Bartholome Jenny

Bartholome Jenny oder Bartholomäus Jenny (* 18. April 1770 in Ennenda, Kanton Glarus; † 13. Oktober 1836 ebenda) war ein Schweizer Textilpionier und Unternehmer. Er gilt als Gründer der bedeutenden Textilfirma «Barth. Jenny & Cie.», eines der prägenden Unternehmen der industriellen Entwicklung im Kanton Glarus.

Frühes Leben und Familienhintergrund

Bartholome entstammte einer reformierten Familie in Ennenda: Sein Urgrossvater Fridolin Jenny (1684–1733) war als Händler bekannt, sein Grossvater Fridolin (1717–1791) diente als Lehrer und Posthalter, und sein Vater Kaspar (1743–1806) arbeitete als Postbote und Holzfäller. Seine Mutter war Afra Marti (1741–1814), die Tochter eines Maurers. Bartholome war das älteste von mehreren Kindern; nur wenige seiner Geschwister überlebten die Kindheit.

Ausbildung und Weg ins Textilgewerbe

In jungen Jahren absolvierte Bartholome eine Ausbildung in der Handweberei in einer Musselinfabrik in Schwanenstadt (Oberösterreich), die zum Handelshaus «Jenny, Aebli & Cie.» gehörte – einem bedeutenden Glarner Handelshaus mit Hauptsitz in Wien, aber ohne direkte verwandtschaftliche Verbindung.

Nach seiner Rückkehr nach Ennenda arbeitete er zeitweise als Friseur und Perückenmacher. Diese Tätigkeiten ermöglichten ihm, ein Grundkapital für den Aufbau eines eigenen Unternehmens zu schaffen.

Unternehmensgründung: Barth. Jenny & Cie.

1808 gründete Bartholome zusammen mit seinen Brüdern Kaspar (1782–1828) und Fridolin (1784–1857) den Handwebereibetrieb «Barth. Jenny & Cie.» in Ennenda.

Sie spezialisierten sich auf die Weberei von Baumwolltüchern – ein Feld mit weniger Konkurrenz durch englische Maschinengarn-Hersteller als bei der Spinnerei und begünstigt durch Versorgungslücken während der Kontinentalsperre (1806–1814).

Unternehmensentwicklung und Fusion mit Trümpy

Die Firma verstand sich in den Anfangsjahren als Verlagshaus. Das rohe Garn wurde im Haus vorbereitet und dann den Heimwebern bzw. Ferggern übergeben. Die gewobenen Tücher kamen wieder zurück und wurden an Glarner Druckfabrikanten oder St. Galler Textilhändler weiterverkauft. Ab 1815 liess Jenny die Tücher auf eigene Kosten in Glarus und Mollis bleichen und bedrucken. 1818 wurde eine Filiale in Lugano eröffnet, um den Handel nach Italien sowie den Nahen und Fernen Osten zu betreuen. Nachdem der Bau einer eigenen Druckerei nicht funktioniert hatte, fusionierte Bartholome Jenny seine Firma 1830 mit der Druckerei der Gebrüder Trümpy, bei der Jakob Trümpy (1808–1889), Bartholomes späterer Schwiegersohn, mitarbeitete. Die Fusion führte zu einem modernen integrierten Textilhandels- und ‑druckereiunternehmen. Der eine Bruder, Kaspar, war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, der andere, Fridolin, hatte sich selbständig gemacht, da er mit der Geschäftspolitik von Bartholome nicht einverstanden war.

Familie und private Lebensumstände

Bartholome war dreimal verheiratet:

  1. Sophia Becker (1766–1800), Tochter eines Schiffsmeisters – aus dieser Verbindung hatte er fünf Kinder, die alle früh starben.
  2. Anna Maria Becker (1768–1805), Tochter eines Richters – ihre Kinder verstarben ebenfalls früh.
  3. Anna Becker (1779–1835), Tochter eines Kaufmanns – aus dieser Ehe überlebten vier von elf Kindern.

Nach seinem Tod übernahmen seine Nachfolger innerhalb der Familie das Unternehmen:

  • Kaspar Jenny (1812–1860), sein Sohn, stieg in Betrieb und Politik ein; zog sich aber 1842 zurück, um sich ganz der Politik zu widmen.
  • Daniel Jenny (1814–1895), sein Schwiegersohn, führte den kaufmännischen Bereich jahrzehntelang weiter.

Gesellschaftliches Engagement und Tod

Bartholome war auch als Schulvogt und Ratsherr in Ennenda politisch aktiv. Sein Unternehmen war sozial innovativ, trieb Arbeitsplatzsicherung und Arbeitsbedingungen voran. Er verstarb am 13. Oktober 1836 im Alter von 66 Jahren und wurde als industrieller, Wohltäter und sozial verantwortlicher Unternehmer anerkannt.

Literatur

  • Andréa Kaufmann: Spinnen, Weben, Drucken: Pioniere des Glarnerlandes. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 99. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2014, ISBN 978-3-909059-61-4.
  • Hans Rudolf Stauffacher: Bartholomäus Jenny. In: Historisches Lexikon der Schweiz.