Hainchen (Limeshain)
Hainchen Gemeinde Limeshain
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|---|---|
| Koordinaten: | 50° 16′ N, 9° 0′ O |
| Höhe: | 133 m |
| Fläche: | 5,54 km² |
| Einwohner: | 1379 (2022)[1] |
| Bevölkerungsdichte: | 249 Einwohner/km² |
| Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
| Postleitzahl: | 63694 |
| Vorwahl: | 06048 |
Hainchen ist ein Ortsteil der Gemeinde Limeshain im hessischen Wetteraukreis.
Geografische Lage
Hainchen liegt zwischen der inneren und äußeren Wetterau auf einer Höhe von 140 m über NN, 8,5 km südwestlich von Büdingen.
Geschichte
Mittelalter
Bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt wird Hainchen am 7. Oktober 1322 als zum Heyne (bei) Lintheim.[2] Damals war der Ortsname Zu dem Hain. 1319 wird ein Pfarrer erwähnt, also existierte eine Kirchengemeinde. Deren Kirche war der Heiligen Margarethe geweiht. Das Patronat lag bei den Grafen von Hanau. Zum Kirchspiel gehörte auch Höchst an der Nidder. Die Kirchengemeinde gehörte zum Erzbistum Mainz. Kirchliche Mittelbehörde war vor der Reformation das Archidiakonat des Propstes von St. Maria ad Gradus in Mainz, Landkapitel Roßdorf.
Neuzeit
Das Dorf gehörte zur Kellerei Naumburg, die Graf Philipp III. von Hanau-Münzenberg 1561 kaufte. Als Dorf der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde Erbstadt in der Reformation zunächst lutherisch und mit der „Zweiten Reformation“ in der Grafschaft unter Graf Philipp Ludwig II. 1597 reformiert.
1643 wurde die Kellerei – und somit auch Hainchen – seitens der Grafschaft Hanau an die Landgrafschaft Hessen-Kassel verpfändet. Grund waren finanzielle Forderungen von Hessen-Kassel an die Grafschaft Hanau-Münzenberg aus der Befreiung der Stadt Hanau durch Truppen der Landgrafschaft 1636. Das Pfand wurde nicht mehr ausgelöst. 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel die gesamte Grafschaft Hanau-Münzenberg an Hessen-Kassel, wurde aber noch 50 Jahre lang als Sekundogenitur für jüngere Prinzen des Hauses Hessen-Kassel, zunächst für Wilhelm (VIII.) 1736–1751, dann für Wilhelm (IX.) 1760–1786, genutzt. Während dieser Zeit verblieb Hainchen außerhalb dieser Sekundogenitur weiter bei der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Erst 1786 kam es zur administrativen Wiedereingliederung der Kellerei Naumburg in die nun hessen-kasselische Grafschaft Hanau. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand Hainchen ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau, und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel Hainchen an das Großherzogtum Hessen und wurde dort dem Amt Ortenberg eingegliedert, das 1821 im Landratsbezirk Nidda, ab 1832: Kreis Nidda aufging. Durch die Revolution von 1848 gehörte Hainchen kurzfristig bis 1852 zum Regierungsbezirk Nidda, anschließend zum Kreis Büdingen.
- Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Hainchen, Himbach und Rommelhausen zur neuen Gemeinde Limeshain.[3][4]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hainchen angehört(e):[5][6][7]
- vor 1736: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Kellerei Naumburg
- ab 1736: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Kellerei Naumburg
- ab 1806: Kaiserreich Frankreich,[Anm. 2] Fürstentum Hanau, Amt Ortenberg (Militärverwaltung)
- ab 1810: Großherzogtum Hessen (Souveränitätslande), Fürstentum Oberhessen, Amt Ortenberg
- ab 1815: Großherzogtum Hessen (Souveränitätslande), Provinz Oberhessen, Amt Ortenberg[8] (zur Standesherrschaft Stolberg gehörig)
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda[9][Anm. 3]
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1867: Norddeutscher Bund,[Anm. 4] Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen[10][Anm. 5]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen,[Anm. 6] Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, Gemeinde Limeshain
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hainchen 1221 Einwohner. Darunter waren 78 (6,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 192 Einwohner unter 18 Jahren, 519 waren zwischen 18 und 49, 258 zwischen 50 und 64 und 252 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 531 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 165 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 105 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 339 Haushaltungen leben keine Senioren.[11] Im Jahr 1961 wurden 703 evangelische (90,01 %) und 60 katholische (7,68 %) Christen gezählt.[5]
Einwohnerentwicklung
| Hainchen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022 | ||||
|---|---|---|---|---|
| Jahr | Einwohner | |||
| 1834 | 589 | |||
| 1840 | 625 | |||
| 1846 | 644 | |||
| 1852 | 666 | |||
| 1858 | 635 | |||
| 1864 | 565 | |||
| 1871 | 518 | |||
| 1875 | 545 | |||
| 1885 | 551 | |||
| 1895 | 529 | |||
| 1905 | 534 | |||
| 1910 | 576 | |||
| 1925 | 609 | |||
| 1939 | 557 | |||
| 1946 | 847 | |||
| 1950 | 839 | |||
| 1956 | 780 | |||
| 1961 | 781 | |||
| 1967 | 864 | |||
| 1970 | 909 | |||
| 1980 | ? | |||
| 1990 | ? | |||
| 2000 | ? | |||
| 2011 | 1.221 | |||
| 2015 | 1.356 | |||
| 2019 | 1.370 | |||
| 2022 | 1.379 | |||
| Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Gemeinde Limeshain[12][13]; Zensus 2011[11]; 2022[1] | ||||
Kulturdenkmäler
Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Hainchen
Infrastruktur
Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3191. Westlich führt die Bundesautobahn 45 an Hainchen vorbei.
