Hintergericht
Koordinaten: 51° 2′ 35″ N, 9° 25′ 40″ O Das Hintergericht war ein historischer Gerichtsbezirk im Südosten des heutigen Schwalm-Eder-Kreises in Nordhessen.
Geschichte
Das landgräflich-hessische Gericht wurde im Jahre 1462 erstmals urkundlich erwähnt. Es gehörte zum damaligen Amt Homberg. Vermutlich wurde das landgräfliche Gericht nach dem Erwerb der Rechte der Abtei Hersfeld und ihres Tochterklosters Johannesberg im Gebiet der hersfeldischen Villikation Sipperhausen eingerichtet. Der Gerichtsplatz befand sich auf etwa 341 m Höhe an der westlichen Gemarkungsgrenze des Homberger Stadtteils Mörshausen, wo der Flurname „Galgenacker“ noch daran erinnert.
Im Jahre 1537 umfasste das Gericht die Dörfer Mosheim, Ostheim, Hombergshausen,[1][2] Mörshausen, Dagobertshausen (mit dem Schnegelshof), Sipperhausen und Dickershausen. 1542 wurden Dagobertshausen und Ostheim dem Amt Melsungen zugeordnet, sodass nur noch Mosheim, Hombergshausen, Sipperhausen, Mörshausen und Dickershausen zum Hintergericht gehörten. 1661 fiel Oberbeisheim als landgräfliches Lehen heim und wurde dem Hintergericht angegliedert.
Während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen wurde das Gericht aufgelöst. Die Dörfer Dickershausen, Mörshausen, Hombergshausen, Oberbeisheim und Sipperhausen (mit Bubenrode) waren von 1807 bis 1813 dem Kanton und Friedensgericht Homberg zugeteilt. Zum Kanton und Friedensgericht Melsungen gehörten Dagobertshausen (mit dem Schnegelshof) und Ostheim. Mosheim kam zum Kanton und Friedensgericht Gensungen.
Ende
Nach dem Ende des Königreichs Westphalen wurde diese Regelung rückgängig gemacht und das Kurfürstentum Hessen führte 1814 das Amt Homberg mit dessen Untergerichten wieder ein. Die kurhessische Verwaltungsreform von 1821, die Verwaltung und Justiz voneinander trennte, brachte das Ende des Hintergerichts. Die Dörfer des bisherigen Gerichts kamen verwaltungsmäßig zum Kreis Homberg[3] oder zum Kreis Melsungen[4] und hinsichtlich der Rechtsprechung zum Landgericht Homberg.[5]
Fußnoten
- ↑ Die Grüneismühle bei Beiseförth wechselte, laut Georg Landau, schon 1473 zum Amt Melsungen.
- ↑ Im 16. Jahrhundert waren Teile von Hombergshausen mit Gerichtsrechten zeitweise an örtlichen Adel verlehnt.
- ↑ Hombergshausen, Mörshausen, Dickershausen, Mosheim, Oberbeisheim und Sipperhausen.
- ↑ Dagobertshausen und Ostheim.
- ↑ Handbuch des Kurhessischen Militair-, Hof- und Civil-Staats, auf das Jahr 1821, Kassel, 1821, S. 244
Weblinks
- Hintergericht, Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS)
- „Dagobertshausen, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Dickershausen, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Hombergshausen, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Mörshausen (Homberg), Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Mosheim, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Ostheim, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Oberbeisheim, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- „Sipperhausen, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Literatur
- Waldemar Küther: Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg. Elwert, Marburg 1980, ISBN 3-7708-0679-4, S. 141
- Georg Landau: Beschreibung des Hessengaus. Oswald Bertram, Kassel, 1857, S. 167–169 (books.google.com)