Karl Grünberg (Schriftsteller)

Heinrich Karl Grünberg (* 5. November 1891 in Pankow[1]; † 1. Februar 1972 in Berlin)[2] war ein deutscher kommunistischer Schriftsteller und Journalist.
Leben
Grünberg war der Sohn eines sozialdemokratischen Schuhmachers[1]. Er war zunächst ungelernter Arbeiter, dann Laborant in Berlin, Oldenburg, Leverkusen und Wittenberg. 1910 besuchte er in Berlin die von Wilhelm Liebknecht gegründete Arbeiterbildungsschule. 1911 trat er der SPD bei. Von 1915 bis 1918 nahm er an der Ostfront als Soldat des Deutschen Heers am Ersten Weltkrieg teil. 1919 nahm er an den Berliner Märzkämpfen teil und organisierte er die Soldatenräte bei der Republikanischen Soldatenwehr. 1919 trat er zur USPD und schließlich 1920 zur KPD über. Er war Mitarbeiter der Zeitung Die Rote Fahne und maßgeblich an der Organisation der Arbeiterkorrespondenzbewegung beteiligt. 1928 war er Mitbegründer und Erster Sekretär der Berliner Ortsgruppe des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Er arbeitete als Reichstagsberichterstatter und Chefredakteur der deutschen Ausgabe der Rote-Hilfe-Presskorrespondenz der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS). Von 1928 bis 1931 unternahm er drei Reisen in die Sowjetunion., wovon er mehrere Reportagen in der Parteipresse veröffentlichte. 1931 wurde in Moskau seine Anthologie deutscher Arbeiterdichtung Feder und Faust veröffentlicht. Grünberg benutzte auch die Pseudonyme Schlarks, Schnafte, Atta Troll, G.-Kage und Herbert Wendt.[3]
Grünberg war einer der Autoren, deren Werke bei der von den Nazis veranstalteten Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in die Flammen geworfen wurden. Nach der Machtergreifung der Nazis beteiligte Grünberg sich am kommunistischen Widerstand. U. a. organisierte er die Zeitung Der Maulwurf und schrieb er Berichte, die in der skandinavischen Presse veröffentlicht wurden. Er war zeitweise im KZ Sonnenburg inhaftiert. Dort begegnete er Carl von Ossietzky. In Heft 1/1946 der Zeitschrift Die Weltbühne wurde Grünbergs Augenzeugenbericht, der erste zu diesem Sachverhalt, mit einer Zeichnung von Adolf Noetzel veröffentlicht.[4] Nach der Entlassung war Grünberg Steinklopfer und ab 1936 Chemotechniker bei der Schering AG in Berlin. Von 1943 bis 1945 war er bei der Luftschutzpolizei in Essen und Berlin dienstverpflichtet. Er arbeitete bis zum Untergang des NS-Staats illegal. Noch in den letzten Apriltagen 1945 gründete er mit anderen das „Volkskomitee Berlin-Pankow“. Dieses Komitee verfasste am 2. Mai 1945 den ersten Aufruf an die Einwohner des Stadtbezirkes Berlin-Pankow. Unmittelbar nach Kriegsende übernahm Grünberg für einige Monate als Amtsgerichtsdirektor den Neuaufbau des Pankower Gerichtswesens. Mehrere Jahre lang war er Redakteur der SMAD-Zeitung Tägliche Rundschau. Anschließend betätigte er sich wieder als freier Schriftsteller. 1950 erhielt er im vom Zentralrat der FDJ ausgeschriebenen künstlerischen Wettbewerb Die Jugend baut ihre Heimat für sein Stück Golden fließt der Stahl – zusammen mit zwei Laienspielen – den mit 500 D-Mark ausgelobten dritten Preis.[5]
Werke
- Die sozialistische Volkswehr, 1919
- Brennende Ruhr, Roman aus der Zeit des Kapp-Putsches und des Ruhraufstands, 1928 (E-Text)
- Der Moloch, Roman, 1931
- zweite Fassung: Gloria Victoria, 1960
- Das Schattenquartett, autobiografischer Roman, 1948
- Hitlerjunge Burscheidt, 1948
- Die Flucht aus dem Eden, 1949
- Golden fließt der Stahl, Theaterstück, 1950
- Helden der Arbeit. Aus dem Leben und Wirken der Helden unserer Zeit, 1951 (darin u. a.: Hans Garbe – Der Mann im feurigen Ofen)
- Es begann im Eden, 1951/1953
- Episoden. Erlebnisreportagen aus sechs Jahrzehnten Kampf um den Sozialismus, 1960
- Mit der Zeitlupe durch die Weimarer Republik, 1960
- Der Goldschatz in der Taiga, 1961
- Die Getreuen vom Galgenberg, 1965
- Von der Taiga bis zum Kaukasus. Erlebnisse aus den zwanziger Jahren und später, 1970 (später unter dem Titel Zwischen Taiga und Kaukasus)
- Wie ich es sah, Erzählungen, 1972
Literatur (chronologisch)
- Karl Grünberg, in: Richard Drews / Alfred Kantorowicz (Hrsg.): verboten und verbrannt. Deutsche Literatur – 12 Jahre unterdrückt, Berlin und München: Heinz Ullstein – Helmut Kindler Verlag, 1947, S. 53.
- Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1974; Band 1, S. 297
- Oliver Kersten: Die Naturfreundebewegung in der Region Berlin-Brandenburg 1908–1989/90. Kontinuitäten und Brüche. Berlin 2007 (Zugl. Diss. Freie Universität Berlin 2004) (Naturfreunde-Verlag Freizeit und Wandern), S. 49 f., 305; ISBN 978-3-925311-31-4.
- Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2008; ISBN 978-3-462-03962-7. (Zu Grünberg Seite 123–125)
- Paul Sielaff: Karl Grünberg und das Ruhrgebiet. Der Kohlenpott in der proletarischen Literatur, RotFuchs Juni 2010, S. 24
- Bernd-Rainer Barth: Grünberg, Karl. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Grünberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl-Grünberg-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ a b StA Pankow Geburtsregister Nr. 220/1891
- ↑ Amtlicher Vermerk auf Geburtsurkunde: "H. Verstorben 1.2.72 St.A. Bln.-Mitte Nr. 208/72"
- ↑ Paul Günter Krohn, Heinz Neugebauer (Hrsg.): Für Euch ist das Wort. Die Gestalt des Arbeiters in der proletarisch-revolutionären Literatur Deutschlands 1918–1933. Verlag Tribüne, Berlin, 1962, S. 448
- ↑ Ursula Madrasch-Groschopp: Die Weltbühne. Porträt einer Zeit-schrift. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1983, S. 419
- ↑ Vgl. Berliner Zeitung, 6. Jg., Nr. 123, 31.5.1950, S. 3