Burg Schmitthof

Burg Schmitthof
Blick auf die Gesamtanlage

Blick auf die Gesamtanlage

Staat Deutschland
Ort Kirtorf-Lehrbach
Entstehungszeit 1538
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Adlige
Bauweise Stein und Fachwerk
Geographische Lage 50° 47′ N, 9° 2′ O
Höhenlage 293 m ü. NHN

Bei der Burg Schmitthof handelt es sich um eine ehemalige Wasserburg im Gleental nordwestlich des Ortsteils Lehrbach der Stadt Kirtorf im Vogelsbergkreis in Hessen. Die Anlage ist heute ein hessisches Kulturdenkmal.[1]

Geschichte

Die Anlage liegt auf dem Gelände des seit dem seit dem 14. Jahrhundert urkundlich nachgewiesenen Reisdorf.[2][3] Der Ort wurde wohl um 1300[3] in einem Kopiar urkundlich erstmals als „Reyssdorff“ erwähnt[4] Laut Lutz Reichardt kann der Ortsname Reisdorf kann aufgrund der erst spät einsetzenden Überlieferung nicht mehr eindeutig bestimmt werden. Die Teilwüstung wurde angeblich nach der dort befindlichen Schmiede nun Schmitthof genannt.[5] Das Dorf selbst fiel um 1427 wüst.

Um 1538 errichtete hier ein Zweig der Schenck zu Schweinsberg durch Georg Freiherr Schenck zu Schweinsberg[6] die Wasserburg.[3] 1543 wurde festgehalten, dass „Reisdorf“ nun die „Schmitt hievor Reistorff geheissen ...“ genannt wurde[2][3] Die Burganlage war 1787 als alleiniger Besitz des Freiherrn Schenk von Schweinsberg dem Eußergericht im Amt Kirtorf, Oberamt Alsfeld, in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt verwaltungstechnisch eingegliedert.[3] Im 17. und 19. Jahrhundert wurde die Anlage, die wohl nie eine kriegerische Auseinandersetzung erfahren hatte, mehrfach erneuert.[7]

1977/79 wurde die Anlage restauriert und befindet sich heute in Privatbesitz.

Beschreibung

Die Burganlage besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus mit nicht abgesetztem Sockelgeschoss und zweigeschossigem Krüppelwalmdach. Das massive Erdgeschoss mit einzelnen beziehungsweise gekuppelten Fenstern und mit Falz und Kehle profiliert, ist mit Bruchsteinen gemauert und weist eine Eckquaderung auf; das Obergeschoss ist aus Fachwerk. Das drei Gefache hohe Fachwerk des Obergeschosses zeigt eine gleichmäßige Ständerfolge, einfache Streben und Kopfknaggen. Das Fachwerk gehört den Verstrebungen nach in das späte 17. Jahrhundert. Der innere Grundriss des Herrenhauses ist dreigeteilt, so dass sich in der Mitte des Gebäudes ein hallenartiger Raum ergibt, von dem aus die Beheizung der Seitenräume erfolgte.[6]

Aus der linken westlichen Giebelseite kragen am oberen Ende des Erdgeschosses drei, wohl Reste eines früheren Erkers bildende, Steinkonsolen. Der Erker selbst wurde wohl bei Erneuerungsarbeiten im 17. Jahrhundert entfernt. Mittig der nach Norden gerichteten Traufseite befindet sich ein spitzbogiges Portal aus Sandstein mit vorgelegter Freitreppe. Über dem Portal ist ein Wappenstein der Schenck zu Schweinsberg mit der bereit genannten Jahreszahl 1538 angebracht. Links des Portals befand sich ehemals ein Treppenturm, zum größeren Teil in das Innere des Herrenhauses integriert, der im 19. Jahrhundert niedergelegt wurde und im späten 19. Jahrhundert durch eine einfache Treppe im südöstlichen Teil des Herrenhauses ersetzt wurde.[6]

Südlich des Herrenhauses befand sich bis zu dessen grundlegender Restaurierung in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ein ebenfalls zweistöckiger Erweiterungsbau, der sich aus einem massiven Erdgeschoss mit in Fachwerk ausgeführtem Obergeschoss zusammensetzte.[6]

Das Wohnanlage war umgeben von einer heute nach Nordosten offenen nahezu quadratischen Umfassungsmauer mit vier Ecktürmen, von denen drei, jeweils zweigeschossig, erhalten sind. Die Ecktürme bestehen aus einem zum Teil mit Schießscharten versehenen Bruchstein-Erdgeschoss und besitzen einen polygonalen, zwei Gefache hohen Fachwerkstock als zweites Geschoss auf.[6]

Der davor liegende ehemalige Wassergraben wurde mittlerweile zugeschüttet bzw. ist verlandet.

Literatur

  • Elmar Brohl: Festungen in Hessen. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung e. V., Wesel, Schnell und Steiner, Regensburg 2013 (= Deutsche Festungen 2), ISBN 978-3-7954-2534-0, S. 167–170.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 242.
  • Rolf Müller (Hrsg.): Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 216.
Commons: Burg Schmitthof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Sachgesamtheit Schmitthof In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  2. a b Georg Landau: Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstentum Hessen und den großherzoglich hessischen Antheilen am Hessengaue, am Oberlahngau und am Ittergau. Kassel 1858, S. 265.
  3. a b c d e Reisdorf, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 10. April 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 16. August 2025.
  4. Stephan Alexander Würdtwein: Dioecesis Moguntina in Archidiaconatus distincta et commentationibus diplomaticis illustrata, Band 3, Mannheim 1777, S. 284.
  5. Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation, Göppingen 1973, S. 334.
  6. a b c d e Schmitthof, Gemeinde Kirtorf. Burgen, Schlösser, Herrenhäuser (Stand: 6. August 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 16. August 2025.
  7. Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. S. 242.