Leprosenhospital Kinderhaus

Leprosenhospital Kinderhaus, Straßenseite

Das Leprosenhospital Kinderhaus ist ein ehemaliges Leprosorium in der westfälischen Stadt Münster. Die noch erhaltenen Gebäude stehen unter Denkmalschutz. In ihnen sind ihnen sind mehrere Wohnungen, ein Lepramuseum und ein Heimatmuseum eingerichtet.

Geschichte

Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts errichteten die Bürger Münsters an der Straße nach Rheine mehrere Hütten für Leprakranke etwa vier Kilometer nördlich der Stadt.[1] Das Gelände wurde im Osten und Süden von einer Mauer begrenzt und im Westen und Norden durch den Kinderbach, der damals weiter südlich verlief und „Jodefeldbeke“ genannt wurde.

1333 wurde das Leprosorium erstmals urkundlich erwähnt.[1] Die historische Bezeichnung „der kinderen hus“ (Kinderhaus) für das Leprosenhospital bezieht sich nicht auf Minderjährige, sondern auf die Leprakranken, die damals als „Kinder im Feld“ bezeichnet wurden. Damit wurde ausgedrückt, dass sie so hilfsbedürftig wie Kinder und aus den Wohnbereichen der Gesunden ausgegrenzt waren.[2]

Träger des Leprosoriums war eine städtische Stiftung, in der der Stadtrat durch zwei Provisoren (Verwalter) vertreten war.[3] Als deren Sitz wurde 1405 ein eingeschossiges Provisorenhaus in der Südostecke des Geländes errichtet, das 1584 erweitert und zweigeschossig ausgebaut wurde.

Bischof Ludwig II.bestellte 1342 einen Seelsorger für die Leprosen. 1449 wurde neben dem Hospital eine Leprosenkirche gebaut, die als rechtes Kirchenschiff der Kirche St. Josef erhalten ist.[2] Bereits um 1586 ist ein vor der Kirche stehendes Lazarushäuschen nachgewiesen, wo Passanten für die Leprakranken Spenden hinterlegen konnten. Der jetzige Bau wurde 1618 errichtet.[4]

Im 16. Jahrhundert konnten in dem Hospital bis zu neun Leprakranke gleichzeitig versorgt werden. Im 17. Jahrhundert ging die Zahl der Leprafälle deutlich zurück. 1676 gab es erstmalig seit der Gründung eine Zeit ohne Leprosen in dem Spital. Auch in der Folge waren nur wenige Leprosen hier untergebracht. 1703 ist letztmals ein Leprakranker in dem Hospital erwähnt.[5]

1661 übernahm Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen die bisher städtisch verwaltete Stiftung und änderte ihre Zwecke. Er ließ ein Werk- und Erziehungshaus für verwahrloste Jugendliche errichten, das bis 1675 dieser Funktion diente. 1684 wurde es in ein städtisches Armenhaus umgewandelt. 1840 wurde das ehemalige Wohnhaus der Leprakranken wegen Baufälligkeit abgerissen.

Beschreibung

Provisorenhaus, Gartenseite
Goldene Fuge am Provisorenhaus
Werkhaus, Gartenseite
Mauer mit zugemauerter Durchreiche

Das Gelände des Leprosenhospitals liegt im Norden des Stadtteils Kinderhaus westlich der Kirche St. Josef auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Straße Kinderhaus.

Von den Bauten des Leprosenhospitals erhalten sind die Umfassungsmauer aus dem 14. Jahrhundert, das Provisorenhaus von 1405/1584, das Werkhaus von 1661 und das gegenüber dem Hospital vor der Kirche liegende gehörende Lazarushäuschen von 1618.

Das Provisorenhaus ist ein zweigeschossiger Bau mit Satteldach.

Denkmalschutz

Das Leprosenhospital ist seit dem 7. Juli 1986 unter der Nummer 668/1 in der Denkmalliste der Stadt Münster eingetragen mit der Anmerkung: "Das ehemalige Leprosenhaus ist aus stadt-, siedlungs-, sozial- und medizingeschichtlichen sowie bauhistorischen Gründen denkmalwert."[6]

Literatur

  • Mirko Crabus: Kinderhaus im Mittelalter. Das Leprosorium der Stadt Münster. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster). Aschendorff, Münster 2013, ISBN 978-3-402-14552-4.
Commons: Leprosenhospital (Münster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Münster IV - Kinderhaus. In: lepramuseum.de. Gesellschaft für Leprakunde, abgerufen am 17. August 2025.
  2. a b Von der Leprosenkirche zur Pfarrkirche St. Josef. In: Katholische Kirchengemeinde St. Marien und St. Josef. Abgerufen am 17. August 2025.
  3. Armenhaus Kinderhaus (Leprosenstiftung). In: archive.nrw.de/. Landesarchiv NRW, abgerufen am 30. August 2025.
  4. Kinderhaus 14. In: Geoportal der Stadt Münster: Bau- und Gartendenkmäler. Abgerufen am 25. August 2025 (Direktverlinkung nicht möglich, Kinderhaus 14 in der Suche eingeben und auf das Objekt klicken).
  5. Klaus Henning, Ralf Klötzer: Münster-Kinderhaus - Daten zur Geschichte. In: Gesellschaft für Leprakunde (Hrsg.): Leprosorien in Deutschland. Mai 2020 (lepramuseum.de [PDF; 226 kB; abgerufen am 17. August 2025]).
  6. Kinderhaus 15. In: Geoportal der Stadt Münster: Bau- und Gartendenkmäler. Abgerufen am 17. August 2025 (Direktverlinkung nicht möglich, Kinderhaus 15 in der Suche eingeben und auf das Objekt klicken).

Koordinaten: 51° 59′ 59,9″ N, 7° 36′ 42,2″ O