Kajira von Gor

Darstellung einer Kajira, in einem Camisk-Gewand, auf dem Oberschenkel das Sklavenzeichen Kef. Model: Sarah Ellis, Foto: Marcus J. Ranum.

Kajira von Gor ist ein 1983 erschienener Science-Fiction-Fantasy-Roman von John Norman. Das Buch ist der 19. Band der 38 Bücher umfassen Gor-Romanreihe von John Norman und der dritte Sklavinnen-Roman innerhalb der Reihe. Von 1986 bis 2011 war das Buch in Deutschland als jugendgefährdende Schrift indiziert.

Die Handlung wird aus der Sicht der weiblichen Protagonistin Tiffany Collins geschildert. Die US-amerikanische Parfümverkäuferin wird eines Abends betäubt und entführt. Als sie erwacht, findet sie sich auf dem fremden Planeten Gor im Herrscherpalast der Stadt Corcyrus wieder, wo man ihr der Ministerpräsident Ligurious erklärt, dass sie die Rolle von Sheila, der Herrscherin der Stadt einzunehmen hat. Tiffany entscheidet sich mangels Alternativen mitzuspielen. Mit der Zeit erfährt Tiffany mehr über die goreanische Kultur und den Charakter ihrer politischen Herrschaft. Vor allem aber ist sie aufgrund ihrer submissiv-sexuellen Neigung besonders von der Institution der weiblichen Sklaverei auf Gor fasziniert. Als sich Corycrus plötzlich mit der rivalisierenden Stadt Argentum im Krieg befindet, überschlagen sich die Ereignisse, an deren scheinbarem Ende Tiffany sich als Gefangene und schließlich auf dem Sklavenmarkt wiederfindet und die weibliche Sklaverei auf Gor in ihrer ganzen Konsequenz kennenlernt. Doch auch ihre Vergangenheit holt sie bald wieder ein.

Das Buch war von 1986 bis 2011 in Deutschland als jugendgefährdende Schrift indiziert, wobei die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in ihrer Entscheidung vor dem Hintergrund der im Roman enthaltenen Kajira-Thematik mit Verstößen gegen die Menschenwürde, Diskriminierung der Frau und der Gefahr der sittlichen Desorientierung von Kindern und Jugendlichen argumentierte. Die gesetzliche Indizierungsfrist von 25 Jahren lief 2011 aus und wurde nicht im Rahmen eines erneuten Prüfverfahren erneuert, sodass das Buch seither wieder in Deutschland frei verkauft werden darf.

Handlung

Die Welt von Gor.

Die junge US-Amerikanerin Tiffany Collins arbeitet als Parfümverkäuferin auf Long Island, im Bundesstaat New York. Eines Tages wird sie von einem dominanten Mann angesprochen, der ihr ein Trinkgeld von mehr als 200 US-Dollarn gibt und sie zu einem Amateur-Model-Fotoshooting nach Manhattan einlädt. Zudem drückt er ihr ein fremd aussehendes Metallstück in die Hand. Tiffany bringt das Stück zu einem Juwelier, der das Metall als Gold identifiziert, das Stück jedoch nicht identifizieren kann. Tiffany verkauft das Stück und erhält 1800 Dollar. Tiffany entscheidet sich trotz eines unguten Gefühl das Model-Fotoshooting wahrzunehmen. Sie will den anwesenden Männern gefallen, die sich allerdings verbal während des Shootings wenig professionell verhalten; zwei von ihnen reden davon, dass sie hübsch genug für eine Kajira sei und bald eine sein werde. Tiffany versteht die Worte nicht. Seit dem Fotoshooting sind sechs Wochen vergangen, als Tiffany eines Abends unter der Dusche ist und plötzlich in ihrer Wohnung von drei Männern überrascht wird, darunter dem, der ihr das Fotoshooting angeboten hat. Tiffany wird von den Männern betäubt und entführt.

