Gregorio Pacheco Leyes

Gregorio Pacheco Leyes (Gemälde von Saturnino Porcel, 1885)

José Gregorio Pacheco Leyes (* 4. Juli 1823 in Libi Libi/ Livilivi, Oberperu, heute: Villa Pacheco, Departamento Potosí, Bolivien; † 30. August 1899 in Tatasi, Departamento Potosí, Bolivien) war ein bolivianischer Politiker der Partido Demócrata, der zwischen 1884 und 1888 Präsident Boliviens war.

Leben

José Gregorio Pacheco Leyes, wurde als Sohn von José Brígido Pacheco und Josefa Leyes in eine Familie der Bergbauoligarchie des Landes hineingeboren. Schon in jungen Jahren befasste er sich mit dem Bergbau. Er reiste mit seinem Cousin Narciso Campero,[1] mit dem er sich später zerstritt und der von 1880 bis 1884 sein Vorgänger als Staatspräsident war, nach Europa und schloss dort seine schulische Ausbildung ab. Bis 1860 hatte er sich selbst als bedeutender Bergbauunternehmer etabliert und besaß mehrere Silberminen. Er ließ sich in Sucre nieder und leistete bedeutende philanthropische Arbeit, insbesondere durch die Unterstützung des örtlichen Krankenhauses für Geisteskranke (Manicomio de Sucre). Er engagierte sich auch politisch, war ein Gegner von Staatspräsident Manuel Isidoro Belzu (6. Dezember 1848 – 15. August 1855)[2] und unterstützte andererseits Staatspräsident José María Linares (9. September 1857 – 14. Januar 1861).[3] Er war 1880 als Vertreter des Departamento Chuquisaca Mitglied der Abgeordnetenkammer (Cámara de Diputados) und Gründer sowie Vorsitzender der Demokratischen Partei (Partido Demócrata).

1884 kandidierte Gregorio Pacheco erfolgreich für das Amt des Staatspräsidenten (Presidente de la República de Bolivia) und besiegte den Konservativen Aniceto Arce Ruiz[4] und den Liberalen Eliodoro Camacho.[5] Er bekleidete das Amt des verfassungsmäßigen Präsidenten als Nachfolger von Narciso Campero vom 4. September 1884 bis zum 15. August 1888, woraufhin Aniceto Arce Ruiz neuer Staatspräsident wurde.[6]

Bolivien befand sich zum Zeitpunkt seiner Präsidentschaft aufgrund seiner Niederlage im Salpeterkrieg (1879–1884) in einer tiefen Krise. Dieser Konflikt, in dem Bolivien und Peru gegen Chile um die Nitratvorkommen an der Küste kämpften, hinterließ das Land ruiniert und marginalisierte es in der südamerikanischen politischen Landschaft, da Bolivien nach der chilenischen Annexion von Tarapacá und Antofagasta den Zugang zum Meer verloren hatte. Er war 1884 für die Aushandlung der Waffenstillstandsabkommen mit Chile verantwortlich, die die Grenzen zwischen den beiden Ländern endgültig festlegten. Der Verlust der Küstenprovinzen führte zu tiefer Frustration im Land, wenngleich dieser Verlust teilweise durch die Einführung eines zollfreien Systems mit Chile kompensiert wurde. Zudem verpflichtete sich Chile zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Arica nach La Paz, um Bolivien den Zugang zum Pazifik zu ermöglichen. 1886 handelte Pacheco zudem einen Grenzvertrag mit Peru aus. Die Folgen des Salpeterkriegs zwangen Pacheco des Weiteren innenpolitisch zur Konfrontation mit der Militärführung, die die Friedensabkommen ablehnte und ständig mit einem Putsch drohte. Er bildete daraufhin eine Koalitionsregierung mit der Konservativen Partei und versuchte, die politische Lage des Landes durch eine Generalamnestie zu normalisieren.

Seine Regierung förderte die finanziellen Interessen der großen Bergbauoligarchie. Er gründete die Bank von Potosí und Puerto Pacheco, eine Schifffahrtsenklave am Río Paraguay, die die Entwicklung des Bergbaus fördern sollte, und förderte den Bau eines Eisenbahnnetzes, das Bolivien durchqueren sollte. Zu seinen Verdiensten als Präsident gehörten die Entsendung verschiedener Expeditionen in den Gran Chaco zur Festigung der bolivianischen Souveränität in diesen Gebieten, der Ausbau des Straßennetzes im Departamento Santa Cruz im Landesinneren und die Begleichung einer Schuld gegenüber Peru aus eigenem Geld. Nach vielen Jahren regierte er das Land friedlich, installierte darüber hinaus elektrische Beleuchtung und Telegrafenverbindungen in Huanchaca und La Paz und bekämpfte das chronische Staatsdefizit, das durch den Silber- und Kautschukboom entstanden war. Er starb am 20. August 1899, aus der Politik zurückgezogen, auf seinem Anwesen in Tatasi im Departamento Potosí.

Hintergrundliteratur

  • Jaime Mendoza: Figuras del pasado, Gregorio Pacheco, ex-presidente de la República de Bolivia, 1924
  • Alberto Marion Argandoña: Gregorio Pacheco Leyes boletín confidencial, político y familiar, Editorial Pasanaku, Fondo Editorial de la Honorable Alcaldia Municipal de Sucre, 2010
Commons: Gregorio Pacheco Leyes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: NARCISO CAMPERO LEYES (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  2. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: MANUEL ISIDORO BELZU HUMEREZ (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  3. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: JOSÉ MARÍA LINARES LIZARAZU (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  4. Galeria de Presidentes de la República de Bolivia: ANICETO ARCE RUIZ (Memento vom 12. Februar 2007 im Internet Archive)
  5. Eliodoro Camacho. Biografías y Vidas, abgerufen am 13. September 2025 (spanisch).
  6. Bolivia: Presidents. rulers.org, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
VorgängerAmtNachfolger
Narciso Campero LeyesPräsident von Bolivien
1884–1888
Aniceto Arce Ruiz