Elias Gottlob Haußmann
Elias Gottlob Haußmann (auch Haussmann und Hausmann, * vor 18. März 1695 in Gera; † 11. April 1774 in Leipzig) war ein deutscher Maler des Spätbarock.
Leben
Elias Gottlob Haußmann war zunächst Schüler seines Vaters, des fürstlich hessischen Hofmalers Elias Haußmann (1663–1733). Auch er selbst befand sich in fürstlich hessischen Diensten, als er erstmals im September 1717 in einem Empfehlungsschreiben des Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt als „Unsers Hofmalers Sohn“[1] erwähnt wurde. Der Landgraf ermöglichte ihm eine Studienreise durch Deutschland, auf der er den reisenden Porträtisten Francesco Carlo Rusca aus Lugano kennenlernte, als dessen Schüler er gilt.[2] In dieser Zeit stellte ihm der Dresdner Hofmaler Adam Manyoki ein günstiges Zeugnis aus.[1]
Ab 1720 amtierte Haußmann als offizieller Porträtmaler der Stadt Leipzig, verließ die Stadt aber 1722, wahrscheinlich wegen Differenzen mit der Malerinnung Leipzigs. Auch für 1729 und 1742 sind Streitigkeiten mit der Malerinnung dokumentiert, denn er wollte „trotz höflichen Ermahnens weder Bürger werden, noch mit der Innung Vereinbarungen treffen“ (1729).[1] Diese Streitigkeiten werden auch als Grund dafür angenommen, dass Manyoki sein gutes Zeugnis später einschränkte.[1] 1723 wurde Haußmann in Dresden zum königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Hofmaler ernannt. 1725 kehrte er nach Leipzig zurück. Seit 1726 übernahm er, beginnend mit dem Bildnis des Apothekers und Naturforschers Johann Heinrich Linck d. Ä., die Kundschaft seiner Vorgänger, bis er in den 60er Jahren durch Ernst Gottlob und Anton Graff samt dessen Schule abgelöst wurde.[1] Eine Zeitlang war Haußmann auch Maler der Geistlichen der evangelisch-reformierten Gemeinde.[1]
Werk
Bekannt geworden sind Haußmanns Porträts des Trompetenvirtuosen Gottfried Reiche (1726) und der Dichterin Luise Adelgunde Victorie Gottsched (Gottschedin) (um 1750) sowie vor allem sein Ölbild Johann Sebastian Bachs, das er in zwei Fassungen im Jahre 1746 bzw. 1748 malte.[3]
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, in dem sich auch das Bach-Porträt von 1746 befindet, besitzt mehrere Ölbilder Haußmanns und eine Vielzahl von Kupferstichen nach Vorlagen Haußmanns. Die meisten Ölbilder Haußmanns können dem Maler ohne Probleme zugeschrieben werden, denn er pflegte seine Ölbilder fast regelmäßig auf der Rückseite mit Namen und Datum unverwechselbar zu versehen. Im Zweifelsfall helfen die Stiche, wenn auf ihnen Haußmann als Maler der Vorlage genannt wird.[1]
Die frühen Porträts wie das Gottfried Reiches bestechen durch individuelle Komposition, sorgsame technische Ausführung, hohe Detailgenauigkeit der Realien und persönlichen seelischen Ausdruck der Porträtierten. Viele spätere Porträts dagegen besitzen typische Merkmale von Serienbildern. Vor allem in den Jahren nach 1760 zeigen sie häufig dieselben Maße und die Dargestellten dieselbe Haltung. Oft findet sich eine identische Kleidung in denselben Farben, so bei einer Reihe von Porträts eher unbedeutender Amtsträger. Georg Müller schreibt sogar von einer „Bilderfabrik“.[1] Auf den von anderer Hand gefertigten Stichen wurden den Porträts die ausführlichen Titel, die Laufbahn und die persönlichen Daten der Dargestellten hinzugefügt.[4] Sie konnten in hoher Auflage gedruckt werden und den Porträtierten zur allfälligen privaten und öffentlichen Selbstdarstellung dienen.
Haußmanns Ölbilder und die in größerer Anzahl erhaltenen Stiche[1] zeigen einen Querschnitt durch die führende Schicht des Leipziger Bürgertums aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Gerichtswesen, Kirche, Wirtschaft (besonders Handel und Handwerk), Wissenschaft und Kunst.