Tiffany erwacht in einem großen luxuriösen Schlafzimmer. Sie ist nackt und trägt eine stählerne Fußfessel, die sie an die Wand kettet. Kurz darauf betritt eine junge, spärlich bekleidete Frau mit einem Halsreif den Raum. Sie stellt sich als Susan vor und erläutert Tiffany, dass sie sich in der Stadt Corcyrus befindet. Auf Tiffanys Nachfragen hin erfährt sie, dass Susan eine Sklavin und ihr Eigentümer Ligurios ist, der erste Minister von Corcyrus. Tiffany ist erleichtert, als Susan ihr eröffnet, dass sie selbst keine Sklavin geworden ist, noch in der Zwischenzeit vergewaltigt und entjungfert wurde. Gleichzeitig bedauert sie innerlich den Umstand keine Sklavin zu sein, da sie ein inneres Verlangen hat, einem starken Mann zu gehören. Schließlich betritt Ligurious den Raum, den Tiffany als einen Löwen von einem Mann empfindet. Sie fürchtet sich vor ihm und erwartet von ihm vergewaltigt zu werden – gleichzeitig ist sie innerlich begierig darauf – doch Ligurious tut nichts derartiges. Er erläutert ihr, dass sie mit einem Raumschiff auf den Planeten Gor gebracht wurde. Von Susan erfährt Tiffany, dass sie sich im Palast von Corcyrus befindet und eine neue Identität hat: die von Sheila, der Tatrix von Corcyrus, einer weiblichen Herrscherin über die Stadt. Susan gibt ihr Sprachunterricht in Goreanisch.

Mehrere Wochen sind seit Tiffanys Ankunft auf Gor vergangen. Sie wird mehrere Stunden am Tag unterrichtet, um sich an ihre neue Umgebung anpassen zu können. In den letzten Tagen ist sie Schritt für Schritt in das öffentliche Leben von Corcyrus eingeführt worden, hat Audienzen für die Menschen gegeben und sogar Gericht gehalten. Dabei hat sie einen betrügerischen Händler namens Speusippus aus Turia aus der Stadt verbannt. Tiffany erfährt, dass es zwischen Corcyrus und der verfeindeten Stadt Argentum gewaltsame Spannungen gibt, bei denen es um im Grenzgebiet liegende Silberbergwerke geht. Später empfängt sie als Tatrix Sheila den Botschafter von Argentum, General Miles. Statt eines diplomatischen Schlichtungsversuchs über die politischen Differenzen kommt es zum Eklat, bei dem Miles immer wieder deutlich macht, dass sich die Tatrix von Corcyrus am besten als Sklavin machen würde.

Tiffany hinterfragt zunehmend ihre Rolle als Tatrix und warum bekommt das Gefühl, dass sie eine ihr noch unbekannte Rolle zu spielen hat, auch da sie trotz ihrer Rolle als Herrscherin faktisch der Kontrolle durch Ligurious unterliegt. Schließlich erwirkt sie bei ihm, dass sie sich frei bewegen kann in Begleitung ihres Leibwächters Drusus Rencius, zu dem sie sich zunehmend hingezogen fühlt. Dabei kommt es zu einem Zwischenfall, wo ein Mann namens Menicius sie hart beschimpft, sie aber sein Leben verschont. Tiffany kämpft mit ambivalenten Gefühlen im Angesicht der Sklaverei auf Gor, so bedauert sie einerseits Sklavinnen um ihr unfreies Schicksal, andererseits ist genau dies und die Phantasie einem starken Mann – etwa Drusus – als Sklavin zu gehören, für sie überaus erregend. Ihre Gefühle werden so extrem, dass sie Drusus anweist, das Haus eines Sklavenhändlers und die Sklavengehege sehen zu können. Daraufhin besucht sie mit ihm als Sklavin verkleidet das Haus des Sklavenhändlers Kliomenes auf; wonach Tiffany heftig mit ihren Gefühlen kämpft und ihre irdische Erziehung von Gleichberechtigung der Frau als Widerstreit mit der Natur empfindet, in der Frauen von Männern beherrscht würden. Die Erfahrung im Haus des Sklavenhändlers wertet sie als den Moment, indem sie ihrer eigenen ureigenen Weiblichkeit so nahe wie zuvor war. Sie fleht Drusus an, die "Sklavin in ihr" zu kosten, doch Drusus weist sie zu ihrer bitteren Enttäuschung zurück.

