Ettersburger Straße
Die Ettersburger Straße (früher Ettersburger Chaussee) in Weimar ist die Verlängerung der nach Norden führenden Ernst-Thälmann-Straße. Sie beginnt an der Einmündung der Schopenhauerstraße, wo sie die Bahngleise unterquert.
Sie begleitet zunächst das Gewerbegebiet Weimar-Nord, führt entlang den ehemaligen Kasernenanlagen mit Truppenübungsplatz, dem heutigen Naturschutzgebiet Südhang Ettersberg, weiter über den Ettersberg vorbei am Konzentrationslager Buchenwald, Schloss Ettersburg, der Ettersberg-Siedlung und der Ortschaft Ettersburg.
Die westlich des Bahnhofs verlaufende Ettersburger Straße verbindet Weimar mit Berlstedt und Sömmerda während die östlich des Bahnhofs liegende Buttelstedter Straße als B85 über Buttelstedt weiter nach Kölleda und Bad Frankenhausen verläuft.
Beschreibung
In der Ettersburger Straße 110 befand sich die Flak-Kaserne. Das lange leerstehende Gebäude brannte 2021 aus und wurde abgerissen.[1]
An der Ettersburger Straße befinden sich die Einzeldenkmale Herders Ruh (Kleinroda) und die Todesmarschstele an der Ecke zur Rießnerstraße. Westlich der Ettersburger Straße stehen noch Gebäude der Lützendorf-Kasernen.
Das Gebiet Herrenrödchen liegt östlich der Ettersburger Straße.
Im Waldgebiet zwischen Ettersburger Straße und Buttelstedter Straße liegt die Prinzenschneise. Die Jugendherberge „Am Ettersberg“ hat die Adresse Ettersburger Straße 300. Die Ettersberg-Siedlung liegt ebenfalls östlich der Ettersburger Straße.
Die historische Straßenbepflanzung gilt als Kulturdenkmal. Der Pflanzenbestand fand bereits frühzeitig das Interesse der Botaniker.[2]
Geschichte
Goethe war von 1779 bis 1786 Direktor des Wegebaues, womit auch die Pflege der Chausseen in seinen Geschäftsbereich fiel.[3] Das betraf auch den Herrenweg nach Ettersburg.[4][5] Einem Plan Weimars von Franz Ludwig Güssefeld von 1782 zufolge gab es bereits eine Chaussee zum Ettersberg.
Im 19. Jahrhundert lief der Verkehr vom Bahnhof Weimar laut dem Goetheforscher Karl Kuhn über die Ettersburger Chaussee nach Weimar.[6] Für die Fußgänger war die Strecke nach seiner Schilderung nicht sehr bequem. Der Weg führte demnach für sie über einen schmalen schmutzigen Fußweg bis zum Asbach in die Stadt. Dies entspricht dem Verlauf der heutigen Ernst-Thälmann-Straße. Diese wiederum war ab 1890 Teil der Ettersburger Straße.[7] Die für die Fußgänger bequemere Verbindung zwischen Stadt und Bahnhof entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der heutigen Carl-August-Allee. Die Ettersburger Straße hieß von 1857 bis 1890 Bahnhofstraße. Laut einem Stadtplan von 1863 war für den nördlichen Teil bereits vorher die Bezeichnung Ettersburger Chaussee geläufig.[7]
Im Jahre 1855 entstand hier an der Eisenbahn das erste Weimarer Gaswerk. Weil dieses den steigenden Bedarf nicht mehr decken konnte, wurde 1908 ein neues in der Schwanseestraße errichtet. Hier befand sich auch die Viehauktionshalle in direkter Nähe zu Weimars Hetzerhallen und dem Weimarer Güterbahnhof.
Das ab ca. 2009 geplante[8] und ab 2011 errichtete[9] zentrale Depot der Klassikstiftung Weimar für seine Museumsbestände ging 2012 in der Ettersburger Straße 61 in Betrieb.[10] Eine Erweiterung erfolgt mit dem Bau am ehemaligen Haus der Offiziere Ettersburger Straße 63 seit 2024.
Transporte zum KZ Buchenwald
Ab September 1939 kamen die meisten für das KZ Buchenwald bestimmten Häftlingstransporte mit Deportierten aus ganz Europa auf dem Weimarer Güterbahnhof an. Die acht Kilometer bis zum KZ hatten die Häftlinge in der Regel zu Fuß über die Ettersburger Straße zurückzulegen. Nach dem Bau einer eigenen Bahnstrecke nach Buchenwald wurden die Züge am Güterbahnhof umrangiert.[11] Nach der Stilllegung des Güterbahnhofs wurde das Gelände verkauft, von mehreren Firmen als Lagerraum genutzt und 2019 zwangsversteigert.[12] Die erwähnte Viehauktionshalle wurde 1937 gebaut. Ab Mai 1942 diente sie als Sammelort für Thüringer Juden vor ihrer Deportation in das Ghetto Bełżyce in Polen, bevor sie dort in eines der polnischen Vernichtungslager transportiert wurden. Im Jahre 2015 wurde die Halle durch Brandstiftung vollständig zerstört.[13]
Weblinks
- Ettersburger Straße auf weimar-historischefotos.de.
Einzelnachweise
- ↑ Susanne Seide: Weimar: Altes Offizierskasino wird nach Brand abgerissen. In: thueringer-allgemeine.de. 11. Mai 2021, abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ Ch. B. Erfurth: Flora von Weimar mit Berücksichtigung der Culturpflanzen, Böhlau Verlag, Weimar 1867, S. 252. (online)
- ↑ Friedrich Gundolf: Goethe. 1. Aufl. 1916. Verlag Bondi, 7.–9., unveränderte Aufl. 1920, S. 244.
- ↑ Der Straßenbau zwischen Weimar, Jena und Naumburg am Ende des 18. Jahrhunderts, Anfang des 19. Jahrhunderts. In: via-regia.org.
- ↑ Hans Bürgin: Der Minister Goethe vor der römischen Reise. Seine Tätigkeit in der Wegebau- und Kriegskommission. Dissertation, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1933, S. 48.
- ↑ Karl Kuhn: Aus dem alten Weimar: Skizzen und Erinnerungen. Bergmann, 1905, S. 112.
- ↑ a b Gitta Günther, Rainer Wagner: Weimar. Straßennamen. RhinoVerlag, Ilmenau 2012, S. 56. ISBN 978-3-939399-49-0.
- ↑ Neubau eines zentralen Museumsdepots der Klassik Stiftung Weimar. auf competitionline.com, 2009.
- ↑ Errichtung des Zentralen Museumsdepots der Klassik Stiftung Weimar schreitet stetig voran. Pressemitteilung der Klassikstiftung Weimar vom 26. September 2012.
- ↑ Henryk Goldberg: Klassik-Stiftung Weimar hat neues Zentraldepot. In: Thüringer Allgemeine vom 27. September 2012.
- ↑ Güterbahnhof Ettersburger Straße. In: Weimar im Nationalsozialismus, abgerufen am 18. April 2024.
- ↑ Zwangsversteigerung beim Weimarer Ex-Güterbahnhof hat Bestand. In: Thüringer Allgemeine, 14. April 2021.
- ↑ Erinnerung an die Deportation von Jüdinnen und Juden. In: topfundsoehne.de, abgerufen am 8. April 2024.
Koordinaten: 51° 0′ 42,4″ N, 11° 18′ 20,8″ O