Conexibacter
| Conexibacter | ||||||||||||
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Conexibacter woesei | ||||||||||||
| Systematik | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
| Conexibacteraceae | ||||||||||||
| Stackebrandt 2005 | ||||||||||||
| Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
| Conexibacter | ||||||||||||
| Monciardini et al. 2003 |
Conexibacter ist eine Gattung von Bakterien. Sie wurde im Jahr 2003 beschrieben. Die Art Conexibacter woesi wurde aus dem Boden eines Waldgebiets in Gerenzano, Italien, isoliert. Die Erstbeschreibung der Art Conexibacter arvalis stammt aus dem Boden eines Feldes in der Präfektur Saitama, Japan. Die Art Conexibacter stalactiti wurde in einer Lavahöhle isoliert.
Die Arten C. woesi und C. arvalis sind wichtig für die Biologie von Böden und C. stalactiti ist von Interesse für die Erforschung der ökologischen Entwicklung nach Vulkanausbrüchen.
Merkmale
Die Zellen von Conexibacter sind relativ kleine Stäbchen, die einzeln oder paarweise vorkommen. Sporen werden nicht gebildet. Arten sind durch lange, peritriche Geißeln beweglich. Das Wachstum in einem Medium von Conexibacter-Arten verläuft relativ langsam, dies ist auch bei den verwandten Gattungen Patulibacter und Solirubrobacter der Fall.[1]
Beim Stamm Conexibacter woesei ID131577T wurden nach etwa einer Woche Kultivierung in flüssigen Medien starre, unbewegliche Spiralkörper beobachtet. Diese entstehen durch Selbstaggregation von abgeworfenen Geißeln. Die Zellen können sich in den gebildeten Geißelnetzwerken verheddern. Die Spiralkörper zeigen eine regelmäßigen Periodizität von etwa 2–3 µm. Diese Aggregation von Zellen über ein Geißelnetzwerk scheint ein einzigartiges Merkmal zu sein.[2] Der Gram-Test fällt positiv aus. Die Arten sind aerob, benötigen also Sauerstoff. Sie sind Chemoorganotroph, d. h. sie benötigen organische Stoffe zum Wachstum. Conexibacter woesei kann auch Nitrat reduzieren, also die Nitratatmung durchführen und hieraus Energie gewinnen.[3]
Ökologie

Conexibacter stalactiti wurde von einem Stalaktiten isoliert, C. arvalis und C. woesei aus Böden.[3][4][2] Die Arten von Conexibacter sind wichtig für Zersetzung toter Tiere, Pflanzen und Pilze im Boden. Das gilt auch für die verwandte Gattung Solirubrobacter.[5]
Einige Stämme dieser Gattung zählen zu dem Mikrobiom von Bäumen. Conexibacter-Stämme kommen hier im Splintholz vor, dort ist für die Atmung ausreichend Sauerstoff vorhanden, während im Kernholz eher anoxische Bedingungen herrschen. Im Kernholz kommen von daher anaerobe Bakterienarten vor. Andere im Splintholz vorkommenden Arten sind z. B. Vertreter der Gattung Jatrophihabitans.[6][7]
Der Stamm Conexibacter sp. LD01 wurde zuerst aus einem Belebtschlamm isoliert. Im Labor konnte der Stamm mit Lincomycin als einziger Kohlenstoff-, Stickstoff- und Energiequelle wachsen. Lincomycin ist ein wirksames Breitbandantibiotikum und wird weltweit für Tieren und Menschen in großen Mengen genutzt. Es wird vom Organismus nicht vollständig verdaut und kann mit Kot und Urin in die Umwelt gelangen. Aufgrund seiner stabilen chemischen Struktur ist Lincomycin in der natürlichen Umwelt schwer abzubauen, was dazu führen kann, dass es sich unter anderem in Oberflächenwasser, Abwasser, Trinkwasser und sogar Grundwasser anreichert. So wird Lincomycin wird in der Regel in Gülle von Schweinen in hohen Konzentrationen von bis zu 20,4 mg/L nachgewiesen. Die Untersuchung dieser Stammes kann für die Nutzung einer verbesserten Bioremediation von mit Lincomycin kontaminierten Flächen beitragen.[8]
Die Art Conexibacter stalactiti wurde aus Stalaktitenstücken isoliert, die in der Yongcheon-Höhle, ein Lavahöhle in Jeju in Südkorea, gesammelt wurden.
