Dorfkirche Kuślin

Dorfkirche in Kuślin (2017)

Die Dorfkirche Kuślin ist eine Saalkirche in Kuślin (deutsch Kuschlin), dem namensgebenden Dorf der Gmina Kuślin in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Die ehemals evangelische Kirche wurde nach der polnischen Übernahme der deutsch besetzten Gebiete nach 1945 zur römisch-katholischen Kirche und wird Zmartwychwstania Pańskiego (deutsch Auferstehungskirche) genannt. Die Kirchengemeinde ist Teil des Erzbistums Posen. Das von 1881 bis 1883 errichtete, neugotische Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

Evangelische Kirche bis 1945

Gründung und Kirchenbau

Im Oktober 1863 befasste sich das Konsistorium in Posen mit der Errichtung eines neuen Kirchspiels im Kreis Buk, der zu dieser Zeit rund 50.000 Einwohner hatte, von denen etwa zwei Drittel katholischer Konfession waren. Bis dato bestanden fünf evangelische Parochien in Neustadt bei Pinne, Neutomischel, Konkolewo, Grätz und Buk. Bereits im Oktober 1860 hatten die Bewohner der mehrheitlich von evangelischen Deutschen bewohnten Dörfer Kuschlin, Alt Dombrowo, Neu Dombrowo und Jastrzembnik einen Antrag zur Einrichtung eines eigenen Kirchspiels gestellt.

Aufgrund eines Ministerialerlasses vom 8. Juli 1865 und einer Errichtungsurkunde vom 15. August 1865 wurde Kuschlin schließlich am 1. Oktober 1865 zu einem Pfarrort einer Kirchengemeinde ernannt, die sich aus Teilen der umliegenden Kirchspiele Neustadt bei Pinne, Grätz, Buk und Neutomischel zusammensetzte. Der erste Pfarrer, Otto Hildt, hielt den Gottesdienst zunächst im Schulhaus von Kuschlin. Mithilfe eines Gnadengeschenks des Kaisers Wilhelm I. in Höhe von 5.000 Mark sowie finanzieller Unterstützung durch den Gustav-Adolf-Verein, den Rittergutsbesitzer von Hardt auf Wonsowo, der insgesamt 25.300 Mark spendete und den Rittergutsbesitzer Asch auf Glupia (?), der 2.000 Mark beisteuerte, konnte die Gemeinde ein massives Kirchengebäude mit Turm errichten, das letztlich 60.000 Mark kostete.

Der Grundstein wurde am 22. Juni 1881 gelegt. Die Weihe erfolgte am 18. September 1883 durch den Generalsuperintendenten Wolfgang Friedrich Geß. Das Pfarrhaus wurde bereits 1869 erbaut. In späteren Jahren erfuhr die Gemeinde weitere Wohltaten durch den Herrn von Hardt auf Wonsowo, der im Jahr 1877 eine Kapelle mit 120 Sitzplätzen in Wonsowo errichtete und der Gemeinde Kuschlin übereignete.

Mit dem Vertrag von Versailles und den damit verbundenen Gebietsabtretungen gelangte Kuschlin 1919 unter polnische Verwaltung, was ein Schrumpfen der Gemeindemitglieder von 1580 auf 1060 zur Folge hatte. Nach der deutschen Besetzung Polens im Jahr 1939 stieg die Anzahl der Gemeindemitglieder, zum Teil durch Zuzug vom Umsiedlern, bis 1941 wieder auf 1500 an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der erneuten polnischen Übernahme wurde die Kirche zur katholischen Kirche und wurde in Zmartwychwstania Pańskiego (deutsch Auferstehungskirche) umbenannt.

Evangelische Parochie

Ehemaliger evangelischer Friedhof (2025)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfasste die evangelische Parochie Kuschlin neunzehn Ortschaften bzw. Gutsbezirke mit insgesamt 1696 Einwohnern, nachdem im Jahr 1893 mehrere Ortschaften nach Opalenitza ausgepfarrt worden waren.