Die Nachricht verbreitet sich, dass Corcyrus die Silberbergwerke von Argentum besetzt hat – es bricht Krieg zwischen den beiden Städten aus. Mehrere Wochen sind vergangen, als Tiffany schließlich Ligurious damit konfrontiert, dass die Schlachten des Krieges sich immer näher der Stadt nähern, obgleich Ligurious stets beteuert, dass der Krieg gut für Corcyrus laufe. Mit Drusus unternimmt sie verkleidet Ausflüge in die Stadt, um die Stimmung der Einwohner zu erfahren, wobei Drusus ihr eröffnet, dass die Tatrix Sheila alias Tiffany ein Terrorregime führe und die ganze Bevölkerung Angst vor ihr habe. Tiffany ist verwirrt. Zudem eröffnet ihr Drusus, dass Ar, der mächtigste Stadtstaat auf Gor, auf Seiten Argentums in den Krieg gegen Corcyrus eingetreten ist und die Armee des Feindes unweit der Stadt steht. Ligurious berichtet, dass auch Cos auf Seiten von Corcyrus in den Krieg eingetreten ist.

Durch eine List gelingt es den Truppen des Feindes in die Stadt zu gelangen. Tiffany wird in den Thronsaal gebracht, wo sie eine Frau sieht, die ihr sehr ähnlich sieht. Plötzlich wird sie im Thronsaal allein eingesperrt, während Ligurious mit der als Sklavin verkleideten Frau und den Wachen fliehen. Kurz darauf dringen die Truppen des Feindes und viele Menschen aus dem einfachen Volk in den Saal vor. Argentums General Miles betritt den Raum. Tiffany versucht zu erklären, wer sie in Wahrheit ist, doch man glaubt ihr nicht. Mit Entsetzen erfährt sie zudem, dass ihr persönlicher Leibwächter Drusus in Wahrheit als Soldat in den Diensten Argentums steht. Tiffany wird gefangen genommen und in einem Käfig als Kriegsbeute durch die Straßen von Corcyrus getragen – die Bevölkerung jubelt über ihr Schicksal und begrüßt die Truppen von Argentum und Ar als Befreier, danach wird Tiffany im Käfig ins Heerlager von Argentum gebracht, wo sie in der Nacht von zwei unbekannten Männern befreit wird, die sie nach ihrer Befreiung jedoch sogleich allein zurücklassen. Tiffany versucht mehrfach unerkannt aus dem Lager zu fliehen. Schließlich kann sie unerkannt in einem von einem Tarn – einem großen Vogel, der als Reittier genutzt wird – fliehen. Nachdem Tiffany drei Tage lang als blinder Passagier mit dem Tarn geflogen ist, flieht sie, wird jedoch auf der Straße von einigen Männern gefunden, die sie für eine entlaufene Sklavin halten. Tiffany stellt sich ihnen als Lita vor. Die Männer erzählen ihr, dass sich auf der Straße Viktel Aria, auch Voskstraße genannt, befinden und sie in der Stadt Venna dem Archonten übergeben werden.

In Venna kommt Tiffany auf den Sklavenmarkt, wo sie ihrem vermeintlich entflohenen Herrn zurückgegeben werden soll. Zu ihrem Entsetzen wird sie dort von dem fahrenden Händler Speusippus aus Turia entdeckt, den sie einst aus Corcyrus verbannt hatte. Er gibt sich als ihr Herr aus und nimmt sie mit. Speusippus vergewaltigt Tiffany mehrfach; sie verliert ihre Jungfräulichkeit. Er schert ihr zudem das Kopfhaar. Speusippus fährt mit seinem Wagen nach Westen, wobei Tiffany entsetzt erfährt, dass die Straße nach Argentum führt. Schließlich gelingt ihr erfolgreich die Flucht.

