Cord Drögemüller
Cord Drögemüller (geb. 1970) ist ein deutsch-schweizerischer Veterinärmediziner. Er lehrt und forscht als außerordentlicher Professor am Institut für Genetik der Universität Bern.
Leben
Cord Drögemüller stammt aus Scharnhorst im niedersächsischen Landkreis Celle. Er studierte Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) und wurde 1998 am dortigen Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung mit einer Arbeit Einfluß der Genomregion des Östrogenrezeptor-Gens auf die Wurfgröße in einer Zuchtsauenherde der Deutschen Landrasse zum Doktor der Tiermedizin (Dr. med. vet.) promoviert.[1][2]
2001 wurde er Fachtierarzt für Molekulargenetik und Gentechnologie und 2004 zum Juniorprofessor für Molekulare Pathogenetik an der TiHo berufen. 2006 habilitierte er sich im Fach Tierzucht und Genetik mit einer Schrift zum Thema Molekulare Pathogenetik der anhidrotischen ektodermalen Dysplasie beim Rind. Im selben Jahr wechselte Drögemüller ans Institut für Genetik der Universität Bern. Hier war er zunächst als Oberassistent tätig, ehe er 2009 Assistenzprofessor und 2012 zum außerordentlichen Professor für Tiergenetik berufen wurde.
Forschungstätigkeit
Drögemüllers Schwerpunkt liegt in der molekulargenetischen Ursachenforschung von Erbkrankheiten und anderen erblichen Merkmalen bei Haus- und Nutztieren. Durch die Aufklärung molekularer Ursachen von monogenen Erbdefekten, beispielsweise der Mikrophthalmie beim Texelschaf,[3] der Glasknochenkrankheit bei Teckeln,[4] der Haarlosigkeit bei Hunden[5] oder der Arachnomelie beim Rind[6] sowie der Entwicklung geeigneter gendiagnostischer Verfahren hat er international zur Verbesserung der Tiergesundheit bei unterschiedlichen Haus- und Nutztierarten beigetragen. Seine Studien zur Farbvererbung bei Rindern, beispielsweise der Blüem-Färbung beim Braunvieh,[7][8] dem weißen Gurt beim Braunvieh, Lakenvelder und Belted Galloway[9] oder bestimmter Farbmuster bei Hunden[10] liefern neue Einblicke in die Funktion von Genen und damit auch wichtige Impulse für die biomedizinische Grundlagenforschung und die Humanmedizin. Drögemüllers Arbeiten zur Sequenzierung der Genome einzelner Tiere mit seltenen Erkrankungen im Rahmen der Präzisionsmedizin erlauben genauere Diagnosen[11][12] und liefern somit die Grundlage für die Suche nach maßgeschneiderten translationalen Therapieoptionen.
Drögemüllers Forschungsergebnisse wurden in wissenschaftlichen Fachzeitschriften wie Science oder Nature publiziert. Bei scholar.google.ch sind 560 wissenschaftliche Veröffentlichungen mit 9.172 Zitierungen registriert (h-Index 50; Stand Mai 2024).
Mitgliedschaften
- International Society for Animal Genetics
- 1000 Bull Genomes Project
- International Sheep Genome Consortium
- International Goat Genome Consortium[13]
- Schweizerische Vereinigung für Tierwissenschaften
- Gesellschaft Schweizer Tierärzte und Tierärztinnen
Auszeichnungen
- 2011: Förderpreis der H. Wilhelm Schaumann Stiftung[14]
- 2023: Hermann-von-Nathusius-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ)[15]
Publikationen (Auswahl)
- Danika L. Bannasch, … Cord Drögemüller, Gregory S. Barsh, Tosso Leeb: Dog colour patterns explained by modular promoters of ancient canid origin, in: Nature Ecology & Evolution, 12. August 2021, doi:10.1038/s41559-021-01524-x.
