Erna Solberg

Erna Solberg, 2025

Erna Solberg (* 24. Februar 1961 in Bergen, Hordaland) ist eine norwegische Politikerin der konservativen Partei Høyre, deren Vorsitzende sie seit 2004 ist. Im September 2025 kündigte sie ihren für Februar 2026 geplanten Rücktritt an. Sie war vom 16. Oktober 2013 bis zum 14. Oktober 2021 die Ministerpräsidentin (Statsminister) ihres Landes. Von Oktober 2001 bis Oktober 2005 fungierte Solberg als Kommunal- und Regionalministerin. Seit 1989 ist sie Abgeordnete im Storting.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Solberg kam als Tochter der Büroangestellten Inger Wenche Torgersen († 2016) und Asbjørn Solberg († 1989), Berater für die städtische Verkehrsgesellschaft Bergen Sporvei, zur Welt.[1] Sie wuchs in Bergen auf.[2] Im Alter von 16 Jahren wurde bei ihr eine Legasthenie-Diagnose gestellt.[3]

Nachdem sie im Jahr 1979 die weiterführende Schule abgeschlossen hatte, begann sie an der Universität Bergen zu studieren. Dort schloss sie im Jahr 1986 als Cand.mag. mit dem Fächer Soziologie, vergleichende Politikwissenschaften, Statistik und Sozialökonomie ab.[4]

Familie

Im Jahr 1996 heiratete sie Sindre Finnes (* 1964).[2] Gemeinsam haben sie eine Tochter (* 1998) und einen Sohn (* 1999).[1]

Parteikarriere

Von 1993 bis 1994 stand Solberg der Høyre-Frauenorganisation Høyrekvinners Landsforbund (HKL) vor. Dieser wurde anschließend aufgelöst. Von 1994 bis 1998 fungierte sie als frauenpolitische Sprecherin ihrer Partei.[2]

Im Jahr 2002 wurde Solberg stellvertretende Parteivorsitzende.[2] Nach dem Rücktritt von Jan Petersen wurde sie im Mai 2004 neue Parteivorsitzende.[5] Als Parteivorsitzende nahm sie bei der Parlamentswahl 2005 die Rolle als Spitzenkandidatin ein. Mit einem Ergebnis von 14,1 % erzielte die Partei unter ihr das schlechteste Ergebnis in der Parteigeschichte. Dies führte zu Rücktrittsforderungen gegen Solberg und sie ging politisch geschwächt in die folgende Legislaturperiode. Bei der Wahl 2009 erhielt Høyre 17,2 % der Stimmen, wodurch sich Solbergs Position stärkte.[2]

Spitzenkandidatin 2013 und 2017

Im Laufe der auf die Parlamentswahl 2009 folgenden Legislaturperiode verbesserte sich die Partei in den Wahlumfragen immer weiter und Solberg wuchs anstelle von Siv Jensen, der damaligen Vorsitzenden der Fremskrittspartiet, zur Oppositionsführerin heran. Im Vorfeld der Stortingswahl 2013 galt sie als klare Gegenkandidatin von Jens Stoltenberg. Bei der Wahl erzielte Høyre schließlich 26,8 % der Stimmen und Solberg wurde neue Ministerpräsidentin.[2] Bei der Parlamentswahl 2017 fiel die Høyre-Partei mit Solberg als Spitzenkandidatin auf 25,0 % der Stimmen zurück.[6] Solberg konnte sich jedoch weiter als Ministerpräsidentin halten.

Spitzenkandidatin 2021

Ihre Amtszeit endete schließlich nach der Wahl 2021, bei der Solberg erneut als Spitzenkandidatin antrat, und ihre Mehrheit verlor. Høyre fiel auf 20,4 % zurück.[7] Im Anschluss an die Wahl konnte sich die Høyre-Partei unter Solberg jedoch schnell wieder in den Wahlumfragen verbessern. Bei den Kommunal- und Fylkestingswahlen im September 2023 erzielte ihre Partei die meisten Stimmen auf Landesebene. Die Wahl wurde die erste Wahl seit 99 Jahren, bei der Høyre und nicht die sozialdemokratische Arbeiderpartiet die meisten Stimmen erlangte.[8]

Spitzenkandidatin 2025 und Rücktrittsankündigung

Im Vorfeld der Parlamentswahl 2025 erzielte Solbergs Partei zunächst lange gute Umfragewerte. Auch die Kontroversen um die Aktiengeschäfte ihres Ehemanns, die kurz nach den Lokalwahlen im Herbst 2023 entstanden, schadeten den Umfragewerten zunächst noch nicht stärker.[9][10] In den Monaten vor der Wahl sanken die Umfragewerte jedoch und die Høyre-Partei fiel sowohl hinter die Arbeiderpartiet als auch die Fremskrittspartiet zurück. Bei der Wahl erreichte Høyre schließlich nur noch 14,6 % der Stimmen. Solberg kündigte wenige Tage danach an, dass sie vom ihrem Posten als Parteivorsitzender zurücktreten werde und die Partei 2026 einen neue Parteivorstand wählen solle. Bis Februar 2026 wolle sie die Partei weiter leiten.[11]