Auf der Straße ersucht Tiffany Hilfe bei einem Arbeitssklavinnen-Transport, doch wird sie von den Männern kurzerhand selbst gefangen genommen und zu den anderen Mädchen gesteckt. Sie kommt in eine Weberei von Mintars von Ar, wo sie offiziell versklavt wird, ein Brandzeichen und einen Halsreif erhält. Auf ihre Brust wird die Nr. 4073 aufgemalt und in ihren Halsreif eingraviert. Sie kommt in die Weberei 7, wo sie fortan am Webstuhl 40 arbeitet. Zusammen mit der Sklavin Emily muss sie regelmäßig ihrem Aufseher Borkon als Sexsklavin dienen.

Fünf Monate später wird der junge Aemilianus, ein Neffe von Mintar von Ar, auf die beiden Sklavenmädchen Tiffany und Emily aufmerksam und kauft sie der Weberei für je 12 Kupfertarsk ab. Er will in Ar ein Unternehmen aufbauen, das auf mietbare Bankettsklavinnen – Servierinnen, Tänzerinnen, Vergnügungssklavinnen etc. – spezialisiert ist. Er beschließt Tiffany zur Vergnügungsklavin auszubilden.

Mehrere Monate später dient Tiffany als mietbare Bankettsklavin von Aemilianus, wobei sie sich freut diese Form der Sklaverei erleben zu dürfen. Gut zwei Monate nach Ende ihrer Ausbildung zur Vergnügungssklavin dient sie eines Tages beim Bankett des Kaufmanns Eito, der als Ehrengast den berühmten Sklavenjäger Hassan eingeladen hat. Hassan erläutert, dass er die ehemalige Tatrix Sheila sucht, auf deren Ergreifung ein Kopfgeld von 15.000 Goldtarsk ausgesetzt ist. Tiffany muss Hassan als Sexsklavin dienen, doch er erkennt sie nicht als die ehemalige Tatrix. Mittels des Geruchssinns eines Sleen soll die Tatrix am nächsten Morgen gefunden werden. Tiffany versucht zu fliehen, doch statt ihr erschnüffelt der Sleen eine andere Frau, der Hassan einen Sklavenhalsreif anlegt. Verblüfft stellt Tiffany fest, dass die Frau ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie begreift, dass sie nach Gor entführt wurde, um als Doppelgängerin der echten Tatrix Sheila von Corcyrus zu dienen, die als Opferlamm herhalten sollte, wenn die Auseinandersetzungen zwischen Argentum und Corcyrus für letzteres schlecht ausgingen. Während sie geopfert worden wäre, hätten Sheila und Ligurious unerkannt entkommen können – da Tiffany aber selbst die Flucht gelang, war dieser Plan vereitelt worden und hatte die große Suche nach Sheila ausgelöst, die nun Hassan in die Hände gefallen war.

Tiffany und die anderen Bankettsklavinnen werden von Miles aus Argentum angemietet, um bei ihm in der Stadt aufzutreten, wobei Tiffany ihm als Sexsklavin dienen muss. Kurz darauf erfährt sie, dass Miles sie und Emily gekauft hat und für Tiffany fünfzehn Silbertarsk bezahlt hat – da er sie für die Tatrix Sheila hält, gibt er ihr ihren Namen und benutzt sie als Sexsklavin.

