Heinrich Ludwig Regenbogen
Heinrich Ludwig Regenbogen (* 15. Oktober 1802 in Hamm (Westfalen); † 12. März 1885 in Kassel) war ein deutscher Architekt und Baubeamter. Als kurhessischer Hofbaumeister, Land- und Universitätsbaumeister sowie später preußischer Baurat prägte er über fünf Jahrzehnte das Bauwesen in Kassel, Wilhelmshöhe und Marburg.
Leben
Regenbogen begann seine Laufbahn 1821 als Hofbaukondukteur in Kassel, wo er zunächst im Hofbaudienst tätig war. Bereits 1824 folgte er in dieser Funktion Leonhard Müller nach Wilhelmshöhe. Dort sammelte er praktische Erfahrung bei wichtigen Schloss- und Parkbauten und stieg 1834 zum Hofbaumeister auf. Unter seiner Leitung entstanden unter anderem die beiden Verbindungsflügel des Schloss Wilhelmshöhe, der Umbau des Ballhauses sowie Neubauten eines Wacht- und eines Gasthauses.[1][2]
Zum 1. Januar 1838 wurde Regenbogen überraschend aus dem Hofbaudienst in Kassel abgezogen und als Land-, Straßen- und Wasserbaumeister nach Homberg versetzt. Noch im selben Jahr übernahm er diese Funktion in Marburg. Zusätzlich wurden ihm im Dezember 1838 die Aufgaben des Universitätsbaumeisters übertragen, nachdem der erkrankte Jacob Cöster nicht mehr in der Lage war, das Amt auszuüben.[3]
Seine Arbeit in Marburg war von hoher Arbeitsbelastung geprägt. Neben zahlreichen Projekten für die Philipps-Universität führte er auch staatliche Bauprojekte in der Region aus. Wiederholt beschwerte er sich über den großen Umfang seiner Aufgaben und die fehlende finanzielle Anerkennung, da für die universitären Bauaufträge keine gesonderte Vergütung vorgesehen war. Konflikte mit der Universitätsverwaltung führten zu Disziplinarmaßnahmen, unter anderem zu einem Verweis wegen „ungebührlichen Verhaltens“.[3]
Nach dem Tod Cösters 1843 bewarb sich Regenbogen um die offizielle Stelle des Universitätsarchitekten. Innerhalb der Universitätsgremien entspann sich daraufhin eine Debatte, ob ein künftiger Universitätsarchitekt akademische Qualifikationen vorweisen und auch lehren sollte, oder ob praktische Erfahrung genügen würde. Die Regierung entschied zunächst, die bestehende Kombination von Landbaumeister und Universitätsarchitekt beizubehalten.[3]
1852 wurde Regenbogen nach Kirchhain versetzt, kehrte jedoch 1854 nach Marburg zurück. In der Folgezeit geriet er mehrfach in lokale Kontroversen, unter anderem wegen Beschwerden von Bauhandwerkern sowie privater Gerüchte. 1861 übernahm er nach der Entlassung Friedrich Langes erneut die Leitung der Universitätsbauangelegenheiten.
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde Regenbogen 1871 zum Kreisbauinspektor ernannt und 1872 zum Baurat befördert. Bis zu seiner Pensionierung am 1. September 1874 war er weiterhin für zahlreiche Projekte in Marburg zuständig. Anschließend zog er nach Kassel, wo er 1885 verstarb.[2]
Wirken
Regenbogen war über fünf Jahrzehnte im öffentlichen Bauwesen aktiv und prägte den Übergang von der kurhessischen zur preußischen Bauverwaltung. Zu seinen wichtigsten Projekten gehören:
In Kassel und Wilhelmshöhe
- Umbau des Ballhauses
- Bau zweier Verbindungsflügel am Schloss Wilhelmshöhe
- Neubauten von Wacht- und Gasthaus
- Bauaufnahmen der Domäne Wilhelmsthal (1822)
In Marburg
- Neubau des Anatomiegebäudes in der Ketzerbach (1839–1842)
- Ausbau des Dörnberger Hofs am Renthof zum Mathematisch-Physikalischen Institut (1838–1841)
- Umbaupläne für die ehemalige Deutschordenskomturei (1842)
- Bauaufnahmen und Umbauten am Kugelherrenhaus (1861/1871)
- Umbau des nördlichen Flügels des Landgrafenschlosses (1872)
Bedeutung
Regenbogen gilt als einer der prägenden Baumeister des 19. Jahrhunderts in Kurhessen. Sein Wirken, das sich über den Übergang vom Kurfürstentum Hessen in die preußische Verwaltung erstreckte, trug wesentlich zur baulichen Entwicklung der Philipps-Universität Marburg und zahlreicher öffentlicher Gebäude in Nordhessen bei.
Literatur
- Jutta Schuchard: „Marburger Universitätsbaumeister und Universitätsarchitekten vom späten 18. Jahrhundert bis ins Kaiserreich. Sieben Kurzbiographien“. In: Katharina Schaal (Hrsg.): Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden. Aus der Baugeschichte der Philipps-Universität Marburg. Waxmann, Münster 2019, S. 172f.
- Albrecht Hoffmann: Baukunst in Forschung und Praxis. Marburger Architekten und Ingenieure in althessischer und preußischer Zeit. Marburg 2006, S. 58.
- Armin Wiegand: Mehr als „schlicht“! Klassizismus und Rundbogenstil am Beispiel der Kirchen in Kurhessen und Waldeck. Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Bd. 29, Darmstadt 2017, S. 301.
- Rolf Bidlingmaier: Das Residenzpalais in Kassel. Der Architekt Johann Conrad Bromeis und die Raumkunst des Klassizismus und Empire in Kurhessen unter Kurfürst Wilhelm II. Regensburg 2000, S. 101.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Architekturzeichnungen der Museumslandschaft Hessen Kassel: Eintrag zu Heinrich Ludwig Regenbogen
- ↑ a b Hessische Biografie: »Regenbogen, Heinrich Ludwig« (abgerufen am 22. August 2025).
- ↑ a b c Jutta Schuchard: „Marburger Universitätsbaumeister und Universitätsarchitekten vom späten 18. Jahrhundert bis ins Kaiserreich. Sieben Kurzbiographien“. In: Katharina Schaal (Hrsg.): Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden. Aus der Baugeschichte der Philipps-Universität Marburg. Waxmann, Münster 2019, S. 172f.