Öffentliche Ämter

Lokalpolitik (1979–1999)

Bereits als 18-Jährige wurde Solberg im Jahr 1979 für eine Legislaturperiode zur Ersatzabgeordneten im Stadtrat von Bergen gewählt. Von 1987 bis 1999 gehörte sie dem Stadtrat als festes Mitglied an.[2]

Stortingsabgeordnete (seit 1989)

Erna Solberg, 2006

Bei der Parlamentswahl 1989 zog Solberg erstmals für den Wahlkreis Hordaland in das norwegische Nationalparlament, das Storting, ein.[4] Sie war die jüngste Person, die bei dieser Wahl für ihre Partei ins Storting einzog.[2] Dort wurde sie zunächst Mitglied im Finanzausschuss. Im November 1990 wechselte sie während der laufenden Legislaturperiode in den Verbraucher- und Verwaltungsausschuss. Im Anschluss an die Wahl 1993 kehrte sie in den Finanzausschuss zurück. Zudem gehörte Solberg in der von 1993 bis 1997 andauernden Legislaturperiode dem Fraktionsvorstand ihrer Partei an. Nach der Stortingswahl 1997 wurde Solberg Sekretärin des Kommunalausschusses.[4] In den 1990er-Jahren engagierte sie sich in der Haushaltspolitik und in Fragen der Gentechnik. Sie nahm Stellung zu künstlicher Befruchtung und Abtreibung. Dabei zeigte sie eine restriktive Grundhaltung, verteidigte jedoch das Selbstbestimmungsrecht der Frau.[2]

Im Anschluss an die Parlamentswahl 2001 musste sie ihr Mandat aufgrund ihrer Regierungsmitgliedschaft ruhen lassen. Sie kehrte nach der Wahl 2005 und dem darauf folgenden Abtritt der Regierung Bondevik II im Oktober 2005 in das Storting zurück. Dort übernahm sie den Posten als stellvertretende Vorsitzende des Außenausschusses und wurde Fraktionsvorsitzende. Solberg blieb auch im Anschluss an die Stortingswahl 2009 Vorsitzende der Høyre-Fraktion. In der von 2009 bis 2013 andauernden Legislaturperiode gehörte sie dem Gesundheits- und Pflegeausschuss an.[4]

Aufgrund ihrer von Oktober 2013 bis Oktober 2021 andauernden Amtszeit als Ministerpräsidentin musste Solberg nach den Wahlen 2013 und 2017 ihr Mandat erneut ruhen lassen. In dieser Zeit wurde sie von ihren Parteikollegen Erik Skutle und Liv Kari Eskeland vertreten.[4] Im Anschluss an die Stortingswahl 2021 und ihrem Abtritt als Ministerpräsidentin kehrte sie ins Parlament zurück. Dort wurde sie Mitglied im Außen- und Verteidigungsausschuss und erneut Fraktionsvorsitzende.[4]

Kommunal- und Regionalministerin (2001–2005)

Am 19. Oktober 2001 wurde sie zur Kommunal- und Regionalministerin in der neu gebildeten Regierung Bondevik II ernannt.[12] Nachdem sie im Jahr 2004 zur Høyre-Vorsitzenden gewählt worden war, rückte sie zur stellvertretenden Ministerpräsidentin auf.[2] Ihre Amtszeit endete mit dem Abtritt der Regierung am 17. Oktober 2005.[12] Ihre Amtsführung, in der sie unter anderem für die Verschärfung der Einwanderungspolitik und der Kürzung von staatlichen Zuwendungen an die Kommunen eintrat, war von einer gewissen Kompromisslosigkeit geprägt, was ihr den Spitznamen „Eiserne Erna“ (Jern-Erna) einbrachte.[2]

Ministerpräsidentin (2013–2021)

Erna Solberg während der Münchner Sicherheitskonferenz 2016

Im Anschluss an die Parlamentswahl 2013, bei der die Regierung Stoltenberg II ihre Mehrheit verlor, wurde Solberg am 16. Oktober 2013 zur neuen Ministerpräsidentin ernannt. Mit der Regierung Solberg bildete sie gemeinsam mit der rechtspopulistischen Fremskrittspartiet (FrP) eine Minderheitsregierung.[13] Für die Mehrheit reichte in der bis 2017 andauernden Legislaturperiode die Unterstützung von einer der beiden weiteren bürgerlichen Parteien, also von der Venstre-Partei oder von der Kristelig Folkeparti (KrF), aus.

