Schnegelshof

Koordinaten: 51° 4′ 46″ N, 9° 31′ 28″ O

Karte: Hessen
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Schnegelshof

Der Schnegelshof war ein 1966 abgerissenes und wüst gefallenes Gehöft in der Gemarkung von Dagobertshausen, einem Ortsteil der Gemeinde Malsfeld im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Der Hof war ein Vorwerk des Scholleyschen Ritterguts in Malsfeld, später der Domäne Elfershausen. Er befand sich auf 272 m Höhe etwa 1 km östlich von Dagobertshausen zwischen Dagobertshausen und Beiseförth.

Geschichte

Dort befand sich zuvor eine kleine Siedlung, 1368 als Sneÿlbach bezeichnet,[1] deren Zehnt als Lehen der Abtei Hersfeld im Besitz der Herren von Leimbach war. Ludwig und Werner von Leimbach verkauften diesen Zehnt 1319 an Tyle von Falkenberg.[2] 1368 veräußerten Hermann und Tile von Falkenberg den Großen und Kleinen Zehnten zu Beÿsefurte (Beiseförth), zu Rockenhusen[3] und zu Sneÿlbach, den sie vom Hersfelder Abt Berthold II. zu Lehen hatten, wiederkäuflich für 300 Schillinge an Otto von Röhrenfurth,[4] der von 1361 bis 1373 Dechant in Rotenburg an der Fulda war. Mit dem Tod im Jahre 1432 des hessischen Erbmarschalls Eckhard II. von Röhrenfurth, dem letzten männlichen Vertreter seines Geschlechts, fiel Sneÿlbach an die Landgrafschaft Hessen heim. Im Jahre 1458 belehnte Landgraf Ludwig II. Henne uff dem Hobe mit dem Dorff Sneglbach, das zu dieser Zeit zum Gericht Sipperhausen, dem sogenannten Hintergericht, und dem Amt Homberg gehörte.[5] Schon bald darauf scheint es sich nur noch um einen Einzelhof gehandelt zu haben, der spätestens ab 1483 mit Elfershausen zum hessischen Amt Melsungen gehörte.

Lehensinhaber des nun Schnellhof genannten Guts war wohl bereits zu dieser Zeit ein aus Homberg stammender gewisser Glasewald. Nach diesem kam, auf verschlungenen Wegen, der Hof 1531 an Henning von Scholley, und das führte zu langwierigen Rechtshändeln. Die Familie Scholley obsiegte offensichtlich vor Gericht mit ihrer Darstellung, sie habe den Hof als freies Rittergut erblich gekauft und es habe keinerlei Verbindlichkeiten aus einer früheren Verpfändung durch Glasewald an die Kirche Dagobertshausen bestanden. Der Hof wurde demnach 1514 von Wilhelm von der Landsburg († 1550)[6] an seinen Bruder Johann,[7] uneheliche Söhne des Landgrafen Ludwig II., für 300 Goldgulden als freies Rittergut erblich verkauft und nach Johannes’ Ermordung 1531 von dessen Tochter und Schwiegersohn an Henning von Scholley verkauft. Der Hof diente nun der Versorgung der Scholleyschen Burg in Malsfeld.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt der Hof erhebliche Verwüstungen, wie auch Dagobertshausen selbst und das nahe Oberdagobertshausen, das in dieser Zeit zur Wüstung wurde.

Die letzten Scholley waren verarmt und verpfändeten das kleine Gut mit seinen etwa 25 ha Land um 1800 an den Staat. Da es bis zum Aussterben der Herren von Scholley im Mannesstamm im Jahre 1829 nicht mehr eingelöst wurde, kam es als heimgefallenes Lehen und Vorwerk zur bereits 1770 aus einem landgräflichen Gut geschaffenen kurhessischen Staatsdomäne Elfershausen.

Letzte Bewirtschafter des Hofs waren von 1952 bis 1959 eine aus dem ehemaligen Sudetenland vertriebene Familie, aber schon ab 1954 waren die Gebäude nicht mehr bewohnt und dem allmählichen Verfall preisgegeben. Es handelte sich um ein dreistöckiges Wohnhaus, Fachwerk auf massivem Sandstein-Erdgeschoss, eine große Scheune auf der gegenüberliegenden Hofseite mit dem Pferde- und Rinderstall, eine mehr als 4 m hohe und 70 cm dicke Umfassungsmauer um das gesamte Anwesen, ein an die Innenseite dieser Mauer angebautes Backhaus im Nordwesten und den Schweinestall im Südwesten, zwei Hoftore sowie einen kleinen Ausgang am Wohnhaus im Nordosten zu den dortigen Weiden. Die Gebäude wurden 1964 vom Landeskonservator als historisch nicht bedeutend eingestuft, verfielen und wurden 1966 abgerissen. Nur einer der beiden Torbogen mit dem Scholleyschen Wappen blieb stehen, wurde aber 1968 bei einem Manöver von einem US-amerikanischen Panzer, versehentlich oder absichtlich, umgefahren und zerstört. Heute sind nur noch der kleine Teich nordwestlich außerhalb der einstigen Hofanlage und Reste der dort in den Hang gebauten, von Sandbruchsteinen eingefassten und überwölbten Brunnenkammer mit der Quelle im etwa 1,80 m tiefen Brunnen erhalten, die dem Hof zur Wasserversorgung dienten.

Fußnoten

  1. Historisch belegte Ortsnamen waren Sneÿlbach (1368), Schneÿlbach (1513), Schnelhof (1585), Schnegelnhoeff (1615) und Schnellhof (1708/10). (Schnegelshof, Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS)
  2. Ralf Beise: Ahnen gesucht – Paradies gefunden. Schneider und Weber, Kassel, 1962, S. 16.
  3. Rockenhausen, Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS).
  4. HStAM, Urk. 49, 1233
  5. Vermutlich wurde das landgräfliche Hintergericht nach Erwerb der Rechte der Abtei Hersfeld und ihres Tochterklosters Johannesberg im Gebiet der hersfeldischen Villikation Sipperhausen eingerichtet (Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS)).
  6. Hessen, Wilhelm von, in: Hessische Biografie (LAGIS)
  7. Hessen, Johann von, in: Hessische Biografie (LAGIS)

Literatur

  • Heinrich Reimer (Bearb.): Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, Bd. 14). Elwert, Marburg, 1926 (Neudruck 1974, ISBN 3-7708-0510-0), S. 429