- Drögemüller C. et al.: A mutation in hairless dogs implicates FOXI3 in ectodermal development. Science. 2008. PMID 18787161
- Drögemüller C, Rüfenacht S, Wichert B, Leeb T.: Mutations within the FGF5 gene are associated with hair length in cats. Anim Genet. 2007 Jun; 38(3): 218-21. doi:10.1111/j.1365-2052.2007.01590.x. Epub 2007 Apr 13. PMID 17433015
- Keith Durkin, Wouter Coppieters, Cord Drögemüller et al.: Serial translocation by means of circular intermediates underlies colour sidedness in cattle. Nature. 2012 Feb 1; 482(7383): 81-4. doi:10.1038/nature10757.
Literatur
- Jens Tetens: Verleihung der Hermann-von-Nathusius-Medaille an Prof. Fr. Cord Drögemüller, Bern anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft für Züchtungskunde e. V. am 13. September 2023 in Halle. In: Züchtungskunde, 96, (1) S. 77–78, 2024.
Weblinks
- Persönliche Webpräsenz auf den Seiten der Universität Bern
- Cord Drögemüller bei scholar.google.ch
Einzelnachweise
- ↑ Cord Drögemüller - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Förderpreis Veterinärmedizin für Cord Drögemüller. 19. Dezember 2011, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Berner entdecken Gendefekt zur Kleinäugigkeit bei Schafen. 21. Juli 2022, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ «Glasknochen»-Gen bei Dackeln entdeckt. 21. Juli 2022, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Berner Forscher entdecken Gen für Haarwuchs. 21. Juli 2022, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Cord Drögemüller u.a.: Identification of the Bovine Arachnomelia Mutation by Massively Parallel Sequencing Implicates Sulfite Oxidase (SUOX) in Bone Development. In: PLOS Genetics. Band 6, Nr. 8, 26. August 2010, ISSN 1553-7404, S. e1001079, doi:10.1371/journal.pgen.1001079, PMID 20865119, PMC 2928811 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 18. April 2025]).
- ↑ Springende Gene bei Rindern entdeckt. 21. Juli 2022, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Blüem im Fokus der Genetiker. 4. Februar 2012, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ OMIA:001469-9913 : Coat colour, white belt in Bos taurus (taurine cattle). In: OMIA - Online Mendelian Inheritance in Animals. The University of Sydney, 2017, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Genetisches Rätsel gelöst: So entstehen die Farbmuster im Hundefell. 21. Juli 2022, abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Martin Peters, Irene Reber, Vidhya Jagannathan, Barbara Raddatz, Peter Wohlsein, Cord Drögemüller: DNA-based diagnosis of rare diseases in veterinary medicine: a 4.4 kb deletion of ITGB4 is associated with epidermolysis bullosa in Charolais cattle. In: BMC Veterinary Research. Band 11, Nr. 1, 4. März 2015, ISSN 1746-6148, S. 48, doi:10.1186/s12917-015-0366-0, PMID 25890340, PMC 4351973 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 18. April 2025]).
- ↑ Anna Letko, Ben Strugnell, Irene M. Häfliger, Julia M. Paris, Katie Waine, Cord Drögemüller, Sandra Scholes: Compound heterozygous PLA2G6 loss-of-function variants in Swaledale sheep with neuroaxonal dystrophy. In: Molecular Genetics and Genomics. Band 296, Nr. 1, 1. Januar 2021, ISSN 1617-4623, S. 235–242, doi:10.1007/s00438-020-01742-1, PMID 33159255, PMC 7840627 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 18. April 2025]).
- ↑ Goat Genome. Abgerufen am 18. April 2025.
- ↑ Preisträger der Schaumann Stiftung. Abgerufen am 10. Februar 2023.
- ↑ Verleihung der Hermann-von-Nathusius-Medaille an Prof. Dr. Cord Drögemüller, Bern anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde e. V. am 13. September 2023 in Halle. Abgerufen am 18. April 2025.