Lazarushäuschen

Das Lazarushäuschen, auch Lazaruskapelle oder St.-Lazarus-Kapelle, bisweilen auch Gertrudenkapelle genannt,[1] ist ein denkmalgeschütztes Heiligenhäuschen in der westfälischen Stadt Münster.
Lage
Das Heiligenhäuschen liegt im Stadtteil Kinderhaus westlich der Kirche St. Josef an der Straße Kinderhaus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt das ehemalige Leprosenhospital Kinderhaus, dem das Lazarushäuschen zugeordnet war.
Geschichte
Ein Lazarushäuschen bestand nachweislich bereits um 1586 an der Handelsstraße von Münster nach Friesland. Reisende konnten dort für die an Lepra erkrankten Menschen Spenden hinterlegen.
In seiner heutigen Form wurde das Heiligenhäuschen 1618 errichtet.[1] Die dort hinterlegten Spenden wurden teils den Bewohnern des Leprosen-Hospitals für persönliche Bedürfnisse wie beispielsweise Kleidung überlassen und teils für die Küche des Hospitals verwendet.
Zum 500-jährigen Jubiläum der Kirche wurde auch das Lazarushäuschen renoviert, eine weitere Renovierung erfolgte 1974.[1]
Beschreibung
Das Gebäude hat eine Grundfläche von etwa 3 m × 3 m, ist 4,45 m hoch und trägt ein Satteldach. Auf der Westseite springen die Seitenmauern ein Stück vor die Fassade vor, so dass ein überdachter Vorraum entsteht. Die ursprünglich verputzten Bruchsteinmauern sind seit den Renovierungen des 20. Jahrhunderts steinsichtig belassen, nur Vorraum und Westfassade sind verputzt und weiß gestrichen. Eine Stufe führt zu der Fassade, die zwei vergitterte Öffnungen aufweist. Die anderen Wände haben keine Öffnungen.
Hinter den Gittern stehen Sandsteinfiguren der heiligen Gertrud (links) und des armen Lazarus (rechts). Eine etwa 65 Zentimeter hohe Sitzfigur zeigt Lazarus und einen Hund, der dessen Wunden leckt. In der Linken hält Lazarus eine Klapper, wie sie Leprakranke tragen mussten, um auf sich aufmerksam zu machen. In der Rechten hält er eine Schale. Eine etwa 80 Zentimeter hohe Standfigur zeigt Gertrud mit Mantel und Äbtissinen-Stab in der Rechten. In der Linken hält sie eine Münze und ist im Begriff, sie in die Schale des Lazarus zu werfen.
Inschriften
Über den vergitterten Öffnungen trägt eine von Hermen gerahmte und von einem Dreiecksgiebel gekrönte Steintafel die den beiden Figuren zugeordneten Inschriften:
SANCTA |
SANCTUS |
| heilige Jungfrau Gertrudis Patronin dieser Kirche im Jahre 1618 |
Heiliger Lazarus Zeichen der Geduld Beispiel für Leprakranke |
Eine Steintafel an der Stirnseite der nördlichen Seitenmauer trägt die Inschrift: „Dem eß Gott gibt im Sinn:/der gebe den armen Lepro/sen al hie etwas in“.
Eine Steintafel an der Traufseite der südlichen Seitenmauer trägt die Inschrift: „Ach Reisender Mensch bedenke/die aussätzigen armen, so wird/Gott dir Glück geben und sich/deiner Seelen erbarmen“.
Denkmalschutz
Das Lazarushäuschen ist seit dem 28. November 1988 unter der Nummer 667/2 in der Denkmalliste der Stadt Münster eingetragen mit der Anmerkung: „Als ein nur noch in sehr wenigen Exemplaren erhaltenes Zeugnis einer Leprosenkapelle, das im engen Zusammenhang mit dem Leprosorium gesehen werden muss, erlangt die Kapelle aus überregionalen, siedlungs-, sozial-, medizin- und stadtgeschichtlichen sowie künstlerischen und volkskundlichen Gründen Denkmalwert.“[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Kinderhaus 14. In: Geoportal der Stadt Münster: Bau- und Gartendenkmäler. Abgerufen am 25. August 2025 (Direktverlinkung nicht möglich, Kinderhaus 14 in der Suche eingeben und auf das Objekt klicken).
Koordinaten: 51° 59′ 59,6″ N, 7° 36′ 44,9″ O