Industriekanal


Der Industriekanal ist ein Kanal im Hamburger Stadtteil Billbrook. Er ist 870 Meter lang und durchgängig 70 Meter breit. Der Kanal dient der Erschließung des südöstlichen Teils des Industriegebiets Billbrook/Rothenburgsort und wurde 1924 ausgehoben.[1]
Der Kanal zweigt vom Tidekanal in südlicher Richtung ab (Lage). Nach 265 Metern unterquert er die Pinkertbrücke. Kurz danach biegt der Kanal in südöstliche Richtung ab und endet an der Moorfleeter Straße (Lage). Ursprünglich reichte der Kanal noch 690 Meter weiter und damit bis zur Verbindungslinie der Enden von Tidekanal und Moorfleeter Kanal (Lage). Seit den 1970er Jahren wird dieses Teilstück auf Karten als verfüllt dargestellt.[2]
Am ursprünglichen Ostende befand sich seit den 1940er Jahren das nach dem nahegelegenen Sender Billwerder-Moorfleet benannte „Funkturmlager“, das in der NS-Zeit zunächst Zwangsarbeiter und nach dem Krieg Ausgebombte und Flüchtlinge beherbergte. Bereits seit den 1930er Jahren waren zu beiden Seiten des Industriekanals ausgedehnte Kleingartenkolonien entstanden, die noch bis in die 1960er Jahre als Behelfsheimsiedlungen für tausende ausgebombte Hamburger dienten. Bei der Sturmflut 1962 trat auch der Industriekanal über die Ufer und überschwemmte die benachbarten Siedlungen großflächig. Zwar konnten sich die meisten Bewohner auf ihre Dächer retten, dennoch waren vier Tote zu beklagen. Ab Mitte der 1960er Jahre begann der Senat daraufhin, die Kleingartensiedlungen aufzulösen und ab 1966 den Industriekanal von Osten her mit Hausmüll zu verfüllen.[3]
Der Industriekanal ist eine Landeswasserstraße[4] und gehört zum Hafennutzungsgebiet des Hamburger Hafens.[5] Er ist Teil des Tidehafens und fällt während des Niedrigwassers vollständig trocken.
Am verkürzten Ende des Industriekanals lag von 1976 bis 2003 das Autokino Billbrook.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Begrabener Wald. hamburg.de; abgerufen am 5. April 2019
- ↑ Geoportal Hamburg abgerufen am 5. Juli 2021
- ↑ Der Großsender Billwerder-Moorfleet, das Funkturmlager und die Siedlungen am Industriekanal, in: Die Billbrooktour. Mehr als eine Rundfahrt durch Hamburgs Industriegeschichte, Geschichtswerkstatt Billstedt 2021, S. 143–151.
- ↑ Hamburgisches Wassergesetz (HWaG) in der Fassung vom 29. März 2005. landesrecht-hamburg.de; abgerufen am 14. April 2019
- ↑ Hafenentwicklungsgesetz vom 25. Januar 1982, Anlage 2: Grenzbeschreibung. landesrecht-hamburg.de; abgerufen am 5. April 2019.
- ↑ Volker Reißmann: Erinnerungen an Hamburgs einziges Autokino (1976–2003): Wenn es Nacht wurde in Billbrook … (PDF; 5,9 MB) In: Hamburger Flimmern – Die Zeitschrift des Film- und Fernsehmuseums Hamburg e. V., November 2010, Nr. 17; abgerufen am 5. April 2019