Bund Freies Deutschland
| Bund Freies Deutschland | |
|---|---|
| Parteivorsitzender | Ernst Scharnowski |
| Stellvertretender Vorsitzender | Karl-Heinz Drogula |
| Landesgeschäftsführer | Lothar Meyer |
| Gründung | Oktober 1973 |
| Gründungsort | West-Berlin |
| Auflösung | Januar 1977 |
Der Bund Freies Deutschland war eine kurzlebige Partei in West-Berlin. Sie wurde im Oktober 1973 gegründet und auf Funktionärsebene hauptsächlich von ehemaligen SPD-Mitgliedern getragen. Als Symbol benutzte er das Brandenburger Tor, dessen Säulen durch die Initialen der Partei gebildet wurden.
Der Bund Freies Deutschland zeichnete sich durch eine starke Gegnerschaft zur Ostpolitik Willy Brandts aus. Der BFD trat ab Mai 1974 verstärkt öffentlich in Erscheinung. Vorsitzender war Ernst Scharnowski.[1][2][3] Prominente Unterstützer der Partei waren Gerhard Löwenthal, Axel Springer und Matthias Walden sowie die russischen Dissidenten Wladimir Bukowski und Wladimir Maximow.[4] Im Wahlkampf wurde die Partei auch von Franz Josef Strauß unterstützt.
Der BFD trat nur bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1975 an und erreichte dort mit 3,4 % der Stimmen einen Achtungserfolg, aber scheiterte dennoch an der 5-%-Sperrklausel. Neben Scharnowski waren an der Gründung Beteiligte die Schriftstellerin Margarete Buber-Neumann, der bereits 1974 verstorbene Geographie-Professor Karl Krüger.[5] Führende Funktionäre und namhafte Wahlkandidaten des BFD waren der pensionierte Leiter der Bundesanstalt für Materialprüfung Professor Maximilian Pfender (ehem. CDU), Walter Jaroschowitz (ehem. SPD) und der seit 1971 für die SPD im Abgeordnetenhaus von Berlin sitzende und zum BFD übergetretene Orthopäde Karl-Heinz Drogula. Die Partei verfügte somit bereits bei Wahlantritt über ein Mandat im Berliner Landesparlament.[3][6] Weitere prominente Mitglieder waren der Journalist und vormaliges SPD-Mitglied Fritz Schenk als Pressesprecher sowie die ehemaligen SPD-Politiker Franz Seume und Willy Bartsch.[2] Weiterhin trat in Absprache mit dem Bundesvorsitzenden Dietrich Bahner der Berliner Landesverband der Deutschen Union zum BFD über.[7] Sympathien bekundeten Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister Herbert Weichmann[2] und der Charlottenburger Bezirksbürgermeister Roman Legien.[8][9][10]
Im Wahlkampf, der in seiner Endphase ganz im Zeichen der Entführung des CDU-Spitzenkandidaten Peter Lorenz durch die Bewegung 2. Juni drei Tage vor dem Wahltermin stand, hatte der BFD 50.000 DM Belohnung – zusätzlich zu den 100.000 DM von offizieller Seite – für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter hätten führen können, ausgesetzt.[11]
In Folge des verpassten Einzugs ins Abgeordnetenhaus traten einige Mitglieder des BFD in die CDU Berlin über, auch kam eine Zusammenarbeit mit der im Oktober 1975 gegründeten Aktionsgemeinschaft Vierte Partei, in der nationalliberale Positionen vorherrschten, nicht zustande. Von der nach rechts driftenden Partei spaltete sich daraufhin im Oktober 1975 ein Teil, als Verein auftretende überparteiliche Sammlungsbewegung mit dem Namen "Bund Freies Deutschland (e.V.)", ab. In diesem bildeten wiederum die ehemals führenden BFD-Funktionäre den Vorstand. Dies waren Walter Jaroschowitz, Max Pfender, Lothar Meyer und Margarete Buber-Neumann sowie der Moderator Gerhard Löwenthal. Der übrig gebliebene Parteirumpf löste sich unter dem Vorsitz eines Wilhelm Matuschek am 31. Januar 1977 auf, um im neu geschaffenen Westberliner Landesverband der in Gründung befindlichen Sozialen Demokratischen Union (SDU) aufzugehen. Die als Sammlungsbewegung (e.V.) firmierenden Reste des BFD traten noch bis 1979 in Erscheinung.[12][13][14] Karl-Heinz Drogula wurde 1990 Vorsitzender des Westberliner Landesverbands der neu gegründeten DSU.[15]
Literatur
- Jochen Maes: Bund Freies Deutschland. Sammelbecken einer neuen Rechtspartei. Peter Hammer Verlag, Wuppertal o. J. (1974)
Einzelnachweise
- ↑ https://archiv.preussische-allgemeine.de/1974/1974_06_15_24.pdf
- ↑ a b c Lauter Quallen. In: Der Spiegel. 15. September 1974, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. August 2025]).
- ↑ a b Dietrich Strothmann: Die letzten aufrechten Rechten. In: archive.today. Die Zeit, 28. Februar 1975, archiviert vom ; abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ https://epub.ub.uni-muenchen.de/1359/1/hauschild-dissidenten.pdf
- ↑ »Nennen Sie ihn den großen Unbekannten«. In: Der Spiegel. 23. Februar 1975, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. August 2025]).
- ↑ Geheimdienste und Medien – Geben und Nehmen, Axel Springers Agentur für ergänzende Informationen und aktuelle Hintergrundberichte (ASD), von Stefan Appelius, S. 146–147.
- ↑ »Nennen Sie ihn den großen Unbekannten«. In: Der Spiegel. 23. Februar 1975, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. August 2025]).
- ↑ Joachim Nawrocki: Reaktion von rechts. In: Die Zeit. Nr. 45/1974, 1. November 1974, S. 7 (zeit.de [abgerufen am 4. März 2015]).
- ↑ J. N.: Uneinige Rechte. In: Die Zeit. Nr. 46/1975, 7. November 1975, S. 13 (zeit.de [abgerufen am 4. März 2015]).
- ↑ Geheimdienste und Medien – Geben und Nehmen, Axel Springers Agentur für ergänzende Informationen und aktuelle Hintergrundberichte (ASD), von Stefan Appelius, S. 146–147.
- ↑ https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2007_4_4_dahlke.pdf
- ↑ https://archiv.preussische-allgemeine.de/1977/1977_03_05_10.pdf
- ↑ Geheimdienste und Medien – Geben und Nehmen, Axel Springers Agentur für ergänzende Informationen und aktuelle Hintergrundberichte (ASD), von Stefan Appelius, S. 146–147.
- ↑ apabiz.de - Profil - Bund Freies Deutschland (BFD). Abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ anb: Die rechten Fransen auskämmen. In: Die Tageszeitung: taz. 30. August 1990, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. August 2025]).