Grzmiąca (Powiat Szczecinecki)

Grzmiąca
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Grzmiąca (Polen)
Grzmiąca (Polen)
Grzmiąca
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Szczecinecki
Gmina: Grzmiąca
Geographische Lage: 53° 50′ N, 16° 24′ O
Einwohner: 1375
Postleitzahl: 78-450
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZSZ
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 171: BoboliceBarwiceCzaplinek
Eisenbahn: Bahnstrecke Szczecinek–Kołobrzeg
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów

Grzmiąca (deutsch Gramenz) ist ein Ort in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Er ist Verwaltungssitz der Gmina Grzmiąca (Landgemeinde Gramenz) und gehört mit dieser zum Powiat Szczecinecki (Neustettiner Kreis).

Geschichte

Gramenz mit seinem Schloss war bis zum Konkurs 1813 im Besitz der Familie Glasenapp.[1] Um 1784 gab es in dem Kirchdorf Gramenz drei Vorwerke, zwei Wassermühlen, 35 Bauern, 25 Kossäten, zwei Schmieden, zwei Gasthäuser, einen Prediger, einen Küster, der zugleich Organist war, und insgesamt 96 Feuerstellen (Haushalte).[2] 1897 erwarb das preußische Königshaus die Herrschaft und trat sie 1927 an den preußischen Staat ab.

Als die Preußische Ostbahn im Jahre 1878 Gramenz mit der Strecke Neustettin – Belgard, später weiter bis Kolberg, an ihr Netz anschloss, erlebte der Ort einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Bis 1945 gehörte Gramenz zum Landkreis Neustettin im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1945 Gramenz unter polnische Verwaltung gestellt und in Grzmiąca umbenannt.[3] Heute befindet sich der Amtssitz von Grzmiąca im ehemaligen Gramenzer Schloss.

Schloss in Gramenz

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Männlich Weiblich Protestanten Katholiken Juden
1867[4] 1408
1871 1318 0661 0657 1308 5 5
1925[5] 1411 0680 0731 1391 20

Kirche

Pfarrkirche

Die Kirche wurde um 1600 aus Backsteinen errichtet und Anfang des 18. Jahrhunderts baulich verändert. Der Turm ist mit einer gedrungenen Haube versehen.

Im Kircheninnern sind Altar und Pfarrgestühl reich mit Akanthusblattwerk der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschnitzt worden. Das Mittelbild – eine Kreuzigungsdarstellung – wurde durch die Kanzel ersetzt.

Bis 1945 war die Kirche ein evangelisches Gotteshaus und wurde nach 1945 zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Sie erhielt eine neue Weihe und den Namen Kościół pw. MB Królowej Polski (Kirche der Gottesmutter, Königin von Polen).

Kirche in Gramenz
Postkarte: Historische Gebäude von Gramenz

Kirchspiel und Pfarreien

Bis 1945 lebten in Gramenz und Umgebung mehrheitlich evangelische Kirchenglieder. Das Dorf war Pfarramtssitz des Kirchspiels Gramenz, in das die Kapellengemeinde Lübgust (heute polnisch: Lubogoszcz) sowie die Ortschaften Zuch (Sucha), Flackenheide (Wielawino) und Storkow (Storkowo) eingepfarrt waren. Es gehörte zum Kirchenkreis Neustettin im Westsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel Gramenz insgesamt 2.699 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatte zuletzt die Bezirksregierung in Schneidemühl inne und teilte es sich mit den Rohr (Adelsgeschlecht) und Gaudecker (Adelsgeschlecht) auf den Rittergütern Lübgust und Zuch.

Seit 1945 leben überwiegend katholische Kirchenglieder in Grzmiąca. Der Ort ist weiterhin Pfarrsitz, gehört heute jedoch zum Dekanat Barwice (Bärwalde) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.

Hier lebende evangelische Kirchenglieder werden vom Pfarramt in Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut. Kirchort ist heute Białogard (Belgard), wo Gottesdienste auch in deutscher Sprache gehalten werden.

Pfarrer bis 1945

Von der Reformation bis zur Vertreibung 1945 amtierten in Gramenz als Geistliche:

  1. Andreas Kühn, 1582–1611
  2. Samuel Andreas Blankenburg, 1612–1656
  3. Michael Buges, 1656–1718
  4. Jakob Wycke (Wodecke), 1718–1729
  5. Martin Gottfried Eberhardi, 1730–1748
  6. Christoph Heinrich Richter, 1749–1780
  7. Johann Carl Gottlieb Plantikow, 1781–1785
  8. Martin Ludwig Wilhelm Grüzmacher, 1786–1818
  9. Johann Karl Georg Plantikow, 1820–1831
  10. Friedrich Meinhof, 1832–1842
  11. Johannes Andreas August Dieckmann, 1842–1866
  12. Friedrich Julius Richard Kasischke, 1866–1869
  13. Eduard Hermann Havenstein, 1869–1876
  14. Johannes Heinrich Ferdinand Nedtwig, 1876
  15. Heinrich Ferdinand Rutzen, 1876–1889
  16. Johannes Heinrich Ferdinand Nedtwig, 1890–1911 (Vater von Johannes Nedtwig)
  17. Gerhard Rutzen, 1911–1945

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Mit dem Ort verbunden

Literatur

  • Udo von Alvensleben, Harald von Koenigswald: Besuche vor dem Untergang – Adelssitze zwischen Altmark und Masuren. Ullstein, 1968.
  • D. Franz Stelter: Der Kreis Neustettin: ein pommersches Heimatbuch. Würzburg 1972.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 122.
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2. Stettin 1912.
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2. Stettin 1784, S. 751–753. (online)
Commons: Gramenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Gramenz bei landkreis-neustettin.de

Fußnoten

  1. E. von Glasenapp: Genealogie des … Geschlechts von Glasenapp. Berlin 1897, S. 360.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 751–753, Nr. 28
  3. D. Franz Stelter: Der Kreis Neustettin: ein pommersches Heimatbuch. Würzburg 1972.
  4. Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung, Volkszählung Pommern, 01.12.1871, abgerufen am 5. August 2018.
  5. Gemeinde Gramenz (Memento vom 31. August 2018 im Internet Archive).