Einige Zeit später wird Tiffany in Argentum vor Gericht gestellt: es soll herausgefunden werden, ob sie oder die gefangene Sheila die wahre Tatrix ist. Diese trägt inzwischen das Brandzeichen einer Sklavin und ist im Besitz von Hassan. Nach einer längeren Befragung offenbart Sheila, dass sie die echte Tatrix ist, zudem erläutert sie, dass sie im Dienst der außerirdischen Kurii stand, die die goreanische Gesellschaft unterwandern wollen. Hassan entscheidet sich Sheila als Sklavin zu behalten, statt für die das astronomische Kopfgeld einzustecken. Tiffany erfährt, dass sie einst im Lager von Argentum von Menicius und Drusus befreit wurde, die ihr zur Flucht verhalfen. Es offenbart sich ihr auch, dass Drusus in sie verliebt ist. Dieser kauft sie schließlich Miles von Argentum ab und Tiffany ist überglücklich nun die Sklavin ihres geliebten Drusus zu sein.

Hintergrund

Hintergrund der feministischen Debatte der 1970er- und 1980er-Jahre

Die Veröffentlichung der meisten Gor-Romane (Bände 1–25) von 1966 bis 1985 fällt zeitlich in die gleiche Epoche wie die Hochzeit des Feminismus und die Zeit der verstärkten gesetzlichen Gleichberechtigung und Emanzipation der Frauen in Europa und Amerika. sie fällt ebenso zusammen mit der Epoche des aufkommenden Bodice-Ripper-Romans, in denen vor allem weibliche Autoren begannen, Abenteuer- und Liebesromane mit weiblichen Hauptprotagonisten zu schreiben, die etwa Entführung und sexuelle Gewalt durch Männer erleben, zu denen sie aber letztlich eine romantische Beziehung entwickeln. Von Seiten der feministischen Bewegung wurden die Bodice-Ripper-Romane teils massiv kritisiert, da Feministinnen befürchtete, dass Frauen durch solche Lektüre daran gewöhnt werden könnten, Vergewaltigung und häusliche Gewalt als selbstverständlichen Teil ihres eigenen Lebens zu akzeptieren. Der Bodice Ripper zeigte unschuldige Jungfrauen, die durch Vergewaltigung zu Nymphomaninnen und romantisch Liebenden wurden: ein Szenario, das nach feministischer Auffassung mit den Fantasien realer Vergewaltiger erschreckend genau übereinstimmte.[1]

John Normans Gor-Bücher – noch dazu von einem Mann geschrieben – verkörperten dieses Szenario in noch drastischerer Weise. Nach Normans philosophischen Kajira-Konzept liegt es in der Natur und Biologie veranlagt, dass der Mann über die Frau herrscht, die ihm als Sklavin dienen müsse und wolle, jedoch werde sie in der irdischen Gesellschaft mit dem politischen Konzept der Gleichberechtigung der Geschlechter daran gehindert, sich ihrer natürlichen Veranlagung hinzugeben. In den Gor-Romanen erfahren Frauen ihre wahre Weiblichkeit daher erst in der Sklaverei und Unterdrückung durch den Mann.

Die Kajira- / Sklavinnen-Romane

Das narrative Konzept der Kajira findet sich in John Normans Gor-Romanen seit dem ersten Band, doch baute er es im Laufe der Reihe zunehmend aus. Mit dem 1977 erschienen siebten Band Sklavin auf Gor (Captive of Gor) rückte er die Kajira-Sklaverei wesentlich in den Fokus und brachte erstmals eine weibliche Hauptfigur als Ich-Erzählerin, die in die Sklaverei gezwungen wird – ihr Erleben der Welt von Gor als Kajira stellt die wesentliche Handlung dar.[2] In einigen späteren Romanen der Gor-Reihe setzte Norman das Konzept fort, auch hier sind die Ich-Erzählerinnen und Hauptprotagonisten Frauen, die in eine Existenz als Sklavinnen/Kajirae gezwungen werden.[2] Die entsprechenden Bände werden daher oft auch als Kajira- oder Sklavinnen-Romane bezeichnet.[3] Bei den Kajira-Romanen handelt es sich um die elf Bände Nr. 7 – Sklavin auf Gor / Die Sklavin, Nr. 11 – In Sklavenketten auf Gor / Das Sklavenmädchen, Nr. 19 – Kajira von Gor, Nr. 22 – Die Tänzerin von Gor, Nr. 26 – Die Zeugin, Nr. 27 – Prize of Gor, Nr. 31 – Conspirators of Gor, Nr. 32 – Smugglers of Gor, Nr. 34 – Plunder of Gor, Nr. 35 – Quarry of Gor und Nr. 38 – Treasure of Gor.[4]

