Jean de Warignies
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Jean de Warignies, Seigneur de Blainville (* um 1581; † 26. Februar 1628 in Issy-les-Moulineaux) war ein französischer Adliger, Diplomat und Hofbeamter.
Er war Conseiller d’État, Maître de la garde-robe du roi, Ritter im Orden vom Heiligen Geist und Premier Gentilhomme de la Chambre du Roi sowie Gesandter in Lothringen und England und Lieutenant du roi au gouvernement du bailliage de Caen.
Leben
Jean de Warignies gehört einer alten picardischen Familie an, die das Lehen Blainville im 15. Jahrhundert erworben hatte. Er ist der Sohn von Jacques de Warignies, Gentilhomme de la Chambre des Herzogs von Alençon, und Adrienne Martel de Bacqueville.
Nach dem Tod Heinrichs IV. stand er in der Gnade der Regentin (1610–1614) Maria de’ Medici und konnte diesen Status wohl auch dank der Unterstützung des Concino Concini, Marschall von Frankreich, genannt Maréchal d‘Ancre, aufrechterhalten. Er wurde Lieutenant du roi in der Normandie, heiratete dann im Februar 1611 Catherine Voisin, Dame de Tourville et d’Infreville (die Ehe blieb kinderlos). Im gleichen Jahr wurde er Enseigne de la compagnie des gendarmes du roi. 1614 wurde er Maître de la garde-robe du roi als Nachfolger von François V. de La Rochefoucauld, Prince de Marcillac, Comte und ab 1622 Duc de La Rochefoucauld.
Die von Ludwig XIII. veranlasste Ermordung Concinis 1617 berührte Blainvilles Karriere nicht: sein Gehalt als Guidon (Fahnenträger) seiner Kompanie wurde 1618 verdoppelt. Ende Februar 1619 wurde er zum Herzog Heinrich II. von Lothringen gesandt, um diesen von einer weiteren Unterstützung Maria de‘ Medicis abzuhalten, die in der Nacht von 21. auf den 22. Februar 1619 aus Blois geflohen war. Am 31. Dezember 1619 wurde er von Ludwig XIII. zum Ritter im Orden vom Heiligen Geist ernannt.
1620 sandte Ludwig XIII. ihn drei Mal nach Brissac, um die Königinmutter dazu zu bringen, sich mit ihm, dem König, zu versöhnen, aber ohne Erfolg, ohne dass die Gnade des Königs einerseits und das Vertrauen Maria de‘ Medicis andererseits dadurch beeinträchtigt wurden. Am 12. Mai 1621 kaufte Blainville von Henri de Gondi für 75.000 Livres das dem Louvre gegenüber liegende Hôtel de Retz, nachdem die Herzogin am 20. November des Vorjahres verstorben war, 1622 erwarb er mit Rückendeckung des Königs (« sous le bon plaisir du roi ») das Amt des Premier Gentilhomme de la Chambre du Roi als Nachfolger des zurückgetretenen Henri de Nogaret de La Valette, Duc de Candale. Von September 1625 bis Mai 1626 war er außerordentlicher Botschafter in England.
Blainville war aber auch ein entschiedener Gegner Richelieus, den er „mehr als selbst den Teufel“ hasste – was ihm am 6. Dezember 1626 die Verbannung in die Normandie einbrachte, wozu die Chalais-Verschwörung als Vorwand diente. Umgekehrt bezeichnete ihn Richelieu als „einer der klügsten und gerissensten Herren des Hofes“. Die Verbannung kann aber nicht lange gedauert haben, da Blainville im Jahr darauf (1627) an der Belagerung von La Rochelle, die im August 1627 begann, teilnahm.
Jean de Warignies starb am 26. Februar 1628 in Issy ohne Nachkommen. Da er hochverschuldet war, wurde bereits am 8. März 1628 sein Nachlass inventarisiert – Blainville war bekannt dafür, sich mit Kunstgegenständen zu umgeben –, wobei die in den Räumen vorhandenen Gemälde so außergewöhnlich waren, dass der Maler Charles Masson hinzugezogen wurde, um sie zu begutachten und einzuschätzen. Auf der Liste finden sich Namen wie Leonardo da Vinci (1452–1519), Paschal Urbin (wohl Raffael, 1483–1520), Le Passant (wohl Jacopo Bassano, 1510–1592), und Peter Paul Rubens (1577–1640, der 1625 mit seinen Arbeiten nach Paris gekommen war) – einige Werke waren Leihgaben aus dem Besitz des Königs, die nun natürlich zurückgefordert wurden, die meisten davon sind aber zu einem Schätzwert aufgelistet, der vermuten lässt, dass es sich um Kopien handelte, deren Originale dem König gehörten, aber auch aus dem Palais du Luxembourg stammten und im Besitz der Königinmutter waren. Blainville war wohl kaum ein Sammler, die Werke an seinen Wänden dienten eher dazu, das Hôtel particulier eines Höflings auszustatten und dabei den Besitz sowohl Ludwigs XIII. und auch Maria de‘ Medicis zu berücksichtigen und zu ehren: er war wohl „einer der ersten in Frankreich, der Gemälde als Instrument politischen Prestiges und politischer Macht einsetzte“.[1]
Literatur
- Père Anselme: Histoire généalogique et chronologique, Band 9, 1733, S. 148
- Eugène Griselle, État de la maison du roi Louis XIII, de celles de sa mère, Marie de Médicis… omprenant les années 1601 à 1665, Paris, 1912, S. 10–11, 192 (gallica.bnf.fr)
- Martin Kemp, Robert B. Simon, Margaret Dalivalle, Leonardos Salvator Mundi and the Collecting of Leonardo in the Stuart Courts, Oxford University Press, 2019, S. 174, ISBN 978-0-198-81383-5
- Michael Szanto, Von der Kunst zur Politik: Die Gemälde von Jean de Warignies, Lord of Blainville (ca. 1581–1628), in: In his milieu: Essays on Netherlandish Art in Memory of John Michael Montias, Amsterdam University Press, 2006, S. 455–466 (archive.org)
Anmerkungen
- ↑ Szanto