Katharinenkirche (Reutlingen)

Katharinenkirche

Die Katharinenkirche ist eine neugotische Kirche in Reutlingen in Baden-Württemberg. Sie war der erste evangelische Kirchenneubau Reutlingens seit der Reformation.

Geschichte

Die Kirche wurde 1887–1890 nach Entwurf des Stuttgarter Architekten Heinrich Dolmetsch als Friedhofskapelle auf dem Friedhof Unter den Linden erbaut und ersetzte die alte Katharinenkapelle, deren Existenz bereits 1338 urkundlich belegt ist. Lediglich der aus dem Jahr 1731 stammende Grabstein des Majors Johannes Jakobus Dann wurde in die neue Katharinenkirche übernommen. Nach dem großen Stadtbrand von 1726 hatte sich Dann um den Wiederaufbau Reutlingens Verdienste erworben. Überlegungen, den Chor der alten Katharinenkapelle in den Neubau einzubeziehen, kamen nicht zum Tragen. Als Baumaterial wurde in der Nähe von Reutlingen gebrochener Neckartaler Sandstein verwendet. Die Wände des Chors und der Boden der Kirche wurden mit Mettlacher Mosaikplatten belegt. Die Baukosten samt Inneneinrichtung und Architekten-Honorar lagen bei 106.000 Mark. Seit 1908 wird die Katharinenkirche als Gemeindekirche genutzt.

Das Erscheinungsbild der Katharinenkirche ist seit der Erbauung weitgehend unverändert. Lediglich die während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangenen Chorfenster aus der Glasmalerei-Werkstatt Gustav van Treeck (München) wurden erneuert. Die Katharinenkirche ist damit eines der wenigen Baudenkmale in Reutlingen aus der Zeit des Historismus, die nahezu unverfälscht überliefert sind. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bauwerken des ausgehenden 19. Jahrhunderts konnte sogar die Schablonenmalerei im Inneren in ihrer Originalsubstanz erhalten werden. Die Die Katharinenkirche in die Liste der Kulturdenkmale eingetragen.

Innenraum der Katharinenkirche

Von Anfang 2011 bis Sommer 2012 wurde die Kirche renoviert und saniert, insbesondere am Dach. Die Dachstatik wurde ertüchtigt und die Eindeckung mit Zink-Rauten saniert.[1] Für die aufwändige Arbeit an den Zink-Rauten gewann die ausführende Flaschnerei Huber (Kißlegg) den bundesweiten Sanierungspreis in der Sparte Metall 2013. Die an der Katharinenkirche erhaltene historische Zink-Rauten-Deckung ist in Süddeutschland einzigartig.[2]

In einer erneuten Bauphase von Mai bis Mitte September 2017 wurde eine neue Beleuchtung im Innenraum und ein effektiveres, die Orgel schonendes Heizsystem eingebaut.[3]

Die Kirche wird für Gottesdienste, besonders sonntags um 11:15 Uhr, und für vielfältige kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Literatur

  • Architektonische Rundschau, 7. Jahrgang 1891, Heft 12, S. 23 f. (Text), Tafel 90 (Perspektive), Tafel 91 (Perspektive des Innenraums).
  • Ellen Pietrus: Die Kirchenneubauten von Heinrich Dolmetsch. Ein Architekt im Königreich Württemberg. Sonderdruck aus: Reutlinger Geschichtsblätter, Nr. 40 (2001).
  • Ellen Pietrus: Kirchenausstattungen von Heinrich Dolmetsch. Vom Umgang mit Raumfassungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 34. Jahrgang 2005, Heft 2, S. 88 ff.
Commons: Katharinenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vera Hiller: Dach der Katharinenkirche ist wieder dicht. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
  2. Martin Schreier: Fast geheult. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
  3. Auferstehungskirche Katharinenkirche. (PDF) Gemeindebrief April - Mai 2017. In: katharinenkirche-reutlingen.de. S. 11, abgerufen am 11. Mai 2017.

Koordinaten: 48° 29′ 51″ N, 9° 12′ 18,8″ O