Bewertung und Folgen in den USA in den 1980er-Jahren

Die Entwicklung der Gor-Reihe durch die zunehmende Kajira-Thematik führte zu einer stark zunehmenden, teils heftigen Kritik an den Romanen. 1983 bewertete Peter Mauzy den ersten Kajira-Roman Sklavin auf Gor sowie den nachfolgenden Band Die Jäger von Gor als wichtigste Bände der Gor-Reihe, in der der zuvor untergeordnete Aspekt der weiblichen Sklaverei zum zentralen Thema der Gor-Reihe werde. Mauzy attestierte, dass die Handlung, Action, Storyline und Charakterentwicklung in den Hintergrund trete, während Norman fortan in langen expositorischen Passagen seine Philosophie der weiblichen Unterwerfung und männlichen Dominanz vermittle.[5] Zu demselben Schluss kam ebenfalls 1983 Robert Reginald.[6] David Langford beschrieb 1988 im SFX Magazine die Wandlung der späteren Romanreihe als „zu einer extrem sexistischen, sadomasochistischen Pornographie, in der Frauen rituell gedemütigt werden, und haben deshalb weithin Anstoß erregt“.[7]

In den späten 1980er-Jahren wurden das Erscheinen der Gor-Romane beim DAW Books Verlag eingestellt;[8] der Verlag argumentierte mit sinkenden Verkaufszahlen,[8] was David Langford als „dürftigen Vorwand“ beschrieb.[8]

Veröffentlichung

In den USA erschien das englischsprachige Originalwerk 1983.[9] Im Jahr 1985 erschien eine deutschsprachige, stark gekürzte Fassung des Heyne Verlags.[10]

Indizierung in Deutschland

Indizierung in Deutschland als jugendgefährdende Schrift von 1986 bis 2011

Die Veröffentlichung der deutschsprachigen Übersetzung im Jahr 1985 fiel in eine Zeit, in der gegen die Bücher der Gor-Reihe Prüfverfahren zur Bewertung als jugendgefährdende Schriften begannen. Von 1985 bis 1987 wurden insgesamt elf Bände als jugendgefährdende Schriften eingestuft und indiziert, darunter auch Kajira von Gor.[11]

Am 21. November 1985 reichte das Kreisjugendamt Karlsruhe bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften einen Antrag auf Indizierung des Buchs ein.[12] Am 20. Februar 1986 entschied die Bundesprüstelle zugunsten einer Indizierung.[12] Die Indizierung lief nach der gesetzlichen Frist von 25 Jahren aus.[13] Eine Neubewertung zur erneuten Indizierung fand nicht statt, sodass das Buch seither wieder frei verkauft werden darf.

Indizierungsverfahren 1985/86

Argumente des Antragstellers

In der Antragschrift argumentierte das Jugendamt, die Schrift sei geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu verwirren., da die Frau zur Sklavin des Mannes degradiert und suggeriert werde, dass sie sich in der Rolle als Sklavin des Mannes wohlfühle, sowie nur seinen Ansprüchen zu dienen.[14] Damit werde die Würde des Menschen und insbesondere die Würde der Frau verletzt.

