Hattie Barber

Hattie Barber, Aufnahme Ende des 19. Jahrhunderts

Martha Constance Hattie Barber (geboren als Martha Constance Hattie Onions am 1. Mai 1869 in Earl’s Croome, Worcestershire[1]; gestorben am 30. April 1933) war eine englische Kunstsammlerin, Mäzenin und Museumsgründerin. Sie stiftete der University of Birmingham mehrere Lehrstühle und das Barber Institute of Fine Arts, ein Kulturzentrum mit Konzertsaal und Kunstmuseum.

Leben

Über das Leben von Hattie Barber ist insgesamt wenig bekannt. Neben persönlichen Briefen, Postkarten und Fotografien haben sich nur wenige Dokumente erhalten.[1] Sie kam 1869 als einziges Kind von Simon und Hariet Onions in Earl’s Croome in Worcester zur Welt. Ihr Vater besaß ein Unternehmen zur Blasebalg-Herstellung.[1] Die Familie lebte entsprechend im Wohlstand.[1] Im April 1882 begann Hattie Onions mit dem Studium am Cheltenham Ladies College. Dort erhielt sie unter anderem Klavierunterricht bei Domenico Barnett (1839–1911), der zuvor am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig studiert hatte.[2] Später wechselte sie an die Royal Academy of Music in London, wo sie 1885/1886 ihr Studium der Musik mit Auszeichnung abschloss.[2]

Es ist nicht bekannt, wie und wann sie ihren späteren Mann Henry Barber (1860–1927) kennenlernte.[2] Er war Rechtsanwalt und in Birmingham durch Immobiliengeschäfte zu einem erheblichen Vermögen gekommen, sodass er sich bereits mit 33 Jahren aus dem aktiven Berufsleben zurückziehen konnte. Sie heirateten am 15. April 1893 in der St James Church in Defford (Worcester).[3] Das Paar blieb kinderlos.[4] Nach der Hochzeit bezogen sie den Landsitz Culham Court in Berkshire, ein Haus im Stil des Klassizismus nahe Henley-on-Thames.[3] Hattie Barber gestaltete das Innere des Hauses im viktorianischen Stil um.[3] Vor allem widmete sie sich aber der Neuanlage des Gartens.[3] Sie war eine begeisterte Sammlerin von Pflanzen und beschäftigte 16 Gärtner. Besondere Beachtung fand ihr alpiner Felsengarten, über den auch die überregionale Presse berichtete.[3] Zudem besuchte sie mit ihrem Mann regelmäßig Landwirtschaftsausstellungen und beide verband die Liebe zu Pferden.[5] Darüber hinaus hielt sie Yorkshire Terrier.[6] In Culham Court widmete sich Harriet Barber zudem ihrer Musikleidenschaft. Ihr stand dort ein eigener Musikraum zur Verfügung, in dem sich zwei Klaviere und eine Orgel befanden.[5] Ihre Lieblingskomponisten waren Frédéric Chopin und Franz Schubert.[7] Sie nahm später wieder ihren Klavierunterricht auf und nahm Stunden beim Komponisten Victor Buesst (1885–1960).[5]

Hattie und Henry Barber haben in ihrem Haus unterschiedlichste Kunstobjekte zusammengetragen. Hierzu gehörten vor allem flämische Wandteppiche vom 16. bis 18. Jahrhundert, Textilien, Möbeln und Miniaturmalereien.[6] Die großformatigen Gemälde in ihrem Haus stellten vor allem die beiden Bewohner dar. So ließ sich Hattie Barber von James Jebusa Shannon in einem Ganzkörperbildnis porträtieren und zudem in einem Genrebild in ihrem Musikzimmer darstellen.[8] Zudem schuf der Bildhauer Francis Derwent Wood ein Reliefmedaillon von ihr.[6] Ungewöhnlich ist aber vor allem die Folge von 20 Gemälden, in denen der heute wenig bekannte belgische Künstler Nestor Cambier (1879–1957) Hattie Barber porträtierte.[1] Sie hatte den Maler vermutlich 1914 kennengelernt, zwischen 1918 und 1922 lebte er zeitweilig im Haus der Barbers.[9] 1923 ließen die Barbers einen privaten Band mit den Porträts drucken.[10] Zwischen Hattie Barber und Nestor Cambier bestand über mehrere Jahre ein intensiver Briefwechsel. Trotz ihres Wohlstandes erwarben die Barbers keine bedeutenden und entsprechend teuren Gemälde. Das einzige Werk eines namhaften Künstlers in ihrem Besitz war das Gemälde Die Pfauenfeder von Antonio Mancini, das sie im Kriegsjahr 1916 bei einer Wohltätigkeitsauktion zu Gunsten des British Red Cross ersteigert hatten.[6]

1927 starb Henry Barber.[11] Er hatte seit 1920 wiederholt die University of Birmingham großzügig unterstützt und unter anderem einen Lehrstuhl für Rechtswissenschaften gestiftet.[12] Für seine Verdienste wurde er 1924 geadelt und zum Baronet erhoben. Hattie Barber war seither Lady Barber. Sie führte seine Unterstützung der Universität fort und spendete ebenfalls Geld für die juristische Fakultät.[11] Für ihre Verdienste wurde sie 1931 ehrenhalber mit dem Master of Law ausgezeichnet (honorary LL. M degree).[11]

Hattie Barber regelte 1932 final ihren erheblichen Nachlass. Sie begründete in Erinnerung an ihren Mann den Henry Barber Trust.[13] Dieser finanziert an der University of Birmingham zwei juristische Lehrstühle, einen Lehrstuhl für Kunstgeschichte und einen Lehrstuhl für Musik. Darüber hinaus verfügte sie die Gründung des Barber Institute of Fine Arts. Für diese Institution stiftete sie Geldmittel für ein neu zu errichtendes Gebäude, das einen Musiksaal und Galerien für die Ausstellung von Kunstwerken umfasst. Der Direktor des Museums sollte in Personalunion den Lehrstuhl für Kunstgeschichte innehaben. Neben weiteren Details legte sie fest, dass für das Museum aus den Erträgen der Stiftung Kunstwerke anzukaufen seien, die dem Niveau der National Gallery und der Wallace Collection in London entsprechen sollten. Weiterhin legte sie fest, das im Musiksaal des Barber Institute regelmäßig ein anspruchsvolles Musikprogramm zu spielen sei.[14] Hattie Barber starb wenige Monate später. Das Gebäude des Barber Institute of Fine Arts eröffnete im Juli 1939.[15]

Literatur

  • Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts. Scala, London 2012, ISBN 978-1-85759-814-8.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 20.
  2. a b c Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 22.
  3. a b c d e Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 23.
  4. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 34.
  5. a b c Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 24.
  6. a b c d Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 31.
  7. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 28.
  8. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 30.
  9. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 38.
  10. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 35.
  11. a b c Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 41.
  12. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 34.
  13. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 6.
  14. Robert Wenley: Foundations of a collection, the Barber Institute of Fine Arts, S. 46.
  15. Richard Verdi: The Barber Institute of Fine Arts, S. 14.