Beispiele:
- Bürgermeister Gottfried Wilhelm Küstner[5]
- Ratsherr, Baumeister und Vorsteher des Georgenhauses Johann Caspar Richter[6]
- Ratsherr und Stadtrichter Johann Jacob Mascov[7]
- Pastor Gottlieb Gaudlitz[8]
- Archidiaconus Christian Weiß d. J.[9]
- Kauf- und Handelsherr Johann Zacharias Richter[10]
- Apotheker und Naturfoscher Johann Heinrich Linck d. Ä.[11]
- Jurist und Stadtrichter Christian Gottfried Moerlin (1703–1754)[12]
- Universitätsprofessor August Friedrich Müller[13]
- Musikdirektor Johann Sebastian Bach[14]
- Senior Stadtmusicus Gottfried Reiche[15]
- Schriftstellerin Luise Gottsched[16]
- Ratsherr und Jurist Christian Ludwig Stieglitz[17]
- Vorsteher des Georgenhauses Johann Andreas Thomae († 1756)[18]
- Kaufmann und Ratsherr Johann Christian Krappe (1709–1791)[19]
- Stadtrichter und Jurist Quirin Gottfried Schacher (1713–1774)[20]
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Gottfried Reiche, Ölgemälde von Haußmann um 1726 -

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Luise Gottsched, Ölgemälde von Haußmann um 1740 -
Christian Weiß d. J., Archidiakon, Stich (1743) von Johann Martin Bernigeroth nach Haußmann
Literatur
- Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Band 17/18: Stadt Leipzig. Meinhold & Söhne, Dresden 1894/1895 (Digitalisat Band 16, Digitalisat Band 17) (auch Band 16: Amtshauptmannschaft Leipzig.1894, S. 144, Digitalisat).
- Georg Müller: Elias Gottlob Haußmann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 16: Hansen–Heubach. E. A. Seemann, Leipzig 1923, S. 145–146 (biblos.pk.edu.pl).
- Ernst Sigismund: Der Maler des Bachporträts E. G. Haussmann. Ein Gedenkblatt. In: Leipzig. Illustrierte Monatsschrift für Kultur, Wissenschaft und Verkehr 6 (1929), Nr. 1, ZDB-ID 546815-2, S. 10–11.
- ders.: Der Porträtmaler Elias Gottlob Haussmann und seine Zeit: die Bachbildnisse. In: Zeitschrift für Kunst. Vierteljahreshefte für künstlerische Gestaltung, Malerei, Plastik, Architektur, Kunsthandwerk 4 (1950), Nr. 2, ZDB-ID 202970-4, S. 126–135.
- Haußmann, Elias Gottlob (Elias Gottlieb). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 70, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023175-5, S. 237.
- Jörg Hansen: Bach-Ikonographie. In: Siegbert Rampe (Hrsg.): Bachs Welt. Sein Leben, sein Schaffen, seine Zeit. Festschrift für Henning Müller-Buscher zum 70. Geburtstag (= Das Bach-Handbuch. Band 7). Laaber, Laaber 2015, ISBN 978-3-89007-457-3, S. 154–196.
- Ulrike Dura: Bildberichterstatter des Barock. Der Porträtmaler Elias Gottlob Haußmann. In: Volker Rodekamp (Hrsg.): Der wahre Bach. Das Porträt im Alten Rathaus (= thema.M. Band 19). Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Leipzig 2018, ISBN 978-3-910034-79-2, S. 22–35.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Georg Müller: Elias Gottlob Haußmann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 16: Hansen–Heubach. E. A. Seemann, Leipzig 1923, S. 145–146 (biblos.pk.edu.pl).
- ↑ Susanne Heiland: Kunst der Bachzeit, Malerei und Zeichnungen aus Sammlungen der DDR. Ausstellungskatalog. Museum der bildenden Künste, Leipzig 1985.
- ↑ „Bach kehrt nach Leipzig zurück!“ ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) Website des Bach-Museums Leipzig, 29. April 2015.
- ↑ Werner Neumann (Hrsg.): Bilddokumente zur Lebensgeschichte Johann Sebastian Bachs. Supplement zu Johann Sebastian Bach, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Band IV. Kassel et altera 1979, S. 158–341.
- ↑ Gottfried Wilhelm Küstner. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1740. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Johann Caspar Richter. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1756. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Johann Jacob Mascov. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1735. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Heinrich Magirius, Hartmut Mai, Thomas Trajkovits, Winfried Werner (Bearb.): Stadt Leipzig. Die Sakralbauten. Mit einem Überblick über die städtebauliche Entwicklung von den Anfängen bis 1989. Band 1 (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen). Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1995, ISBN 978-3-422-00568-6, S. 292 f.
- ↑ Bildnis Christian Weiß (Weise) d. J. In: Digitaler Portraitindex. Bildarchiv Foto Marburg, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Johann Zacharias Richter. Kupferstich, Johann Martin Bernigeroth (Stecher), Elias Gottlob Haußmann (Maler), nach 1764. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Bildnis des Johann Heinrich Linck. In: Digitaler Portraitindex. Bildarchiv Foto Marburg, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Christian Gottfried Moerlin. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1754. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ August Friedrich Müller: Einleitung in die Philosophischen Wissenschaften. Erster Theil, Welcher den Eingang, die Logic, und Physic in sich enthält [...]. [Frontispiz. Martin Bernigeroth (Stecher), Elias Gottlob Hausmann (Maler)]. Breitkopf, Leipzig 1733 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Johann Sebastian Bach. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1746. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Gottfried Reiche. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1726/1727. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Luise Adelgunde Victorie Gottsched. In: Zeno.org. Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Christian Ludqwig Stieglitz. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1756. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Johann Andreas Thomae. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1742. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Johann Christian Krappe. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1771. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.
- ↑ Quirin Gottfried Schacher. Gemälde, Elias Gottlob Haußmann, 1766. In: Sammlungsdatenbank. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 5. September 2025.