Argumente des beklagten Heyne-Verlags

Der Heyne-Verlag argumentierte gegen eine Indizierung, wobei er ausführte, dass sich die gekürzte Übersetzung der Darstellungen sexueller und gewalttätiger Handlungen enthielte;[15] zudem sei der Roman dem Science-Fiction-Fantasy-Genre zuzuordnen und daher rein fiktiv ohne Bezug zur gelebten Realität.[15] "Die Frauen von Gor seien nicht die Frauen unserer Gesellschaft."[15]

Entscheidungsbegründung zur Indizierung

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften folgte der Einschätzung des Antragstellers für eine Indizierung. Der Inhalt des Buchs sei geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren und nach § A Abs. 1 Satz 1 GjS sittlich zu gefährden.[15] Der Inhalt sei frauendiskriminierend; der Autor entwickle ein Normalitätskonzept, das die Frau zum Konsumartikel und Objekt männlicher Lust mache. Gepredigt werde ein den Grundwerten der deutschen Verfassung diametral entgegengesetztes Verhalten.[15] Die im Buch vorkommenden Frauen seien fast alle hübsch und versklavt, ihre Aufgabe die ständige sexuelle Verfügbarkeit als Sklavinnen; auch das Erscheinungsbild der Frau sei allein auf die Sexualität komprimiert.[16] Als besonders ethisch sozialethisch verwirrend werte die Bundesprüfstelle, dass die Frauen in ihrer Unterordnung als Sklavinnen selbst höchste Lust empfinden.[17] Dabei wird auf die zentralen weiblichen Figuren des Buchs verwiesen, etwa die Hauptfigur Tiffany Collins, die gegen das innere Verlangen ankämpfen muss, sich zu unterwerfen.[17] Beide weiblichen Hauptfiguren erblühten erst durch die Versklavung zur wahren Weiblichkeit.[17]

Selbst die Vergewaltigung der Hauptfigur Tiffany Collins werde positiv geschildert.[17] Zwar wurde sie ohne jede Rücksicht auf ihre Gefühle mehrfach vergewaltigt, andererseits war sie dabei erregt und bereit gewesen, ihn zu empfangen.[18] Die Bundesprüfstelle befindet, dass jugendliche Rezipienten die Vergewaltigung von Frauen als für sie langfristig angenehm empfunden werde. Besonders männliche Kinder und Jugendliche seien daher gefährdet, den Eindruck zu haben, dass Frauen und Mädchen auch in der realen Welt erst dann ihr "Frau sein" erlangen, wenn sie von einem Mann erniedrigt und benutzt bzw. vergewaltigt worden sind.[19] Zudem werde die weibliche Sklaverei durch das Naturrecht gerechtfertigt.[19] Der jugendliche Leser müsse erfahren, dass der höchste Wert einer Frau ist, sich völlig dem Willen anderer zu beugen, wodurch die sozialethische Verwirrung von Jugendlichen noch verstärkt werde.[19]

Die Bundesprüfstelle befand:

"Ebenso eklatant wie der Inhalt des Buches gegen die Menschenwürde verstößt, missachtet er auch das grundgesetzlich in Art. 3, Abs. 2 garantierte Gleichheitsgebot, insbesondere den Gleichberechtigungsgrundsatz zwischen Mann und Frau. [...] Das Buch vermittelt eine Beziehung zwischen Mann und Frau, die einem Verhältnis von einem Herrn zu seiner Sklavin entspricht. Es widerspricht damit eklatant dem Bild der Frau nach dem Grundgesetz, dass das Leitbild einer gleichberechtigten Partnerschaft festschreibt."[19]

Die Bundesprüfstelle wies zudem den Einwand des Heyne-Verlags ab, dass es sich um eine fiktive Geschichte ohne Bezug zur Realität handle.[19] Gerade die Differenz zwischen dem Normalitätskonzept der weiblichen Sklaverei und der sexuellen Verfügbarkeit von Frauen auf Gor im Kontrast zur Realität erwecke in (männlichen) Jugendlichen (sexuelle) Frustration.[20] Damit stimuliere das Buch Gewaltausübung gegenüber unwilligen Mädchen.[21] Ebenso werde die sozialethische Desorientierung gesteigert.[21]

