Drögemüller

Wappen der Nachfahren des Hans Peter Drögemüller (1742–1773)

Drögemüller ist ein deutscher Familienname.

Herkunft und Bedeutung

Die frühste Erwähnung des Namens Drögemüller findet sich in einer Urkunde der Hansestadt Lübeck von 1397, laut derer der Bischof von Ratzeburg, Detlev von Berkentin, die im Jahre 1347 von Mitgliedern seiner Familie den Dominikanern in Lübeck gemachte Schenkung eines Grundstückes im mecklenburgischen Dassow bestätigt. In dieser Urkunde wird der Einwohner Tymmo Droghemolner aus Dassow genannt.[1]

Der Hof des Ludeke Drogemoller (* um 1475) lag westlich des Hösseringer Mühlenteichs

Der Name Drögemüller setzt sich aus dem mittelniederdeutschen Wort dröge („trocken“, „dürr“) sowie der Berufsbezeichnung Müller zusammen.[2] Zur Entstehung des Namens findet sich in einem Kirchenbuch aus Suderburg folgende Erläuterung: „Früher hießen diese Leute nur Müller. Da es aber so viele Müller im Orte gab, wurden die 'auf dem Drögen' d. h. Trockenen, hochwohnenden Müllers im Gegensatz zu den mehr in der sumpfigen Hardauniederung wohnenden Müllers 'Drögemüller' genannt!“[3]

Laut Urkunden des Klosters Ebstorf war im Jahre 1526 ein Ludeke Drogemoller (* um 1475) auf dem Viertelhof Nr. 13 in der Dorfmitte Hösseringens sesshaft, der 1521 in der Tat noch als Lutke Moller bzw. im Jahre 1523 als Ludeke Moller bezeichnet wurde.[4] Dieser Hof blieb noch bis ins 19. Jahrhundert in Besitz der Familie, die hier neben der Landwirtschaft einen Gasthof betrieb[4] und sich regional ausbreitete. Christoph (1831–1891), Heinrich (1855–1932) und Heinrich Drögemüller (1894–?) treten etwa als Bürgermeister des benachbarten Oldendorfs (seit 1957 ein Teil Suderburgs) in Erscheinung.[5]

Stammvater der wiederum bis heute u. a. in Böddenstedt (siehe Wappen) und Scharnhorst ansässigen Familienzweige ist Peter Drögemüller (* um 1575; † 1636), der mutmaßlich ebenfalls ein Nachfahre des erwähnten Ludeke Moller/Drogemoller war.

Häufigkeit

In deutschen Telefonbüchern kommt der Name Drögemüller nur 52 mal – insbesondere im nordöstlichen Niedersachsen, in Hamburg und Schleswig-Holstein – vor. Damit ist der Name in Deutschland selten und unterdurchschnittlich häufig vertreten.

Wappen

Die Blasonierung des Wappens des Böddenstedter Familienzweiges lautet wie folgt: „In Silber ein roter Wellenschrägbalken, begleitet oben von einem roten Wassermühlrad, unten von einem achtspeichigen roten Wagenrad. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsendes silbern-gehuftes und rot-gezungtes rotes Einhorn mit silbernem Horn.“[6]

Eduard Bischoff: Dorothee Drögemüller (1869–1957), Tochter des Bürgermeisters Heinrich Kayser und Witwe des Stellmachermeisters und Kirchenvorstehers Heinrich Drögemüller (1864–1933)

Das Einhorn geht auf die einst am Stammsitz ansässigen Herren von Bodenstede zurück, während das Mühlrad den Namensbestandteil müller repräsentiert. Dieses findet sich im Drögen schwebend über dem welligen Schrägbalken, der einen Bachlauf darstellt.

Das Wagenrad verweist auf das Stellmacherhandwerk, das Franz Drögemüller gen. Hilmer (1699–1743) und sieben weitere Generationen neben der Landwirtschaft betrieben.[7] Ab 1853 führte die Familie knapp 130 Jahre lang auch einen Kolonialwarenladen, nachdem die Königl. Landdrostei dem Stellmachermeister und Kirchenvorsteher Heinrich Drögemüller (1829–1911) die Konzession erteilte.[8] Seit 1894 gab es zudem eine Post- und Telegraphenhilfstelle auf dem Hof. Letzter Posthalter war der Obermeister und stellv. Bürgermeister Heinrich Drögemüller (1928–2017), unter dessen Leitung der Betrieb von 1963 bis zur Jahrtausendwende Leitpfosten produzierte.[9] Derzeit ist dessen Bruder Hans-Jürgen (* 1949; ⚭ Evelyn von Spiczak Brzeziński)[10] stellv. Bürgermeister Suderburgs.[11]

