Friedrich Lange (Architekt)

Johannes Friedrich Lange (auch J. Friedrich Lange; * 5. April 1811 in Kassel; † 1. September 1870 in Marburg) war ein deutscher Architekt, Bauhistoriker und Hochschullehrer. Er gilt als bedeutender Vertreter der mittleren Periode der Neugotik in Kurhessen, ist heute jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten.[1]

Leben

Lange war der Sohn des kurhessischen Oberbaurats und Oberingenieurs Johann Christoph Lange (1763–1812) und seiner Frau Gertrud Heil. Nach dem Besuch des Lyceum Fridericianum in Kassel studierte er zunächst an der Höheren Gewerbeschule und an der Akademie der bildenden Künste in Kassel. Es folgten Studien der Mathematik, Architektur und Technologie an der Universität Göttingen und ein weiteres Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er sich auf Architekturmalerei konzentrierte. Mehrere Studienreisen nach Italien und England prägten sein architektonisches Werk.[1]

Von 1837 bis 1849 war Lange Zeichenlehrer am Domgymnasium Fulda, am dortigen Schullehrerseminar sowie an der neugegründeten Fuldaer Realschule. Ab 1840 unterrichtete er zudem als Turnlehrer, was zur damaligen Zeit ungewöhnlich war und sogar kritische Aufmerksamkeit beim Kurfürsten erregte.[1]

Lange engagierte sich früh für die Erforschung und den Erhalt mittelalterlicher Architektur. 1844 legte er ein Konzept zur systematischen Erfassung hessischer Kunstdenkmäler vor[1] und veröffentlichte mehrere bauhistorische Arbeiten, darunter *Baudenkmale und Alterthümer Fuldas* (1847).

Sein Renommee als Kenner mittelalterlicher Architektur führte dazu, dass ihm bedeutende Restaurierungsprojekte übertragen wurden, darunter die Klosterkirche in Haina (1849–1856), die Elisabethkirche in Marburg (1854–1861) und die Michaelskirche sowie der Fuldaer Dom in Fulda (1853–1855).[1]

Am 13. März 1851 wurde Lange auf Antrag der Philosophischen Fakultät zum Universitätsarchitekten und außerordentlichen Professor für Architektur an der Philipps-Universität Marburg ernannt.[1] In dieser Doppelfunktion plante und leitete er bedeutende Bauprojekte der Universität, darunter die Chirurgische Klinik am Pilgrimstein (1853–1858), das erste neugotische Gebäude Marburgs. Er führte erstmals ein Universitätsbaubüro mit eigenem Siegel ein und legte Risse sämtlicher Universitätsgebäude an. 1852 verlieh ihm die Philosophische Fakultät die Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.).[1]

Konflikte mit der Universitätsverwaltung über Zuständigkeiten und Arbeitsweise führten 1861 zu seiner Entlassung als Universitätsarchitekt; die Baugeschäfte wurden wieder seinem Vorgänger Heinrich Ludwig Regenbogen übertragen. Lange blieb jedoch als Hochschullehrer aktiv und lehnte 1864 einen Ruf an die Höhere Gewerbeschule in Kassel ab.[1]

Er starb 1870 in Marburg und wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Sein Grab ist heute nicht mehr erhalten.[1]

Werke (Auswahl)

Bauten
  • 1849–1856: Restaurierung der Klosterkirche Haina
  • 1852–1858: Chirurgische Klinik der Universität Marburg (erstes neugotisches Gebäude Marburgs)
  • 1853–1855: Instandsetzungen am Fuldaer Dom
  • 1854–1861: Restaurierung der Elisabethkirche
  • 1861: Wohnhaus für Carl Grimm in der Ritterstraße, erstes neugotisches Wohnhaus Marburgs
  • 1864/65: Instandsetzungen am Rathaus Marburg
  • 1864–1866: Neubau eines Gewächshauses im Botanischen Garten
Schriften
  • Entwurf zu einer historisch-artistischen Darstellung der hessischen Kunstdenkmale, 1844.
  • Baudenkmale und Alterthümer Fuldas, 1847.

Literatur

  • Emilie Ringseis: Lange, J. Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 631 f.
  • Franz Gundlach: Catalogus professorum academiae Marburgensis, Band 1, Von 1527 bis 1910, Elwert, Marburg 1927, Nr. 1032.
  • Jutta Schuchard: Lange, Johannes Friedrich. In: Katharina Schaal: Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden. Aus der Baugeschichte der Philipps-Universität Marburg, Münster 2019, S. 174–176.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Jutta Schuchard: „Marburger Universitätsbaumeister und Universitätsarchitekten …“. In: Katharina Schaal (Hrsg.): Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden, Münster 2019, S. 174–176.