Rezeption

Im Jahr 2002 plädierte Sandra Heide aufgrund der literarischen Inhalte und Themen des Romans[22] dagegen, in öffentlichen Bibliotheken das Buch auszustellen, genau wie alle anderen Romane der Gor-Reihe.[23]

Ausgaben

Deutsche Ausgaben

  • John Norman: Kajira von Gor, Heyne Verlag, München 1985, 203 Seiten (es existiert eine weitere Fassung in kleinerem Druck mit 247 Seiten).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hsu-Ming Teo: Desert Passions: Orientalism and Romance Novels. University of Texas Press, Austin, TX 2012, ISBN 978-0-292-73938-3, S. 156 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Christophe Duret: Transfictionality, Thetic Space, and Doctrinal Transtexts: The Procedural Expansion of Gor in Second Life’s Gorean Role-playing Games, 2018, S. 10.
  3. Gorean Posts (Luther) - Barbarians of Gor.com - “slave” novels, abgerufen am 19. November 2024.
  4. Christophe Duret: Transfictionality, Thetic Space, and Doctrinal Transtexts: The Procedural Expansion of Gor in Second Life’s Gorean Role-playing Games, 2018, S. 10. (Stand 2018; wohl auch Band 34, 35 und 38).
  5. Peter Mauzy: The Gor Novels, Survey of Modern Fantasy Literature, 2/1/1983, Bd./Jhrg. 2
  6. Robert Reginald: Xenograffiti: Essays on Fantastic Literature, Studies in the Philosophy and Cristicism of Literature, S. 73–75.
  7. David Langford: SFX Magazine, Ausgabe 39, Juni 1998.
  8. a b c David Langford: SFX Magazine, Ausgabe 39, Juni 1998.
  9. John Norman: Kajira von Gor, Heyne Verlag, München 1985, S. 4.
  10. John Norman: Kajira von Gor, Heyne Verlag, München 1985, 203 Seiten.
  11. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 1–6.
  12. a b Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 1.
  13. Entscheidung Nr. A 13/11 vom 17. Januar 2011 (Pr. 1155/10)
  14. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 2.
  15. a b c d e Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 3.
  16. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 3f.
  17. a b c d Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 4.
  18. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 4. Originalzitat: "Ich war keine Jungfrau mehr. Meine Jungfräulichkeit war mir von Speusippus aus Turia genommen worden. Ohne jede Rücksicht auf meine Gefühle hatte er mich unter sich geworfen und mich genommen – und das nicht nur einmal. Nicht nur dadurch wurde mir klargemacht, wer die Macht über mich hatte. Trotz dieser klaren Eroberung und meines physischen und psychischen Eingehens auf diese Tatsache lag es daran, daß er sich mit meinem Körper zu wenig Zeit ließ. Andererseits war ich erregt und bereit gewesen, ihn zu empfangen. Bei unserem letzten Zusammensein hatte ich jedoch Angst bekommen, begann ich doch tief in mir etwas zu empfinden, eine erste erschreckende Vorahnung darauf, wie es sein mochte, sich einem Herrn als Sklavin voll hinzugeben." – John Norman: Kajira von Gor, Heyne Verlag, München 1985, S. 115f.
  19. a b c d e Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 5.
  20. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 5f.
  21. a b Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Pr 593/85, Entscheidung Nr. 3585 vom 20. Februar 1986, S. 6.
  22. Sandra Heide: Fantasy-Serien und Fantasy-Welten in Öffentlichen Bibliotheken. Überlegungen zu ausgewählten Problemen. Mit einer Empfehlungsliste, Fachhochschule Stuttgart Hochschule der Medien, 2002, S. 37f.
  23. Sandra Heide: Fantasy-Serien und Fantasy-Welten in Öffentlichen Bibliotheken. Überlegungen zu ausgewählten Problemen. Mit einer Empfehlungsliste, Fachhochschule Stuttgart Hochschule der Medien, 2002, S. 59.