Hans Baltzer

Hans Baltzer (* 29. März 1900 in Berlin; † 17. Juni 1972 ebenda; vollständiger Name: Hans Adolf Baltzer) war ein deutscher Grafiker, Illustrator und Buchgestalter. Er gilt als einer der Altmeister der Kinderbuchillustration in der DDR.

Leben und Werk

Baltzer war das fünfte Kind der Familie eines armen Berliner Tischlers. Schon mit zehn Jahren verdingte er sich als Fabrikarbeiter und Hütejunge. Ab 1916 absolvierte er eine Lehre als Stein- und Offsetdrucker. Daneben betätigte er sich autodidaktisch als Maler und Zeichner. Er besuchte die Handwerkerschule, wo er auch seine künstlerischen Fähigkeiten erweitern konnte. 1924 machte er sich in Berlin mit einem Freund mit einem Reklameatelier am Schleswiger Ufer 11[1] selbständig. Für viele seiner Arbeiten benutzte er Tierdarstellungen. Neben kommerziellen Werbematerialien entwarf er vor der Machtergreifung der Nazis auch einige politische Plakate, u. a. für die KPD und die SPD. Von 1939 als 1945 arbeitete er als technischer Zeichner. Das Adressbuch nennt ihn 1943 als Graphiker in der Parchimer Allee 89 n, einem Haus der Hufeisensiedlung.

Nach dem Ende des NS-Staats begann er in Berlin als freischaffender Künstler zu arbeiten. 1945 traf er in Berlin den russischen Maler Wladimir Bogatkin (1922–1971), mit dem eine enge Künstlerfreundschaft entstand.

Ab 1947 war Baltzer Leiter der Klasse Illustration an der Meisterschule für Graphik und Buchgewerbe in Berlin. Als es 1949 zur Spaltung der Schule kam, entschloss er sich, im Osten in der späteren Fachschule für Werbung und Gestaltung zu bleiben.[2] Dort arbeitet er bis 1952. Danach war er wieder freischaffend tätig.

Baltzer gehörte zu den Grafikern, die mit ihren vom szenisch-illustrativen Filmplakat im UFA-Stil geprägten Plakaten bis in die frühen 1960er Jahre die Plakatsprache der ostdeutschen Kinolandschaft prägten. Von 1952 bis 1963 entwarf er 80 Filmplakate. Ab etwa 1950 gehörte er zu den als „Hagemannkollektiv“ bezeichneten Mitarbeitern des Berliner Verlags Volk und Wissen, die neue Schullehrbücher entwickelten, so u. a. eine neue Schulfibel „Wir lernen lesen“, für die er die Illustrationen schuf. Weitere Mitarbeiter des „Kollektivs“ waren u. a. Robert Alt, Ernst Zeno Ichenhäuser und Arthur Ploog.[3]

Baltzer war einer der bedeutendsten Kinderbuchillustratoren der DDR. Er arbeitete insbesondere für den Kinderbuchverlag Berlin, aber auch für weitere Verlage wie Aufbau, Dietz, Greifen, Alfred Holz, Neues Leben, Verlag der Nation und Volk und Gesundheit.

1997 überließ sein Sohn, der Grafiker Jochen Baltzer, der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek Berlin als Dauerleihgabe große Teil des Nachlasses Baltzers mit über eintausend Blatt Illustrationen.[4]

Baltzer war der Großvater des Illustrators Hans Baltzer (* 1972).

Ehrungen

  • 1950 und 1964 Nationalpreis der DDR
  • 1966 Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig
  • 1966 Ernennung zum Professor
  • 1975 Stiftung des Hans Baltzer-Preises für Illustratoren durch den Kinderbuchverlag Berlin

Rezeption

„Er ist Grafiker und der deutschen grafischen Tradition verhaftet.“[5]

Baltzer schuf mit seinen Buchillustrationen „ungemein lebendige, eingängige Zeichnungen, die den Kunstsinn des Lesers, vor allem des jugendlichen Publikums, prägen halfen.“[6]

„Besonders in den Tierzeichnungen zeigt Baltzer seine Stärke. Das Tier ist ihm nicht Symbol, es bleibt eingeordnet in seine Welt, weist auf sich selbst und auf den Bezug zum Menschen.“[7]

Fotografische Darstellung Baltzers

Werkbeispiele

Plakate

Filmplakate

  • Don Quichotte (1958)[11]
  • Frühlingswind (1958)[12]
  • Neujahrsopfer (1958)[13]

Politische Plakate

  • Ihr Schaffenden werdet Kämpfer (um 1930)[14]

