Budov (Ústí nad Labem)

Budov

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Budov (Ústí nad Labem) (Tschechien)
Budov (Ústí nad Labem) (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Böhmen
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Ústí nad Labem
Gemeinde: Ústí nad Labem
Geographische Lage: 50° 39′ N, 14° 6′ O
Höhe: 312 m n.m.
Einwohner: 20 (2021)
Postleitzahl: 403 22
Struktur
Status: Grundsiedlungseinheit

Budov (deutsch Budowe, auch Budowa) ist eine Grundsiedlungseinheit von Ústí nad Labem (Aussig) in Tschechien, gelegen in Nordböhmen. Sie bildet das Katastralgebiet Budov u Svádova und gehört zum Ortsteil Svádov (Schwaden) im Stadtbezirk Ústí nad Labem-Střekov.

Geografie

Lage

Kapelle in Budov

Budov liegt flussabwärts am rechten Ufer des Elbdurchbruchstals, etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum der Bezirks- und Kreisstadt Ústí nad Labem entfernt. Die sogenannte „Budower Ebene“ und die Elbe bilden die nordwestliche Ortsgrenze; gegenüber liegen die Stadtteile Krásné Březno (Schönpriesen) und Neštěmice (Nestomitz). Zu den Nachbarorten zählen der Stadtteil Střekov (Schreckenstein) sowie die Dörfer Olšinky (Wolfschlinge), Olešnice (Waldschnitz), Březí (Presei) und Kojetice (Kojeditz).

Fließgewässer und Wasserfall

Unmittelbar unterhalb des Dorfes Budov fließt der Budower Bach (Budovský potok) nach Norden in die Elbe. Der Bach verläuft durch die Wolfsschlucht (Vlčí rokle), deren Felswände aus Basalt und Tuff bestehen. Dort stürzt sich das Wasser über den 11 Meter hohen Budower Wasserfall (Budovský vodopád). Trotz seines geringen Wasserflusses hat der Bach ein halbkreisförmiges Felsbecken mit einem Durchmesser von 10 bis 15 Metern ausgewaschen. Im Winter schmücken kolossale Eisskulpturen den Wasserfall.[1]

Schutzgebiete

Budov liegt zur Gänze im Landschaftsschutzgebiet Böhmisches Mittelgebirge (ChKO České středohoří), das am 19. März 1976 auf einer Fläche von 1.063 km² eingerichtet wurde.[2]

Geschichte

Das Dorf entstand als Runddorf, dessen Gründung vermutlich bereits auf das 11. Jahrhundert zurückgehen. Die erste urkundliche Erwähnung von Budowe stammt aus dem Jahr 1184, als Georg von Mühlhausen das Dorf dem Bischof Heinrich schenkte. Damit wurde Budowe bischöflicher Besitz und dem Meierhof Raudnitz (Roudnice nad Labem) unterstellt.

Im Jahr 1319 verlieh König Johann von Luxemburg Budowe gemeinsam mit der Burg Schreckenstein (Burg Střekov) als Lehen an Johann von Wartenberg, doch bereits 1397 gehörte das Dorf zur Burg Varta bei Waldschnitz (Olešnice). Nach dem Untergang der Burg wurde das Dorf Teil der Herrschaft Großpriesen (Velké Březno) und ab 1581 gehörte es zur Herrschaft Schwaden (Svádov), zu der es bis zur Abschaffung der Grundherrschaft verblieb. Laut der Berní rula von 1654 bestanden im Dorf vier Bauernhöfe und vier kleinere Anwesen.