Im Ort gibt es:
- eine evangelische Kirche
- zahlreiche Fachwerkhäuser
- eine Mehrzweckhalle
- die Kindertagesstätte Abenteuerland
- einen Dorfladen[14]
Persönlichkeiten
- Bernd Schneidmüller (* 1954), Historiker, geboren in Hainchen
Flora und Fauna
In den Ortsteilen Hainchen und Himbach der Gemeinde Limeshain gibt es viele Streuobstwiesen, die seit langem das Landschaftsbild prägen. Die Streuobstwiesen sind unter anderem ein wichtiger Lebensraum für viele selten gewordene Vogelarten. Für den Gartenrotschwanz sind die Streuobstwiesen von Hainchen eines der Gebiete mit der höchsten Siedlungsdichten von Gartenrotschwänzen in ganz Hessen.[15] Weitere typische Vogelarten, die in den Streuobstwiesen Hainchens vorkommen, sind Steinkauz, Wendehals und Grünspecht.
Die Gemeinde Limeshain plant, für die erste interkommunale Landesgartenschau 2027 einen Streuobstlehrpfad anzulegen, um die Bedeutung dieser erhaltenswerten Flächen wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und die Bürger und Bürgerinnen für dieses Thema zu sensibilisieren. In einem ersten Schritt erfolgte dafür im Jahr 2022 eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Streuobstbestände innerhalb der Gemeinde.[16]
Im Norden von Hainchen erstreckt sich zu beiden Seiten der Landstraße zwischen Lindheim und Hainchen das Naturschutzgebiet Im Rußland und in der Kuhweide bei Lindheim. Insbesondere für gefährdete Vogelarten ist das Naturschutzgebiet eines der letzten Rückzugsgebiete im Wetteraukreis und darüber hinaus. Der Große Brachvogel findet hier eines seiner letzten Vorkommen in ganz Hessen.[17] Für den Wiesenpieper war das Naturschutzgebiet einst eines der bedeutendsten Brutgebiete im Wetteraukreis, allerdings ist sein Brutbestand stark zurückgegangen.[18] Sehr stark profitiert von zahlreichen Naturschutzmaßnahmen, insbesondere der Anlage von Gewässern, haben beispielsweise die Bestände von Weißstorch und Laubfrosch, die einst im Gebiet ausgestorben waren.
Literatur
- Siegfried R.C.T. Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland – Baudenkmale in Hessen. Wetteraukreis I. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Braunschweig 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 265–268.
- Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 38.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 106.
- Literatur über Hainchen nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Webauftritt der Gemeinde Limeshain
- Hainchen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Napoleonischen Kriege.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Ortenberg) und Verwaltung.
- ↑ Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
- ↑ Reimer, UB Hanau, S. 183 nr. 198 Anm. 1.
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 48, S. 1917, Punkt 1571; Abs. 7. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ a b c Hainchen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
- ↑ Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 106, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021.
- ↑ Einwohnerzahlen Stand: 31.12.2015. In: Webauftritt. Gemeinde Limeshain, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juli 2016; abgerufen im März 2021.
- ↑ Einwohnerzahlen Stand: 31.12.2019. In: Webauftritt. Gemeinde Limeshain, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2021; abgerufen im März 2021.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 7. Mai 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Stefan Stübing, Gerd Bauschmann: Artenhilfskonzept für den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) in Hessen. Gutachten im Auftrag der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Bad Nauheim 24. Juni 2013, S. 127.
- ↑ Erfassung der Streuobstbestände in der Gemeinde Limeshain. Abgerufen am 23. Mai 2025.
- ↑ Josef Tiefenbach, Frank Uwe Pfuhl: Naturschutzgebiet "Im Rußland und in der Kuhweide bei Lindheim". Hrsg.: Regierungspräsidium Darmstadt und Forstamt Nidda. 1. Auflage. Dezember 2008.
- ↑ Lars Wichmann, Gerd Bauschmann: Artenhilfskonzept für den Wiesenpieper (Anthus pratensis) in Hessen. Gutachten der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Friedberg 12. April 2015, S. 48.
