Fridolin Jenny

Fridolin Jenny (* 15. September 1784 in Ennenda, Kanton Glarus; † 28. November 1857 ebenda) war ein Schweizer Textilunternehmer, Mitbegründer des Unternehmens «Barth. Jenny & Cie.» und Gründer der «Fr. de Caspar Jenny» (spätere Fritz+Caspar Jenny AG). Er gilt als einer der prägenden Pioniere der Glarner Textilindustrie im 19. Jahrhundert.

Frühes Leben und Familie

Fridolin Jenny wurde am 15. September 1784 in Ennenda geboren. Er war der jüngere Bruder von Bartholome Jenny (1770–1836) und entstammte einer einfachen reformierten Familie. Sein Vater Kaspar Jenny (1743–1806) arbeitete als Postbote und Holzfäller, bei dem Fridolin schon als Kind beim Austragen der Briefe half. Seine Mutter war Afra Marti (1741–1814).

Fridolin heiratete 1810 Anna Margaretha Heer (1790–1863), Tochter eines Fabrikanten aus Glarus, was wichtige geschäftliche Verbindungen schuf. Ihr Vater Rudolf Heer (1758–1835) war Mitbegründer der glarnerischen Handweberei und unterhielt Handelskontakte bis nach Augsburg. Sie hatten zwei Kinder, darunter Caspar Jenny (1819–1894) und Afra Jenny (1832–1903).

Ausbildung und Einstieg in die Textilbranche

Fridolin Jenny erlernte das Handwerk der Baumwollweberei und arbeitete zuerst als Hilfskraft in einer Blaufärberei in Glarus sowie beim Handspinnen zuhause. Gemeinsam mit seinen Brüdern Bartholome und Kaspar gründete er 1808 das Handwebereigeschäft «Barth. Jenny & Cie.» in Ennenda, das sich auf das Drucken von Baumwolltüchern spezialisierte. Bartholome übernahm die strategische Leitung, Fridolin war zunächst für Produktion und Technik zuständig.

Handelsmann für Italien und den Orient

Später übernahm Fridolin Jenny die Leitung der Filiale in Lugano. Er lernte Italienisch und baute durch Reisen in die Ostschweiz, Süddeutschland und die Lombardei wichtige Handelsbeziehungen auf, die den Export der Produkte ins Ausland erweiterten.

Die Zusammenarbeit der Jenny-Brüder funktionierte rund 20 Jahre gut. Sie organisierten die Handweberei und handelten mit den hergestellten Tüchern. Allerdings kam es 1827 zur Trennung, da Fridolin sich stärker auf mechanische Spinnerei konzentrieren wollte, während Bartholome eine Baumwoll-Druckerei an das Unternehmen anfügen wollte.

Unternehmerische Rolle und technische Innovation

Fridolin Jenny verliess daraufhin die Firma und gründete 1828 ein eigenes Handweberei-Unternehmen in Glarus, wobei er eng mit Handelshäusern in St. Gallen, Herisau und Italien zusammenarbeitete. Zusammen mit David Enderlin gründete er 1833 in Ziegelbrücke eine mechanische Baumwollspinnerei mit rund 15'000 Spindeln. Er nutzte die neu geschaffenen Vorteile der Linthkorrektion und Wasserkraft aus dem Brunnenfluss für den Antrieb der Maschinen.

Jenny führte moderne Spinnmaschinen aus Winterthur, dem Elsass und später England ein. Die Firma Enderlin & Jenny wurde 1836 gegründet, beide Partner beteiligten sich gleichberechtigt am Gewinn.

1838 erwarb Jenny die stillgelegte Spinnerei Zweifel & Weinhofer in Niederurnen und baute sie zu einer Grobspinnerei mit mechanischer Weberei aus. Er modernisierte Wasserkraftanlagen und ersetzte Wasserräder durch leistungsfähige Turbinen.

Fusion und Expansion

Durch die Trennung von «Barth. Jenny & Cie.» und die Gründung der mechanischen Spinnerei in Ziegelbrücke entwickelte sich Fridolin Jennys Betrieb schnell zu einem der bedeutendsten Textilunternehmen im Kanton Glarus. Die Firma exportierte ihre Produkte nicht nur in die Schweiz, sondern auch nach Italien und weiter. Die Nähe zur Eisenbahn ab den 1850er Jahren förderte zusätzlich den Marktzugang.

Politische und gesellschaftliche Tätigkeit

Jenny engagierte sich auch kommunalpolitisch in Ennenda und Niederurnen. Er war Gemeinderat, setzte sich für den Ausbau der Schulen und die Verbesserung der Infrastruktur ein und erhielt in Krisenzeiten Arbeitsplätze in seinen Betrieben aufrecht.

Spätere Jahre und Tod

1852 übergab Jenny die Leitung der Firma Enderlin & Jenny seinem Sohn Caspar Jenny. 1855 zog er sich offiziell in den Ruhestand zurück. Fridolin Jenny starb am 28. November 1857 in Ennenda. Seine Firma wurde zum grössten Textilunternehmen des Kantons und produzierte bis ins 21. Jahrhundert als eines der letzten Unternehmen Textilprodukte im Glarnerland.

Literatur

  • Andréa Kaufmann: Spinnen, Weben, Drucken: Pioniere des Glarnerlandes. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 99. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2014, ISBN 978-3-909059-61-4.
  • Hermann Wartmann: Jenny, Fridolin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 772 f.