? Ermittlungen über einen barocken Heiligen. 45ʼ. BR 1999.
- Der Papst, der sich nicht fürchtet. Karol Wojtyla, der Glaube und die Macht. 30ʼ. BR 2000.
- Zwischen Finsternis und Licht. Emil Wachters Welt der Bilder. 45ʼ. BR 2001.
- Kleines Kindlein, großer Gott. Über die Verehrung des Jesuskindes. 45ʼ. BR 2002.
- Der Kardinal in der Falle. Mindszenty und die Mühlen der Macht. 45ʼ. BR 2003.
- Petrus als Pilger. Die hundert Reisen des Papstes. 45ʼ. BR 2003.
- Johannes Paul II. An der Schwelle der Hoffnung. 60ʼ. BR 2005.
- Benedikt XVI. Ein Römer aus Bayern. 45ʼ. BR. 2005.
- Das Jahr der drei Päpste. 45‘. BR 2008.
- Domkapellmeister Georg Ratzinger. 45ʼ. BR 2009.
- Schleifung der Bastionen. Das Zweite Vatikanische Konzil. 3 x 45ʼ. BR 2011.
- Zwischen Verlust und Verantwortung. Die Vertriebenen und ihre Heimat. 45ʼ. BR 2015.
- Der Unbequeme. Joseph Ratzinger, der Glaube und die Welt von heute. 90ʼ. BR 2016.
Einzelnachweise
- ↑ Sudetendeutsche Zeitung, Jahrgang 62, Folge 20, 21. Mai 2010, S. 15
- ↑ Dr. Martin Posselt. Adalbert Stifter Verein e.V., abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Sudetenland. Kultur und Literatur. Abgerufen am 14. September 2025.
- ↑ Geschichte. Abgerufen am 12. April 2023.