Nachdem sich bei der Stortingswahl 2017 erneut die bürgerlichen Parteien die Mehrheit sicherten, kam es zu Koalitionsverhandlungen mit der Venstre. Diese führten am 17. Januar 2018 zum Regierungsbeitritt der Partei.[13] Im Gegensatz zur vorherigen Legislaturperiode war Solberg nun jedoch auf alle vier bürgerlichen Parteien angewiesen.[14] Am 22. Januar 2019 trat schließlich auf die KrF der Regierung bei.[13] Solberg führte damit die erste bürgerliche Mehrheitsregierung seit 1985 an.[15]

Am 24. Januar 2020 trat die Fremskrittspartiet aus der Regierung aus, so dass Solberg für den Rest ihrer Amtszeit wieder eine Minderheitsregierung anführte.[13][16] Diese wurde von der Fremskrittspartiet weiter unterstützt.[17] Nachdem Solberg bei der Wahl 2021 die der Regierung zugrundeliegende Mehrheit verloren hatte, endete am 14. Oktober 2021 ihre Amtszeit. Ihr Nachfolger wurde Jonas Gahr Støre.[13][18][19]

Kritik

Vier Tage nach den Kommunal- und Fylkestingswahlen 2023 gab Solberg bekannt, dass ihr Ehemann während ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin weit mehr Aktienkäufe getätigt habe, als ihr und der Öffentlichkeit bis dahin bekannt gewesen seien. Dadurch hätte sie während ihrer Amtszeit in mehreren Angelegenheiten als befangen gelten müssen.[20] Solberg geriet in der Folge unter anderem wegen des Verdachts des möglichen Insiderhandels in die Kritik. Kritisiert wurde auch, dass die Daten erst wenige Tage nach der Wahl herausgegeben wurden.[21][22]

Literatur

  • Frithjof Jacobsen: Prosjekt statsminister. Erna Solberg og veien til makten, Gyldendal, Oslo 2013, ISBN 978-82-05-45448-4.
Commons: Erna Solberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Erna Solberg. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 18. August 2025.
  2. a b c d e f g h i j k Knut Are Tvedt, Hallvard Notaker, Lars Hellberg: Erna Solberg. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 18. August 2025 (norwegisch).
  3. Kaja Staude Mikalsen: – Opprørende at vi ikke har kommet lenger. In: NRK. 9. Januar 2023, abgerufen am 18. August 2025 (norwegisch).
  4. a b c d e f Biografi: Solberg, Erna. In: Stortinget. Abgerufen am 18. August 2025 (norwegisch).
  5. Erna Solberg valgt til Høyre-leder. In: Bergens Tidende. 9. Mai 2004, abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  6. Valgresultat 2017. Abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  7. Valgresultat 2021. Abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  8. Elisabeth Bergskaug: Ap falt ned fra tronen for første gang siden 1924. In: Altinget. 8. September 2023, abgerufen am 12. September 2023 (norwegisch).
  9. Mats Rønning: Måling: Dødt løp mellom Støre og Solberg. In: NRK. 3. November 2023, abgerufen am 13. September 2025 (norwegisch).
  10. Tone Rørvik, Hanna Kristin Hjardar, Truls Aagedal: Erna Solberg trekker seg - Slik var hennes politiske karriere. In: TV 2. 12. September 2025, abgerufen am 13. September 2025 (norwegisch).
  11. Fathia Mahmoud Farah: Erna Solberg varsler at hun vil gå av. In: NRK. 12. September 2025, abgerufen am 13. September 2025 (norwegisch).
  12. a b Kjell Magne Bondeviks andre regjering. In: regjeringen.no. Abgerufen am 18. August 2025 (norwegisch).
  13. a b c d e Erna Solbergs regjering. In: regjeringen.no. Abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  14. Reinhard Wolff: Neue Regierung in Norwegen: Drei Frauen sind am Ruder. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Januar 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. Februar 2019]).
  15. Minderheitsregierung wird zu Mehrheitsregierung. In: Der Spiegel. 18. Januar 2019, abgerufen am 21. August 2025.
  16. David Vojislav Krekling: Her er Solberg-regjeringen 4.0. 24. Januar 2020, abgerufen am 7. April 2020 (norwegisch).
  17. David Vojislav Krekling: Frp går ut av regjering. In: NRK. 20. Januar 2020, abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  18. Valgresultat for Norge. In: NRK. Abgerufen am 21. August 2025 (norwegisch).
  19. Wahl in Norwegen: Konservative Erna Solberg gesteht Niederlage ein. In: fr.de. 14. September 2021, abgerufen am 9. Oktober 2021.
  20. Hedda Kurseth: Erna møter pressa om aksjehandelen til Sindre Finnes. In: NRK. 15. September 2023, abgerufen am 15. September 2023 (norwegisch (Nynorsk)).
  21. Mats Rønning: Ingen kontakt på to døgn – dette gjorde Solberg. In: NRK. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023 (norwegisch).
  22. Thomas Borchert: Norwegische Politik: Korruption auf höchster Ebene. In: Frankfurter Rundschau. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.