Mariano Baptista Caserta

Mariano Baptista Caserta

José Mariano Baptista Caserta (* 16. Juli 1832 in Calchani; † 19. März 1907 in Cochabamba) war ein bolivianischer Politiker der Partido Conservador, der unter anderem zwei Mal Außenminister (1873–1876, 1888–1891), von 1884 bis 1888 Erster Vizepräsident sowie schließlich zwischen 1892 und 1896 Präsident Boliviens war.

Leben

José Mariano Baptista Caserta, Sohn von José Manuel Baptista und Petrona Caserta, begann nach dem Schulbesuch ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universidad Mayor, Real y Pontificia de San Francisco Xavier (USFX) in Sucre, welches er 1857 beendete. Trotz seiner anwaltlichen Zulassung nahm er keine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf, zumal er bereits während seines Studiums 1855 als Vertreter des Departamento Chuquisaca Mitglied der Abgeordnetenkammer (Cámara de Diputados) gewählt wurde. Er übte auch andere Tätigkeiten aus, unter anderem war er Direktor des Seminars in Cochabamba, Professor für Geschichte und Literatur sowie als Journalist. Schon in seiner ersten parlamentarischen Legislaturperiode zeichnete er sich als außergewöhnlicher Redner aus, wandelte sich in öffentlichen Reden und besaß die Gabe, seine Gegner im Kongress von der Falschheit ihrer Positionen zu überzeugen und sie zum Umdenken zu bewegen, was ihm den Spitznamen el Mago („der Magier“) einbrachte. Er wandte sich schon früh konservativen Ideen und unterstützte wie die meisten politischen Führer der konservativen Zeit Staatspräsident José María Linares (9. September 1857 – 14. Januar 1861)[1] und festigte in dessen Regierung seine politische Position.

Er widersetzte sich der als „Melgarejismo“ bezeichneten Regierungspolitik unter Staatspräsident José Mariano Melgarejo (28. Dezember 1864 – 15. Januar 1871),[2] der ihn nach seiner vorherigen Verfolgung zur Auswanderung zwang. Während dieser außergewöhnlichen Zeiten arbeitete er als Bergarbeiter und reiste auch nach Europa, wo er mehrere Jahre blieb. Von dort aus kandidierte er für die Verfassunggebende Versammlung (Asamblea Constituyente) von 1871 und kehrte nach seinem Wahlsieg sofort ins Land zurück. In der Folgezeit unterstützte er die Regierungen der Staatspräsidenten Tomás Frías Ametller (28. November 1872 – 9. Mai 1873)[3] und Adolfo Ballivián Coll (9. Mai 1873 – 31. Januar 1874),[4] unter denen er zwischen dem 9. Mai 1873 und dem 4. Mai 1876 erstmals Außenminister (Ministro de Relaciones Exteriores) war.[5]

Während des Salpeterkrieges (1879–1884) führte Baptista Caserta verschiedene diplomatische Missionen durch und setzte sich für den Frieden mit Chile ein. 1882 wurde er Präsident der Abgeordnetenkammer und war während der Amtszeit von Staatspräsident Gregorio Pacheco Leyes (4. September 1884 – 15. August 1888)[6] Erster Vizepräsident (1er Vicepresidente de la República), während Jorge Oblitas Mendizábal[7] als Zweiter Vizepräsident fungierte. In der darauf folgenden Regierung von Staatspräsident Aniceto Arce Ruiz[8] bekleidete er zwischen dem 23. Oktober 1888 und dem 25. Januar 1891 zum zweiten Mal das Amt des Außenministers.

