Chorowo

Chorowo (deutsch Chorow) ist ein Dorf in der Landgemeinde Kępice (Hammermühle) im Powiat Słupski (Powiat Stolp) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in Hinterpommern, etwa 26 Kilometer nordnordwestlich von Miastko (Rummelsburg i. Pom.), 19 Kilometer südsüdöstlich von Sławno (Schlawe), 7 ½ Kilometer südwestlich des Dorfs Kępice (Hammermühle) und zwei Kilometer südwestlich des Dorfkerns von Osowo (Wussow), zu dem der Wohnplatz gehört.

Geschichte

Chorow, nordnordwestlich von Rummelsburg und südöstlich des Dorfs Wendisch Puddiger sowie südwestlich des Dorfs Wussow, auf einer Landkarte von 1915

Das ehemalige Gut Chorow war ursprünglich ein altes Lettowsches Lehen. Nachdem ein Teil des Gutes 1717 einem anderen Besitzer überlassen und dann vererbt worden war, kaufte Hans Ewald von Puttkamer diesen Teil am 2. April 1727 auf und verkaufte ihn am 14. Februar 1741 dem Generalmajor Adam Joachim von Podewils, der bereits einen anderen Teil dieses Gutes am 14. Mai 1725 von der Witwe von Puttkamer, Margaretha Dorothea geb. von Below, gekauft hatte. Nach dem Ableben des Generalmajors Graf von Podewils kam das ganze Gut Chorow an dessen Neffen, den Lieutenant bei dem dritten Bataillon der Garde, Adam Heinrich August Graf von Podewils, der es auch 1782 besaß[1] und in der Vasallen-Tabelle von 1804 als 56 Jahre alter Besitzer eingetragen ist.[2] Um 1856 befand sich das inzwischen allodifizierte Rittergut Chorow im Besitz eines Herrn Mach, dem es seit 1847 gehörte.[3] Laut Vasallentabelle befand sich das Gut am 1. Januar 1862 im Besitz von dessen Erben, an die es 1859 gekommen war.[4]

Wegen des erfolgreichen Deutschen Kriegs war Otto von Bismarck im Frühjahr 1867 eine Nationalbelohnung in Höhe von 400.000 Talern mit der Auflage bewilligt worden, von dem Kapital Immobilien zu erwerben. Er kaufte die Gutsherrschaft Varzin, zu der damals die Nebengüter Wussow, Wendisch Puddiger und Misdow sowie das Vorwerk Charlottenthal (heute wüst liegend) gehörten, und 1868 das Gut Seelitz; 1874 gelangte auch das Rittergut Chorow in seine Hände.[5] 1884[6] und 1892[7] wird er als Besitzer des Ritterguts Chorow mit dem Vorwerk Neu-Chorow angegeben.

Am 1. Dezember 1913 wurden auf dem 950 Hektar umfassenden Rittergut Chorow 29 viehhaltende Haushaltungen gezählt, die zusammen 43 Pferde, 277 Stück Rindvieh, 95 Stück Borstenvieh, 85 Gänse, 461 Hühner und 36 Truthühner hielten.[8]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Chorow eine Flächengröße von 950 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 202 Einwohner.[9] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Chorow zusammen mit dem Gutsbezirk Wussow in die Landgemeinde Wussow eingegliedert.[10]

Die Landgemeinde Wussow mit dem Wohnplatz Chorow gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs und war dem Amtsbezirk Varzin zugeordnet. Das Standesamt befand sich in Wussow.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Chorow zusammen mit Wussow am 5. und 6. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Danach wurde der Wohnplatz Chorow zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In den Jahren 1946 und 1957 wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Chorow vertrieben. Der Ortsname Chorow wurde zu Chorowo polonisiert.

Das Dorf bildet heute einen Teil der Landgemeinde Kępice im Powiat Słupski.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem Vorwerk und 17 Feuerstellen (Haushaltungen), zu Wussow in der Schlaweschen Synode eingepfarrt[1]
1818 93 Dorf, adlige Besitzung, zum Kirchspiel Wussow gehörig[11]
1832 130 Dorf, mit zwölf Häusern und einem Patrimonialgericht, adlige Besitzung, zum Kirchspiel Wussow gehörig[12]
1852 170 Dorf[13]
1864 184 am 3. Dezember, Gutsbezirk mit dem Vorwerk Neu-Chorow[14]
1867 183 am 3. Dezember, Gutsbezirk[15]
1871 172 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[15]
1885 207 am 1. Dezember, Gutsbezirk, mit einem Flächeninhalt von 951 Hektar, sämtlich Evangelische[16]
1895 255 am 2. Dezember, Gutsbezirk, mit einem Flächeninhalt von 950,1 Hektar, davon 248 Evangelische und sieben Katholiken[17]
1010 235 am 1. Dezember[18][19]
1925 202 am 16. Juni[9]

Kirche

Kirchspiel bis 1945

Das evangelische Kirchspiel Wussow gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Schlawe in der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Ds katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebende polnische Dorfbevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch und gehört der Römisch-katholischen Kirche in Polen an.

Die wenigen hier lebenden evangelischen Kirchenglieder werden von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut. Das zuständige Pfarramt ist das der Kreuzkirche in Słupsk (Stolp).

Persönlichkeiten

Literatur

  • Chorow, Rittergut, links der Wipper, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Chorow (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 789, Nr. 13 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 62–63 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch (Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg, Hrsg.), Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979.

Einzelnachweise

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 789, Nr. 13 (Google Books).
  2. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 534, Ziffer 29 (Google Books).
  3. Karl Friedrich Rauer: Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 143, Ziffer 10 (Google Books).
  4. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 638, Ziffer 22 (Google Books).
  5. Moritz Busch: Bismarck in Varzin, in: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, 38. Jahrgang. Drittes Quartal, Leipzig 1879, S. 528–537, insbesondere S. 529 (Google Books)
  6. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 62–63 (Google Books).
  7. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  8. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat, Heft 4: Provinz Pommern, Berlin 1915, 2. Regierungsbezirk Köslin, 23. Kreis Rummelsburg, S. 116–117, Ziffer 72 (Google Books).
  9. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399, Ziffer 9 (Google Books).
  10. Amtsbezirk Varzin (Territorial.de)
  11. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 228, Ziffer 226 (Google Books).
  12. Georg Friedrich Krause: Handbuch zu dem Atlas von Preußen in 27 Karten; oder: geographisch-statistisch-topographische Beschreibung der preußischen Mönarchie. Zweite Hälfte: Verzeichniß sämmtlicher Städte, Flecken, Dörfer, Weiler, Vorwerke etc. der Monarchie. Band I: A – E, Müller, Erfurt 1835, S. 553 (Google Books).
  13. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 94 (Google Books).
  14. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin, 7. Kreis Rummelsburg, Berlin 1966, S. 2–9, Ziffer 22–23 (Google Books).
  15. a b Königl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, 2. Regierungsbezirk Köslin, IX. Kreis Rummelsburg, S. 146–147, Ziffer 69 (Google Books).
  16. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, IV. Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 160–161, Ziffer 69 (Google Books).
  17. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1898, 2. Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 164–165, Ziffer 65 (Google Books).
  18. Landkreis Rummelsburg. In: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert).
  19. Chorow, Rittergut, links der Wipper, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Chorow (meyersgaz.org).