Systematik
Conexibacter zählt zu der Familie Conexibacteraceae innerhalb der Ordnung Solirubrobacterales. Sie ist die einzige Gattung der Familie und wurde im Jahr 2003 mit der Typusart Conexibacter woesei beschrieben. Es folgt eine Liste einiger Arten:[9]
- Conexibacter arvalis Seki et al. 2012
- Conexibacter stalactiti Lee 2017
- Conexibacter woesei Monciardini et al. 2003
Einzelnachweise
- ↑ Tamae Seki, Atsuko Matsumoto, Satoshi Ōmura, Yōko Takahashi: Distribution and isolation of strains belonging to the order Solirubrobacterales. In: The Journal of Antibiotics. Band 68, Nr. 12, Dezember 2015, ISSN 0021-8820, S. 763–766, doi:10.1038/ja.2015.67 (nature.com [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ a b Peter Schumann: Conexibacter In: Bergey's Manual of Systematics of Archaea and Bacteria. 1. Auflage. Wiley, 2015, ISBN 978-1-118-96060-8, doi:10.1002/9781118960608.gbm00225 (wiley.com [abgerufen am 3. September 2025]).
- ↑ a b Soon Dong Lee: Conexibacter stalactiti sp. nov., isolated from stalactites in a lava cave and emended description of the genus Conexibacter. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 67, Nr. 9, 1. September 2017, ISSN 1466-5026, S. 3214–3218, doi:10.1099/ijsem.0.002083 (microbiologyresearch.org [abgerufen am 3. September 2025]).
- ↑ Tamae Seki, Atsuko Matsumoto, Risa Shimada, Yuki Inahashi, Satoshi Ōmura, Yōko Takahashi: Conexibacter arvalis sp. nov., isolated from a cultivated field soil sample. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 62, Pt_10, 1. Oktober 2012, ISSN 1466-5026, S. 2400–2404, doi:10.1099/ijs.0.036095-0 (microbiologyresearch.org [abgerufen am 3. September 2025]).
- ↑ Purnima Baidya, Manita Aryal, Bhim Kumar Dahal: Soil Microbes and Carbon Sequestration. In: Soils and Sustainable Agriculture. Springer Nature Switzerland, Cham 2025, ISBN 978-3-03191113-2, S. 183–198, doi:10.1007/978-3-031-91114-9_8 (springer.com [abgerufen am 6. September 2025]).
- ↑ Wyatt Arnold, Jonathan Gewirtzman, Peter A. Raymond, Marlyse C. Duguid, Craig R. Brodersen, Cade Brown, Naomi Norbraten, Qespi T’ika Vizcarra Wood, Mark A. Bradford, Jordan Peccia: A diverse and distinct microbiome inside living trees. In: Nature. 6. August 2025, ISSN 0028-0836, doi:10.1038/s41586-025-09316-0 (nature.com [abgerufen am 18. August 2025]).
- ↑ Luke C. Jeffrey, Damien T. Maher, Eleonora Chiri, Pok Man Leung, Philipp A. Nauer, Stefan K. Arndt, Douglas R. Tait, Chris Greening, Scott G. Johnston: Bark-dwelling methanotrophic bacteria decrease methane emissions from trees. In: Nature Communications. Band 12, Nr. 1, 9. April 2021, ISSN 2041-1723, doi:10.1038/s41467-021-22333-7, PMID 33837213, PMC 8035153 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 3. September 2025]).
- ↑ Literatur |Autor=Huaxin Lei, Jiayu Zhang, Jin Huang, Dengjin Shen, Yin Li, Rui Jiao, Renxin Zhao, Xiaoyan Li, Lin Lin, Bing Li |Titel=New insights into lincomycin biodegradation by Conexibacter sp. LD01: Genomics characterization, biodegradation kinetics and pathways |Sammelwerk=Journal of Hazardous Materials |Band=441 |Datum=2023-01 |DOI=10.1016/j.jhazmat.2022.129824 |Seiten=129824 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S030438942201617X |Abruf=2025-09-04}}
- ↑ LPSN
Weiterführende Literatur
- Julie Ripoll, Pierre-Louis Stenger, Nicolas Fernandez Nuñez, Julien Demenois, Alexia Stokes, Véronique Gourmelon, Kelly Dinh, Nadia Robert, Julien Drouin, Pierre Mournet, Audrey Léopold, Jennifer Read, Monique Gardes, Laurent Maggia, Fabian Carriconde: Unexpected microbial diversity in new Caledonia’s ultramafic ecosystems with conservation implications in a biodiversity hotspot. In: Scientific Reports. Band 15, Nr. 1, 4. April 2025, ISSN 2045-2322, doi:10.1038/s41598-025-94915-0, PMID 40185870, PMC 11971309 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 2. September 2025]).
- Tamae Seki, Atsuko Matsumoto, Satoshi Ōmura, Yōko Takahashi: Distribution and isolation of strains belonging to the order Solirubrobacterales. In: The Journal of Antibiotics. Band 68, Nr. 12, Dezember 2015, ISSN 0021-8820, S. 763–766, doi:10.1038/ja.2015.67 (nature.com [abgerufen am 2. September 2025]).