Publizierter Essay

  • Illustration und Buchkunst. Einige Vorbemerkungen zur Internationalen Buchkunst-Ausstellung 1965. In: Bildende Kunst, Berlin, 1965, S. 344–347

Ausstellungen (unvollständig)

Einzelausstellungen

  • 1958: Berlin, Pavillon der Kunst Unter den Linden („Zwei Freunde sehen China“; mit Wladimir Bogatkin)
  • postum 1975: Magdeburg, Kulturhistorisches Museum (Gedächtnisausstellung)

Ausstellungsbeteiligungen

  • 1954: Berlin, Zentrales Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft („I. Deutsche Karikaturenausstellung“)
  • 1954, 1957 und 1960: Berlin, Bezirkskunstausstellungen Gebrauchsgrafik
  • 1958 bis 1968: Dresden, Vierte bis VI. Deutsche Kunstausstellung
  • 1970: Berlin, Altes Museum („Im Geiste Lenins“)

Postume Ausstellungen

  • 1972/1973 Dresden, VII. Kunstausstellung der DDR
  • 1976 Berlin, Bezirkskunstausstellung Gebrauchsgrafik
  • 1979: Berlin, Altes Museum („Weggefährden – Zeitgenossen. Bildende Kunst aus 3 Jahrzehnten “)
  • 1979: Berlin, Ausstellungszentrum am Fernsehturm („Buchillustrationen in der DDR. 1949 – 1979“)
  • 1980: Berlin, Ausstellungszentrum am Fernsehturm („Retrospektive Berlin“)
  • 1985: Berlin, Nationalgalerie („Auf gemeinsamen Wegen“)
  • 2009: Freiburg i.Br., Galerie der Universitätskinderklinik („Kinderfilmplakate der DDR“)

Literatur (chronologisch)

  • Traugott Stephanowitz: Seine Liebe gehörte der Arbeit am Kinderbuch. In: Bildende Kunst, Berlin, 8/1959, S. 557–560
  • Baltzer, Hans. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 268 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Lothar Lang: Hans Baltzer als Illustrator. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Berlin, Fünfunddreißigstes Heft, 1969, S. 1–4
  • Karin Holler-Wunderlich: Bibliographie der von Hans Baltzer illustrierten Werke 1946 – 1968. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Berlin, Fünfunddreißigstes Heft, 1969, S. 5–22
  • Baltzer, Hans Adolf. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 6, Saur, München u. a. 1992, ISBN 3-598-22746-9, S. 528.
  • Helmut Pätzke: Der Illustrator Hans Baltzer. In: Illustration 63; 2000, S. 94–98
  • Baltzer, Hans. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 44
  • Detlef Helmbold: Mehr Kunst als Werbung. Das DDR-Filmplakat 1945 – 1990. DEFA-Stiftung, Berlin, 2018, S. 139, 469, 644

Einzelnachweise

  1. SLUB Dresden: Gebrauchsgraphik, 6.1929,9. Abgerufen am 17. Juni 2022.
  2. Christine Fischer-Defoy: „Kunst, im Aufbau ein Stein“. Die Westberliner Kunst- und Musikhochschulen im Spannungsfeld der Nachkriegszeit. Hochschule der Künste Berlin, 2001, S. 223
  3. Die Pioniere von „Volk und Wissen“. Neues Deutschland, Berlin, 7. Oktober 1950, S. 9
  4. Illustratorengalerie: Hans Baltzer. Abgerufen am 17. Juni 2022.
  5. Fritz Eggers: Zwei Freunde sehen China. In: Bildende Kunst, Berlin, 1958, S. 281
  6. Ulrich Kuhirt (Hrsg.): Kunst der DDR. 1960-1980. E. A. Seemann Verlag Leipzig, 1983., S. 80
  7. Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 295
  8. Klaus Morgenstern: Hans Baltzer. 1960, abgerufen am 17. Juni 2022.
  9. Abraham Pisarek: Hagemann-Kollektiv des Volk und Wissen Verlages. 1950, abgerufen am 17. Juni 2022.
  10. Johannes Riemann: Porträt Hans Baltzer (1900-1972; Maler, Grafiker, Nationalpreisträger 1953). Fotografie um 1954. Dresden: Deutsche Fotothek. 1955, abgerufen am 17. Juni 2022.
  11. Don Quichotte. Deutsche Fotothek, abgerufen am 17. Juni 2022.
  12. Frühlingswind (Film). Deutsche Fotothek, abgerufen am 17. Juni 2022.
  13. Neujahrsopfer. Deutsche Fotothek, abgerufen am 17. Juni 2022.
  14. SLUB Dresden: Gebrauchsgraphik, 7.1930,4. Abgerufen am 17. Juni 2022.