Catharina Amalia von Schlegel
Catharina Amalia Dorothea von Schlegel (* 11. Oktoberjul. / 21. Oktober 1697greg. in Mittelhausen; † 24. Dezember 1777 in Köthen (Anhalt)) war eine deutsche Kirchenlieddichterin.
Leben
Catharina Amalia von Schlegel wurde in Mittelhausen bei Allstedt in Sachsen-Eisenach als sechstes von elf Kindern von Wolff Otto von Schlegel (1650?–1708) und seiner Frau Helene Dorothea von der Oelsnitz (1664–ca. 1714) geboren. Obwohl ihr Geburtstag der 11. Oktober alten Stils war, was 1697 dem 21. Oktober im Gregorianischen Kalender entspricht, feierte sie ihren Geburtstag am 22. Oktober, wahrscheinlich aufgrund einer falschen Anwendung der julianisch-gregorianischen Verschiebung des 18. Jahrhunderts auf ein Datum des 17. Jahrhunderts. Nach dem Tod ihrer Eltern lebte sie 1722 und 1723 möglicherweise im Frauenzimmerstift der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale).

Vor 1725 wurde sie Hofdame von Agnes Wilhelmine von Wuthenau, die 1722 August Ludwig von Anhalt-Köthen heiratete. Nach dem Tod von Agnes Wilhelmine im Januar 1725 trat von Schlegel am 20. April 1725 in das bis 1945 bestehende lutherische Damenstift in Köthen ein, das von der Fürstin Gisela Agnes, der Witwe des Fürsten Emanuel Lebrecht von Anhalt-Köthen, 1711 gegründet worden war. Dort verbrachte sie den Rest ihres Lebens. Sie besuchte mehrfach Francke in Halle; in Köthen ist sie ist als Patin von über 25 Täuflingen bezeugt. Zu den jungen Mädchen, die sie aufnahm, gehörte auch Sophie, die Tochter des Kapellmeisters Johann Friedrich Fasch.[1]
Kirchenlieddichterin
Catharina Amalia von Schlegel verfasste eine ganze Reihe von Kirchenliedern im Geist des frühen Pietismus. Insgesamt werden ihr heute 29 Lieder zugeschrieben. Einige der Lieder, die sicher zunächst für den Hausgebrauch im Stift entstanden waren, nahmen Johann Ludwig Konrad Allendorf und Leopold Franz Friedrich Lehr in ihre Sammlungen der Cöthnischen Lieder auf. In der ersten Ausgabe von 1736[2] finden sich zwei Lieder von Schlegel, 1738 waren es sechs, 1740 sieben[3], und schließlich in der vierten Auflage 1744 neun. 13 Lieder von ihr finden sich auch in der Wernigeröder Neue Sammlung geistlicher Lieder des Grafen Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode aus dem Jahre 1752.[4] Die größte Nachwirkung hatten zunächst ihre Lieder Glauben, Glaubensflügel her und Süßes Lamm, gieb meiner Seelen.
Die weiteste Verbreitung erfuhr allerdings ihr 1752 erschienenes Lied Stille, mein Wille!, wenn auch auf Umwegen und mit erheblicher Zeitverzögerung. Albert Knapp (1798–1864) modernisierte den Liedtext 1837, und die Schottin Jane Laurie Borthwick (1813–1897) übersetzte ihn 1855 mit geändertem Versfuß (Jambus statt Daktylus) unter dem Titel Be still, my Soul ins Englische. Nachdem dann 1927 der walisische Musiker David Evans (1874–1948) den Text der Melodie Finlandia (J. Sibelius) unterlegt hatte, erlangte das Lied weltweite Popularität, die bis heute anhält.[5] Vielfach findet es sich auf CDs aufgenommen (u. a. von Libera, Isobel Cooper und dem Mormon Tabernacle Choir).
Literatur
- James R Eggert, (Eastertide 2025): Catharina von Schlegel and Be Still, My Soul. In: Logia. 34. Jahrgang, Nr. 2, 2025, ISSN 1064-0398, S. 37–44.
- l.u.: Schlegel, Katharina Amalie Dorothea von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 390 f.
- Abraham Voss, Deutschlands Dichterinnen: in chronologischer Folge, S. 42f
Weblinks
- Stille mein Wille (deutscher und englischer Text)
- https://www.mz.de/lokal/sangerhausen/adelige-aus-dem-heutigen-mansfeld-sudharz-schrieb-eins-der-bekanntesten-kirchenlieder-4058658
Einzelnachweise
- ↑ James R Eggert: Catharina von Schlegel and Be Still, My Soul. In: Logia. 34. Jahrgang, Nr. 2, 2025, ISSN 1064-0398, S. 37–44.
- ↑ Die ehedeß eintzeln gedruckte Cöthnische Lieder. Zum Lobe des Dreyeinigen Gottes und zur gewünschten reichen Erbauung vieler Menschen. Köthen: Wäysenhaus 1736
- ↑ Die ehedeß eintzeln gedruckte Cöthnische Lieder Zum Lobe des Dreyeinigen Gottes und zur gewünschten reichen Erbauung vieler Menschen, mit einem Dreyfachen Register nach den Biblischen Sprüchen Inhalt, und Anfang der Lieder, zusammen herausgegeben. Köthen: Wäysenhaus 1740 (Digitalisat)
- ↑ Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. 3. Auflage, Erster Hauptteil: Die Dichter und Sänger. Band 4. Belser, Stuttgart 1868, S. 442f
- ↑ Michael Hawn: History of hymns: „Be still, my soul“. In: Discipleship ministries. The United Methodist Church, 12. September 2013, abgerufen am 11. Mai 2021 (englisch).