Die Pfarrstelle war mit folgenden Personen besetzt:

  • Otto Hildt, der zuvor als Hilfsprediger in Koschmin tätig war, trat am 1. November 1865 sein Amt als Pfarrer an und wurde 1868 Pfarrer an der Neustädtischen Kirche zu Fraustadt.[2]
  • Karl Heinrich Gotthold Bahr, der zuvor Hilfsprediger in Chlastawe war, wurde 1868 Pfarrverweser und 1869 Pfarrer. Im Jahr 1873 trat er das Pfarramt in Peterawe an.[2]
  • Oswald Ast, der zuvor als Hilfsprediger in Prittisch tätig war, wurde 1873 Pfarrverweser und im Jahr 1874 zum Pfarrer ernannt. 1882 folgte er dem Ruf nach Kosten.[2]
  • Wilhelm August Traugott Jamrowski, der zuvor als Hilfsprediger in Grätz tätig war, wurde 1884 Pfarrverweser und dann Pfarrer. 1886 wurde er nach Gross-Tromnau und Neudörfchen in Preußen berufen.[2]
  • Emil Albert Ludwig Tank, der zuvor Pfarrer in Fiddichow in Pommern war, wurde nach fast einjähriger Vakanz der Stelle im Jahr 1887 ins Pfarramt berufen.[2]
  • Jakob Fischer wurde wohl im Jahr 1909 in das Pfarramt berufen und ging nach sechzehnjähriger Tätigkeit im Jahr 1925 in den Ruhestand.[3]
  • Paul Gerdhard Lassahn löste Fischer ab und hatte das Amt bis 1937 inne. Anschließend war das Amt zwei Jahre lang vakant.
  • Ein Pfarrer Krause hatte das Pfarramt kurzzeitig bis 1940 inne.[3]
  • Gustav Vetter war bis 1945 der letzte evangelische Pfarrer von Kuschlin.[3]

Evangelischer Friedhof

Gedenkstein auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof

Der ehemalige evangelische Friedhof liegt rund 300 Meter vom Kirchengebäude entfernt am südlichen Ortsausgang an der Ulica Parkowa (deutsch Parkstraße). Der Friedhof, der wohl von 1888 bis 1945 belegt wurde, ist als baumbestandenes Areal erhalten. Seit 2022 erinnert hier ein von der Gemeinde Kuschlin gestifteter Gedenkstein an die verstorbenen evangelischen Einwohner von Kuschlin und Umgebung. Die deutsche Übersetzung der polnischen Inschrift lautet: „Hier befand sich von 1888 bis 1945 ein evangelischer Friedhof mit einer Grabkapelle. Zum Gedenken an die verstorbenen Einwohner von Kuschlin und Umgebung, Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in Kuschlin in den Jahren 1866–1945. Mögen sie in Frieden ruhen. Gemeinde Kuschlin 2022.“

Katholische Kirche seit 1946

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kuślin überwiegend von Umsiedlern aus den östlichen Gebieten Polens neu besiedelt. Das Dorf gehörte zunächst zur katholischen Pfarrei Michorzewo. Bereits 1945 bemühten sich die Einwohner um die Weihe der ehemaligen evangelischen Kirche, die schließlich 1946 durch den Pfarrer von Michorzewo Bogdan Wąsowicz erfolgte. Die Kirche diente fortan als Filialkirche von Michorzewo. In der Folgezeit wurden Dach und Turm der Kirche erneuert, Fenster und einfache Glasmalereien eingebaut sowie das Innere neu gestrichen. Zudem erwarb die Gemeinde ein Gebäude zur Nutzung als Pfarrhaus. 1982 kaufte die Pfarrei Grund für einen neuen Friedhof, auf dem später auch eine Aufbahrungskapelle errichtet wurde.[4]

Katholische Pfarrei

Kirchturm mit Turmkreuz

Der Wunsch nach einer eigenständigen Pfarrei in Kuślin wurde 1947 erstmals offiziell vorgebracht, konnte jedoch erst Jahrzehnte später verwirklicht werden. Mit Dekret vom 1. September 1970 richtete der Posener Erzbischof Antoni Baraniak in Kuślin ein Seelsorgezentrum ein, dessen erster Rektor Zbigniew Gruss wurde. 1979 erhob Erzbischof Jerzy Stroba das Seelsorgezentrum zur selbstständigen Pfarrei Zmartwychwstania Pańskiego (deutsch Auferstehungskirche) und erweiterte ihr Gebiet um den westlichen Teil von Głuponie.

