Deutsche Jugend Voran

Deutsche Jugend Voran (DJV) ist eine rechtsextreme Jugendgruppe aus Berlin[1]. Laut dem Bundesinnenministerium bewegt sich ihre Mitgliederzahl im niedrigen dreistelligen Bereich, der Staatsschutz geht von einem „harten Kern“ von ungefähr einem Dutzend Personen aus.[2][3] Der Berliner Verfassungsschutz stuft die Gruppe als gesichert rechtsextrem ein.[4][5]

Kontext

Siehe auch: Rechtsextreme Jugendgruppen in der Bundesrepublik Deutschland

Die Deutsche Jugend Voran wird von Beobachtern als Teil einer neu entstehenden Subkultur größtenteils jugendlicher und gewaltorientierter Rechtsextremer eingeordnet.[4][6][7] Gruppen dieser Strömung organisieren sich vor allem im Internet. Ihre Agitation richtet sich gegen Linke, LGBTQ-Personen, Migranten und Juden. Die Bewegung kombiniert Elemente der rechtsextremen Skinhead-Bewegung der 1990er Jahre mit Versatzstücken der NS-Ideologie.[8][4][6]

Die DJV ist innerhalb der Szene gut vernetzt, enge Verbindungen bestehen insbesondere zu den Gruppen Jung & Stark und Der Störtrupp. Weiterhin kooperiert die Gruppe mit der neonazistischen Partei Die Heimat (ehemals NPD) sowie deren Jugendorganisation, den Jungen Nationalisten (JN).[7][9] Streitigkeiten gibt es mit der Kleinpartei Der III. Weg.[3] Mit Jung & Stark und der Chemnitzrevolte bestehen Rivalitäten wegen gegenseitiger Bedrohungen und gescheiterter Liebesbeziehungen.[10] Laut dem ZDF haben viele der Mitglieder Verbindungen in die Ultra-Szene der Fußballklubs Hertha BSC und 1. FC Union Berlin.[11][12]

Aktivitäten

Die DJV mobilisierte wie viele andere rechtsextreme Jugendorganisationen zu Anti-CSD-Kundgebungen, unter anderem in Berlin, Bautzen, Leipzig und Freiberg.[7][13] Zahlreiche Mitglieder der Gruppe nahmen auch an einer Demonstration des Netzwerks „Deutschland steht auf“ im Mai 2025 unter dem Titel „Frieden, Freiheit, Volksabstimmung“ teil.[14]

Auf ihren Social-Media-Kanälen teilen Sektionen der DJV häufig Gewaltdrohungen gegen politische Gegner, die LGBTQ-Gemeinschaft und marginalisierte Gruppen.[7]

Straftaten und Strafverfolgung

Im Juli 2024 plante eine Gruppe, die unter anderem aus Mitgliedern der DJV und der Jungen Nationalisten bestand, einen koordinierten Angriff auf den Berliner Christopher Street Day. Die Polizei konnte die Durchführung verhindern und nahm 28 Personen fest, darunter 14 Minderjährige.[15][16][17]

Julian M., der 24-jährige Anführer der Gruppe, attackierte gemeinsam mit mehreren anderen Mitgliedern im September und Oktober 2024 in drei Fällen Andersdenkende und Passanten. In einem Fall schlug er einem 18-Jährigen erst mehrfach ins Gesicht und bedrohte ihn dann mit einer ungeladenen Luftdruckpistole. Einer Aussteigerin sendete er eine Todesdrohung. In einem Urteil des Berliner Landgerichts wurde Julian M. im April 2025 unter anderem wegen Bedrohung, Nötigung und gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.[1][5][18][19] Laut Recherchen des tagesspiegel blieb Julian M. auch vier Monate nach dem Urteil noch auf freiem Fuß, wohl weil sich Staatsanwaltschaft und Staatsschutz Erkenntnisse über die rechtsextreme Szene erhofften.[10][20] Anfang September 2025 trat M. dann die Haftstrafe an.[21] Gegen fünf weitere Mitglieder der Gruppe wird nach einer Razzia im Juli 2025 unter anderem wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.[22]

Aus einer Gruppe von etwa 40 Neonazis, die hauptsächlich aus Mitgliedern der DJV einschließlich Julian M. und der Gruppe Deutsche Patrioten Voran bestand, wurden am 10. August 2025 am Bahnhof Ostkreuz zwei freie Journalisten mit Schlägen und Tritten angegriffen. Die Täter hatten zuvor am selben Tag an den Protesten gegen den CSD in Bautzen teilgenommen. Gegen zwölf mutmaßliche Angreifer wird wegen Landfriedensbruch ermittelt.[23][24]