Das Wappen wurde in die Deutsche Wappenrolle eingetragen (Nr. 11626/13). Führungsberechtigt sind alle Nachkommen des Hans Peter Drögemüller (1742–1773), Nachfahre des oben erwähnten Peter (* um 1575; † 1636) und Vater des Stellmachereibesitzers und Bürgermeisters Jürgen Drögemüller (1772–1844)[12], solange sie den Familiennamen führen.

Das Stellmacherhandwerk stand auch im Vordergrund des Scharnhorster Familienzweigs. So betrieb Wilhelm Drögemüller (1850–1913; ⚭ Magdalene Dorothee von Geyso)[13] eine Stellmacherei in Wietzendorf, ehe Angehörige auf das Rittergut Habighorst übersiedelten und sich vier weitere Generationen schließlich als Stellmacher in Scharnhorst selbstständig machten.[14] Mit dem Stellmacher und Bürgermeister Ernst Drögemüller[15] endete die Handwerkstradition. Aktuell ist sein Enkel Dirk Drögemüller Ortsvorsteher von Scharnhorst.[16]

Figuren in Literatur und Film

Straßennamen

  • Heinrich-Drögemüller-Weg, benannt nach dem früheren Bürgermeister (1961–1965) von Sassenburg-Westerbeck

Namensträger

Todesanzeige von Leontine Drögemüller (1842–1932)

Quellen

  • Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 32. C. A. Starke, 1964, S. 174.
  • Tilman Grottian: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Festschrift zum 1000-jährigen Jubiläum im Jahr 2004. Edition Anderweit, Suderburg-Hösseringen 2004, ISBN 3-931824-33-0.
  • Rolf Hillmer: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Bahnsen, Böddenstedt, Graulingen, Hamerstorf, Hösseringen, Holxen, Oldendorf I, Räber (= Schriften zur Uelzener Heimatkunde. Nr. 6, ISSN 0941-1666). C. Becker, Uelzen 1986.
  • Horst Naumann (1994): Buch der Familiennamen. Falken, S. 96.

Einzelnachweise

  1. Verein für Lübeckische Geschichte (1873): Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Band 4
  2. Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim (Hrsg., 2008): Duden. Lexikon der Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20.000 Nachnamen. Mannheim.
  3. Karl Adolf Dietrich Oberdieck (1910): Aus der Geschichte Suderburgs – Sonderabdruck der „Kreis Zeitung“, S. 51.
  4. a b Rolf Hillmer: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Becker Verlag, Uelzen 1986.
  5. Adolf Hillmer: Chronik Suderburg – Oldendorf I. Selbstverlag der Gemeinde Suderburg, Suderburg 1983–1884. Band 3, S. 202 f.
  6. Karl-Heinz Alpers (2002): Chronik der Familie Drögemüller, Böddenstedt, Kreis Uelzen.
  7. Karl-Heinz Alpers (1991): Familienchronik Drögemüller, Oldenburg (Selbstverlag).
  8. Bericht zur Familie Drögemüller, Die Zeitung, S. 8 Abgerufen am 10. Januar 2024.
  9. Hof Nr. 21. Abgerufen am 18. April 2025.
  10. Traueranzeige Mathilde Hermine v. Spizak Brzezinski (1929–2022) Abgerufen am 24. April 2022.
  11. Ratsinformationssystem der Samtgemeinde Suderburg Abgerufen am 6. August 2025
  12. Jürgen Drögemüller im Ortsfamilienbuch Gerdau, abgerufen am 5. März 2025.
  13. Informationen zu Wilhelm Drögemüller Abgerufen am 2. August 2025.
  14. Zur Geschichte des Hofes Drögemüller Abgerufen am 2. August 2025.
  15. Schützenverein Scharnhorst Abgerufen am 15. August 2025
  16. Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher der Ortschaften in Eschede (Memento des Originals vom 26. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eschede.de
  17. Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser – Deutscher Uradel, Band 21, 1920.
  18. a b Album der Howenschen und Elisen-Schule. Abgerufen am 18. April 2025.
  19. Bundesligateam - Kader Lars Drögemüller, Website Rhein-Neckar Löwen, abgerufen am 12. April 2024.