Am Ende von Aniceto Arces Amtszeit (15. August 1888 – 11. August 1892) kandidierte Mariano Baptista für das Präsidentenamt, das er am 11. August 1892 mit Arces Unterstützung und unter Anwendung undemokratischer parlamentarischer Methoden gewann. Angesichts der geringen Gewinnchancen seines Schützlings verhängte Aniceto Arce den Belagerungszustand, deportierte acht liberale Abgeordnete und entzog 21 weiteren die Mandate, weswegen Mariano Baptista nur so die Wahl gewann. Nach seiner Amtsübernahme hob er den Belagerungszustand auf und erließ eine Amnestie, die die Rückkehr von Exilanten, darunter auch des ehemaligen Präsidenten Hilarión Daza,[9] ermöglichte. Doch die Belastung durch den Belagerungszustand, der ihn an die Macht gebracht hatte, erschwerte seine Regierung erheblich. Seine vom 1. August 1892 bis zum 19. August 1896 dauernde Amtszeit als Präsident Boliviens (Presidente de la República de Bolivia)[10] war von heftigem Widerstand der Liberalen geprägt, die ihn faktisch an der Regierungsbildung hinderten. Dennoch bemühte er sich, wenn auch erfolglos, um eine Annäherung an Chile und unterzeichnete 1895 den Vertrag mit Chile, der Chiles Souveränität über das im Salpeterkrieg verlorene Gebiet (Tarapacá und Antofagasta) anerkannte, Bolivien aber einen Pazifikhafen zusprach. 1894 wurde der Ichazo-Benitez-Vertrag mit Paraguay über den Gran Chaco unterzeichnet. Des Weiteren erreichte er die Anerkennung von Tarija als Teil Boliviens durch Argentinien. Er setzte sich außerdem für die Verbesserung des öffentlichen Bildungswesens wie die Durchführung der technischen Ausbildung ein. Neben der Schaffung von Vorbereitungskursen zur Förderung der Sekundarschulbildung kam es zur Gründung des Kollegs für Kunst und Handel (Colegio de Artes y Oficios), der Escuela Normal von Tarija sowie des Medizinischen Instituts (Instituto Médico) von Sucre. Andererseits stärkte er die Rolle der katholischen Kirche im Bildungswesen. Schließlich förderte seine Regierung den Kautschukabbau durch neue Explorationen im Norden. Er erkannte die Bedeutung des Ostens und gründete die Nationale Delegation des Nordostens, die Riberalta.

Nach seiner Präsidentschaft wurde er von der ersten liberalen Regierung nach dem Föderalen Krieg von 1898 bis 1899 (Guerra civil boliviana) unter Staatspräsident José Manuel Pando (25. Oktober 1899 – 14. August 1904)[11] verfolgt und inhaftiert. Er starb am 19. März 1907 im Alter von 75 Jahren in Cochabamba.

Veröffentlichungen

  • Una página de política internacional, Imprenta de la Capital, Sucre 1905
  • Páginas escogidas, Nachdruck, Editorial Los Amigos del Libro, La Paz 1975

Literatur

  • José Manuel Gutiérrez: Breves rectificaciones al artículo „Estadistas bolivianos“ Mariano Baptista, Imprenta de „La industria“, Sucre 1886
  • Isaac S. Campero: Estadistas bolivianos, Imprenta de „El Comercio“, La Paz 1892
  • Javier Baptista Morales: Mariano Baptista. Obras completas, La Paz 1932–1935
  • Javier Baptista Terrazas: Monografía electoral, Bolivia, Editorial „América“, Cochabamba 1946
  • Augusto Guzmán: Baptista, biografía de un orador político, Editorial Juventud, La Paz 1957
Commons: Gregorio Pacheco Leyes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: JOSÉ MARÍA LINARES LIZARAZU (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  2. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: MARIANO MELGAREJO VALENCIA (Memento vom 10. Januar 2007 im Internet Archive)
  3. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: TOMÁS FRÍAS AMETLLER (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  4. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: ADOLFO BALLIVIÁN COLL (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  5. Bolivia: Foreign Ministers. rulers.org, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  6. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: GREGORIO PACHECO LEYES (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  7. Oblitas Mendizábal, Jorge. rulers.org, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  8. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: ANICETO ARCE RUIZ (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  9. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: HILARIÓN DAZA GROSELLE (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  10. Bolivia: Presidents. rulers.org, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  11. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: JOSÉ MANUEL PANDO SOLARES (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
VorgängerAmtNachfolger
Aniceto Arce RuizPräsident von Bolivien
1892–1896
Severo Fernández Alonso Caballero