Die Pfarrstelle war bisher mit folgenden Personen besetzt:[4]

  • Zbigniew Gruss war von 1970 bis 2000 Pfarrer in Kuślin. Er verstarb am 13. April 2010 und wurde auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt.
  • Jan Knaź wirkte von 2000 bis 2003 als Pfarrer; er verstarb im Jahr 2012.
  • Andrzej Kowalak war von 2003 bis 2007 Pfarrer in Kuślin.
  • Sławomir Kramarczyk folgte im Jahr 2007 und blieb bis zu seinem Tod im Februar 2025 im Amt.
  • Piotr Lidwin übernahm von März bis Juli 2025 vorübergehend die Pfarrstelle.
  • Waldemar Bączkowski, der zuvor als Vikar in der Pfarreien Oborniki, Obrzycko und Lwówek tätig war, wurde im August 2025 ins Amt berufen.

Katholischer Friedhof

Der bis heute belegte katholische Friedhof liegt rund 850 Meter südwestlich vom Kirchengebäude, außerhalb des Ortskerns an der Ulica Leśna (deutsch Waldstraße).

Baubeschreibung

Eingangsportal

Das Kirchengebäude steht im Ortskern von Kuschlin. Es handelt sich um eine neugotische Saalkirche aus dunkelroten Ziegeln mit einem Sockel aus Feldstein. Der quadratische Westturm ist mit einem Zeltdach versehen und beherbergt eine Turmuhr mit Ziffernblättern an drei Seiten (Norden, Süden und Westen). An der Westseite des Turms befindet sich das Hauptportal. Auf der Ostseite befindet sich eine polygonale Apsis. Die Längsseiten des mit einem Satteldach bedeckten Langhauses werden durch Strebepfeiler mit dazwischenliegenden, paarweise angeordneten spitzbogigen Fenstern (jeweils ein Paar kleine Fenster mit einem darüberliegend Paar hoher Fenster) gegliedert. Strebepfeiler stützen auch die Wände der Apsis. Im Innern befindet sich eine Hufeisenempore mit einer Orgel auf der Westseite, die 1911 von Dienegott Janott aus Neutomischel überarbeitet wurde.[5]

Das Kirchengebäude ist seit dem 26. Februar 1996 in der Denkmalliste der Woiwodschaft Großpolen verzeichnet.[1]

Literatur

  • Werner Albert: Geschichte der evangelischen Parochien in der Provinz Posen. bearbeitet von Johannes Steffani, Königliches Konsistorium der Provinz Posen, Friedrich Ebbeckes Verlag Lissa, S. 185.
  • Arno Kraft: … und dazwischen Neutomischel. Selbstverlag, Berlin 1998, S. 285 f.
Commons: Dorfkirche Kuślin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Verzeichnis der in das Denkmalregister eingetragenen unbeweglichen Denkmale: Woiwodschaft Großpolen (PDF, polnisch). Stand 30. Juni 2025. Narodowy Instytut Dziedzictwa.
  2. a b c d e Albert, S. 185.
  3. a b c Kraft, S. 286.
  4. a b Pfarrei Kuślin: Historia parafii i kościoła (polnisch), abgerufen am 26. August 2025
  5. Kreis Blatt für den Kreis Neutomischel zugleich Hopfenzeitung, 5. September 1911, Jg. 30 Nr. 71

Koordinaten: 52° 23′ 26,5″ N, 16° 18′ 32,3″ O