Partie in Budowe mit historischen Umgebindehäuser um 1900

Ein bedeutender Wirtschaftszweig war der Obstbau und das Dörren von Obst; fast jeder Hof verfügte über eine eigene Dörrkammer. Noch im 19. Jahrhundert war Budowe überwiegend landwirtschaftlich geprägt und entwickelte sich nach und nach zu einer Streusiedlung.[3][4]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Budowe Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei. Neben dem deutschen Ortsnamen Budowe wurde offiziell auch die tschechische Bezeichnung Budov eingeführt. Im Zuge des Münchner Abkommens wurde Budowe ab dem 1. Oktober 1938 dem Deutschen Reich zugesprochen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Aussig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch in diesem Dorf die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei. Die Mehrheit der Deutschen wurde ausgewiesen. An ihre Stelle zogen Tschechen aus dem Inland, Repatrianten, Slowaken und Roma. 1950 erfolgte die Eingemeindung nach Březí, ab 1961 bildete Budov einen Ortsteil der Gemeinde Svádov.

Seit 1980 ist Budov als kleiner Ortsteil in die Stadt Ústí nad Labem eingegliedert und gehört zum Katasterbezirk Budov u Svádova.[5]

Sehenswürdigkeiten

Die Kapelle wurde 1898 anlässlich des 50-jährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. errichtet und am 19. Juni desselben Jahres feierlich eingeweiht.

Im Dorf standen ursprünglich drei original erhaltene Umgebindehäuser aus dem 18. Jahrhundert in traditioneller Bauweise.[6] Das Bauernhaus Nr. 34 mit ehemals gemauertem Erdgeschoss und einem Fachwerkobergeschoss mit schlichtem Mansardgiebel ist abgebrannt; heute existieren nur noch zwei Gebäude.

Bevölkerung

Laut der Volkszählung von 1921 lebten in Ort 99 Einwohner, davon 43 Männer. Ein Bewohner war tschechoslowakischer, 98 deutsche Nationalität. Bis auf einen Konfessionslosen bekannten sich alle zur römisch-katholischen Kirche.[7][8]

Nach der Volkszählung von 1930 hatte das Dorf 102 Einwohner, davon einer Tschechoslowake und 101 Deutsche. Die römisch-katholische Mehrheit bestand weiterhin, jedoch stieg die Zahl der Konfessionslosen auf sechs an.[9]

Die Wiederbesiedlung nach der Vertreibung blieb unvollständig: Von ursprünglich 12 Häusern umfasste die Siedlung Budov im Jahr 2011 nur noch 5 Gebäude mit 11 Einwohnern; 2021 lebten dort 20 Menschen.[10][11]

Literatur

  • Franz Josef Umlauft: Kleine Ortskunde für den Stadt- und Landkreis Aussig. Aussig an der Elbe 1944.
Commons: Budov – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Jaroslav Pilnaj: Wasserfälle im mittelböhmischen Hochland, Budov Wasserfall. (Online).
  2. Karel Friedl: Schutzgebiete Tschechiens. Prag 1991.
  3. Anton Tscherney: Schwaden a. d. Elbe geographisch und geschichtlich dargestellt. August Grohmann, Aussig a. d. Elbe 1900.
  4. Franz Josef Umlauft: Kleine Ortskunde für den Stadt- und Landkreis Aussig. Aussig an der Elbe 1944.
  5. Karel Friedl: Schutzgebiete Tschechiens. Prag 1991.
  6. Jan Peta: Enzyklopädie der tschechischen Dörfer. IV. Die Region Ústí nad Labem. Prag 2009, S. 45.
  7. Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz – Archivabteilung (Hrsg.): Volkszählung der Gemeinde Budowe (Budov-Ústí nad Labem). 1921.
  8. Tschechisches Statistikamt (tschechisch: Český statistický úřad; ČSÚ): Statistisches Gemeindelexikon der Tschechoslowakischen Republik. Prag 1924.
  9. Tschechisches Statistikamt (tschechisch: Český statistický úřad): Statistisches Gemeindelexikon der Tschechoslowakischen Republik. Prag 1934.
  10. Tschechische Statistikamt: Volkszählung 2021. (Online).
  11. Tschechisches Statistikamt: Statistisches Lexikon der Gemeinden in der Tschechischen Republik. Prag 2013, S. 418–419.