Dąbrowa (Kuślin)

Dąbrowa
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Dąbrowa (Polen)
Dąbrowa (Polen)
Dąbrowa
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Nowotomyski
Gmina: Gmina Kuślin
Geographische Lage: 52° 33′ N, 16° 27′ O
Einwohner: 207 (2021)
Postleitzahl: 64-316[1]
Telefonvorwahl: (+48) 61[1]
Kfz-Kennzeichen: PNT

Dąbrowa ([dɔmˈbrɔva; deutsch Dombrowo oder Alt Dombrowo) ist ein Dorf in der Landgemeinde Kuślin im Powiat Nowotomyski in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Der Ort liegt rund drei Kilometer südwestlich von Kuślin, zehn Kilometer nordöstlich von Nowy Tomyśl und vierzig Kilometer westlich von Posen. Im Jahr 2021 war eine Einwohnerzahl von 207 verzeichnet.[1]

Lage und Struktur

Dąbrowa liegt am südwestlichen Rand der Landgemeinde Kuślin. Benachbarte Dörfer sind Wąsowo und Kuślin im Norden, Dąbrowa Nowa und Jastrzębniki im Osten, Bukowiec und Porażyn im Süden sowie Sątopy, Nowa Róża und Róża im Westen. Das Dorf befindet sich in einer waldreichen Umgebung; eine geschlossene Ortsstruktur ist nicht vorhanden. Dąbrowa ist eine Streusiedlung mit einzelnen Häusern und Hofgruppen, die über kleine Straßen und Waldwege miteinander verbunden sind.

Wenige hundert Meter südlich des Ortsausgangs befindet sich der Bahnhof Porażyn (ehemals deutsch Eichenhorst) an der in Ost-West-Richtung verlaufenden Bahnstrecke Frankfurt (Oder)–Posen. In etwa parallel zur Bahnstrecke verläuft die Woiwodschaftsstraße DW 307, die Posen mit Bukowiec verbindet.

Verwaltungsgeschichte

Bis 1945

Dombrowo gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 zur preußischen Provinz Südpreußen. Mit dem Frieden von Tilsit kam das Gebiet 1807 an das neugebildete Herzogtum Warschau, fiel aber mit dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.

Das Dorf Alt Dombrowo gehörte als eigenständige Landgemeinde bis 1887 zum Kreis Buk in der preußischen Provinz Posen. Nach dessen Auflösung wurde es dem neugegründeten Kreis Neutomischel zugeordnet. Mit dem Vertrag von Versailles und den damit verbundenen Gebietsabtretungen gelangte Dombrowo 1919 unter polnische Verwaltung, wurde in Dąbrowa umbenannt und bildete fortan eine eigenständige Landgemeinde (Gmina) im Powiat Nowotomyski. Nach der deutschen Besetzung Polens im Jahr 1939 erhielt Dombrowo zunächst seinen alten Namen zurück und wurde dem späteren Landkreis Grätz (Wartheland) im neugegründeten Reichsgau Wartheland angegliedert. Im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik erfolgte am 18. Mai 1943 die amtliche Umbenennung in Jägersheim.[2]

Ab 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet östlich von Oder und Neiße wieder unter polnische Verwaltung gestellt. Jägersheim wurde wieder in Dąbrowa umbenannt und gehörte zunächst zur wiedererrichteten Gmina Kuślin. Mit der landesweiten Verwaltungsreform vom 5. Oktober 1954 wurde die Gmina aufgelöst und Dąbrowa der neu gebildeten Gromada Bukowiec zugeordnet. Zum 31. Dezember 1971 wurde die Gromada Bukowiec aufgelöst, und Dąbrowa in die Gromada Kuślin eingegliedert. Diese bestand bis Ende 1972; seit dem 1. Januar 1973 gehört Dąbrowa wieder zur Gmina Kuślin.

Geschichte

Ehemaliges, 1901 errichtetes Schulhaus
Alter evangelischer Friedhof

Dombrowo wurde wohl in der Mitte des 18. Jahrhunderts als Hauländerei gegründet und von deutschen, evangelischen Bauern besiedelt; das östlich gelegene Dąbrowa Nowa (Neu Dombrowo) ist nur wenig jünger. Die ersten Höfe entstanden rechts und links eines Weges von Wonsowo bzw. Michorzewo nach Bukowiec. Weitere Höfe folgten später auf gerodeten Gebieten östlich des Weges. Vor der zweiten Teilung Polens im Jahr 1793 waren in Dombrowo 25 Feuerstellen und 154 Bewohner verzeichnet; 1826 bereits 26 Feuerstellen und 182 Bewohner.[3]

Zum Zeitpunkt der Volkszählung 1885 umfasste die Landgemeinde 583 Hektar Fläche, davon 359 Hektar Ackerland und 109 Hektar Wald. Es wurde eine Anzahl von 377 Einwohnern verzeichnet, davon 368 Evangelische und 9 Katholiken. 1901 erhielt die Gemeinde ein neues Schulhaus, ein zweigeschossiger Ziegelbau auf einem Feldsteinsockel und mit Satteldach.

Alt Dombrowo gehörte ab 1865 zum evangelischen Kirchspiel Kuschlin mit der Dorfkirche Kuschlin als Pfarrkirche sowie zum katholischen Kirchspiel Opalenitza.

Im Jahr 1943 wurde Dombrowo im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik amtlich in Jägersheim umbenannt. Der Name Jägersheim vermutlich deswegen, weil in der Nähe ein Jagdrevier bestand.[3] Aufgrund des schnellen sowjetischen Vorstoßes im Verlauf der Weichsel-Oder-Operation, wurde am 20. Januar 1945 die sofortige Evakuierung des Warthegaus angeordnet. Infolge flüchtete der Großteil der deutschen Bevölkerung. Nach Kriegsende wurde die verbliebene deutsche Bevölkerung des Warthegaus größtenteils vertrieben und durch Zuzug von polnischer Bevölkerung aus anderen Landesteilen Polens sowie aus den ehemals polnischen Ostgebieten ersetzt. Von der ehemaligen deutschen Bevölkerung zeugen heute Reste des evangelischen Friedhofs, der sich rund 100 Meter östlich des alten Schulhauses befindet (Position: 52° 19′ 43,7″ N, 16° 16′ 25,9″ O).

Literatur

  • Arno Kraft: … und dazwischen Neutomischel. Selbstverlag, Berlin 1998, S. 195 f.
Commons: Dąbrowa – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Wieś Dąbrowa w liczbach (polnisch), abgerufen am 3. September 2025
  2. Anordnung über Ortsnamenänderung im Reichsgau Wartheland vom 18. Mai 1943 (Memento vom 10. März 2016 im Internet Archive) In: Verordnungsblatt des Reichsstatthalters im Warthegau Nr. 12, 1943
  3. a b Kraft, S. 195 f.