Einzelnachweise

  1. a b Konrad Litschko: Rechtsextreme Jugendszene: Brutal jung. In: Die Tageszeitung: taz. 2. April 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  2. Konrad Litschko: Innenministerium zu Jungnazi-Gruppen: Abzielen auf eine sehr verletzliche Zielgruppe. In: Die Tageszeitung: taz. 21. Mai 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  3. a b Wie junge Neonazis in Marzahn-Hellersdorf Menschen einschüchtern. Abgerufen am 23. Juli 2025.
  4. a b c Erik Peter: „Deutsche Jugend Voran“ ist rechtsextrem: Saufen und Rumhitlern. In: Die Tageszeitung: taz. 12. Mai 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  5. a b Berliner Verfassungsschutz beobachtet neue rechtsextreme Gruppierungen. 13. Mai 2025, abgerufen am 25. Mai 2025.
  6. a b Thüringer Verfassungsschutz sieht neue rechte Jugendkultur - WELT. Abgerufen am 25. Mai 2025.
  7. a b c d Jessa Mellea, Joe Düker: Eine neue Generation von Neonazis: Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen im Jahr 2024 durch rechtsextreme Jugendgruppen im Internet. Hrsg.: CeMAS. 14. November 2024 (cemas.io [PDF]).
  8. Konrad Litschko: Nach Aufmärschen und Gewalt: Verfassungsschutz knöpft sich Jungnazis vor. In: Die Tageszeitung: taz. 14. Mai 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  9. Timm Kühn: Neonaziszene in Ostberlin: Jungnazis auf der Suche nach Erziehungsberechtigten. In: Die Tageszeitung: taz. 28. August 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 8. September 2025]).
  10. a b Wieder beim Berlin-CSD festgenommen: Neonazi-Anführer Julian M. lief trotz Hafturteil vier Monate frei herum. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 18. August 2025]).
  11. Christoph Ruf: (S+) Fußballfans: Kippt die Ultraszene nach rechtsaußen? In: Der Spiegel. 24. April 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  12. Rassismus, Antisemitismus und Waffengewalt: Einblick in Geheim-Chats der Neonazi-Szene. 19. März 2025, abgerufen am 25. Mai 2025.
  13. Julius Geiler: Nach Razzia bei Rechtsextremisten: Kopf von Berliner Neonazitrupp in Untersuchungshaft. In: Der Tagesspiegel Online. 25. Oktober 2024, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  14. Nicolai Kary: Rechtsextreme und Querfront: Extrem rechte Querfront-Demo. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Mai 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  15. CSD in Berlin: Rechtsextreme von Angriffen abgehalten. In: Der Spiegel. 29. Juli 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. August 2025]).
  16. Christian Fuchs, Martin Nejezchleba, Christina Schmidt: Rechtsextreme Jugendgruppen: Sie sind minderjährig, Neonazis und bereiten sich auf einen Kampf vor. In: Die Zeit. 28. April 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. August 2025]).
  17. Geschichte eines stundenlangen Polizeieinsatzes: Richter schickt Neonazi-Trupp in Gewahrsam – zum Schutz des CSD. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 22. August 2025]).
  18. Erik Peter: Haftstrafe für Julian M.: Neonazi will jetzt friedlich sein. In: Die Tageszeitung: taz. 9. April 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Mai 2025]).
  19. Constanze von Bullion: Hohe Strafe für Neonazi Julian M. 9. April 2025, abgerufen am 25. Mai 2025.
  20. Erik Peter: Rückreise vom CSD Bautzen: Polizei will nicht vor Nazis schützen. In: Die Tageszeitung: taz. 13. August 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. August 2025]).
  21. Führender Neonazi tritt in Berlin Haftstrafe an. 1. September 2025, abgerufen am 2. September 2025.
  22. Erik Peter: Ermittlungen gegen Jung-Nazis: Deutsche Jugend gerazzt. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Juli 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2025]).
  23. Erik Peter: Rückreise vom CSD Bautzen: Polizei will nicht vor Nazis schützen. In: Die Tageszeitung: taz. 13. August 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. August 2025]).
  24. Erik Peter, Hanno Fleckenstein: Neonazi-Angriff in Berlin: Junge Jour­na­lis­t*in­nen geschlagen und getreten. In: Die Tageszeitung: taz. 11. August 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. August 2025]).