Badische Automobilfabrik Heim & Co.

Badische Automobilfabrik Heim & Co. OHG
Rechtsform Offene Handelsgesellschaft
Gründung 1920
Sitz Mannheim, Baden, Deutschland
Leitung
  • Oskar Eberle
  • Jakob Stengel
Branche Kraftfahrzeughersteller
Rennwagen von Heim
Heim 6/18

Die Badische Automobilfabrik Heim & Cie. – häufig auch Heim & Co. – war ein deutsches Unternehmen in der Automobilindustrie mit Sitz in Mannheim und in der Rechtsform einer oHG. Gegründet wurde es im Jahr 1920 vom Mechanikermeister Franz Heim, der vorher bei Benz & Cie. beschäftigt war.

Geschichte

Franz Heim war mit 14 Jahren der zweite Lehrling, der von Carl Benz eingestellt wurde. Später war er als Rennfahrer für Benz & Cie. tätig. 1911 machte er sich selbständig mit dem Verkauf und der Reparatur von Autoreifen. Kurz darauf dehnte er sein Geschäft auch auf die Reparatur von Autos aus und übernahm 1913 die Räumlichkeiten eines Pferdekutschen-Herstellers im Mannheimer Stadtteil Lindenhof. Hier begann er bereits nebenbei mit dem Bau eines kleinen, zweisitzigen Autos. Dann aber brach der Erste Weltkrieg aus, und Franz Heim wurde für die gesamte Dauer des Kriegs als Soldat eingezogen.

Nach dem Krieg gründete er mit Oskar Eberle, dem Bruder seiner Frau, und dem Ingenieur Jakob Stengel als weiterem Teilhaber das Unternehmen. Das Geld dafür hatte überwiegend Heims Werkstatt unter Leitung seiner Frau mit der Reparatur von Armee-Lastwagen erwirtschaftet. Durch die vorangegangenen Kontakte mit dem Unternehmen Benz & Cie. konnten von dort Mitarbeiter abgeworben und so schnell ein hohes Qualitätsniveau erreicht werden. Zunächst verlief die Autoproduktion mit etwa 24 Fahrzeugen pro Monat erfolgreich. Ab 1924 aber verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, u. a. weil nach dem Ende der Inflation die finanziellen Verpflichtungen nicht mehr eingehalten werden konnten. Auch bekam Heim schwere Herz-Probleme. Er nahm sich schließlich 1926 das Leben.

1928 stellte das Unternehmen seine Produktion ein, nachdem 1927 und 1928 auch noch in geringer Anzahl Fahrzeuge mit Sechs- bzw. Achtzylindermotoren aus US-amerikanischer Produktion montiert worden waren.

Fahrzeuge

Gebaut wurden Tourenwagen, die mit Vierzylindermotoren mit 6/20 PS (1570; cm³, 20 PS, 14,7 kW) oder 8/30 PS (2087 cm³, 30 PS, 22 kW) von Basse & Selve ausgestattet waren.

Ab 1922 gab es den Einheitstyp 8/40 PS, der einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 2,087 l Hubraum und Königswelle hatte, der eine Leistung von 40 PS (29 kW) entwickelte und den Tourenwagen bis auf 130 km/h beschleunigte. Dieses Modell wurde bis 1926 gebaut[1].

1924 erschienen zwei Sechszylinder-Modelle: Der 9/60 PS mit 2385 cm³ Hubraum und 60 PS und der wohl nur als Rennwagen gebaute 8/80 PS mit 1995 cm³ Hubraum und 80 PS. Auch diese beiden Typen wurden bis 1926 (allerdings in wohl nur geringen Stückzahlen) gebaut.[2]

Rennsport

Franz Heim baute auch einige Rennwagen, die er unter anderem auch bei mehreren Grand-Prix-Rennen an den Start brachte. So trat er beispielsweise mit zwei Fahrzeugen beim Großen Preis von Italien 1922 auf dem Autodromo di Milano in Monza an. Jedoch erreichte weder er selbst noch Reinhold Stahl das Ziel.[3]

Heim-Fahrzeuge traten Anfang der 1920er-Jahre auch in diversen lokalen Rennen an, meist mit dem Unternehmens-Teilhaber Oskar Eberle am Steuer.

Datum Renntyp Platz Ort Fahrer Wagentyp Nr.
1. Okt. 1922 Bergrennen Krähbergrennen Arthur Henney
16. Sep. 1923 Bergrennen Selbecker Bergrennen
Bergrennen 3 Pattberg (Dortmund)
Industriefahrer 8 PS
1924 Rundstrecke Taunus 24-Stunden-Fahrt Heim 8/80
1924 Bergrennen Krähbergrennen Carl Ziegler, Mannheim 17
1924 Rundstrecke Solitude-Rennen (Stuttgart)
10. Mai 1925 Rundstrecke 1
2
3
Dreieckfahrt Speyer
Tourenwagen bis 8 PS
Oskar Eberle, Mannheim
Feldmann, Ludwigshafen
Born, Mannheim
Heim 8/40 153
156
23. Aug. 1925 Rundstrecke DNA Taunus-Rennen Jacob Stengel
11. Okt. 1925 Bergrennen 1 Zweibrücken Oskar Eberle Heim 8/80
1925 Flachrennen Speyer Heim 8/40 20
1925 Rennen Solitude-Rennen (Stuttgart) Bäuerle, Frankfurt Heim 8/80

Literatur

  • Dietrich Conrad: Heim & Cie. Mannheims vergessene Legende. Waldkirch Verlag, Mannheim 2020, ISBN 978-3-86476-140-9.
  • Wolf Engelen: Unser Lindenhof. Edition Quadrat, Mannheim 1996, ISBN 3-923003-75-7, S. 202–206.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7, S. 446.
  • HEIM. Fahr mit FORD fort, komm mit HEIM heim. In: Dietrich Conrad: Mannopolis 100. Waldkirch Verlag, Mannheim 2022, ISBN 978-3-86476-167-6, S. 104–123.
Commons: Badische Automobilfabrik Heim & Co. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Conrad, S. 95
  2. Conrad, S. 96
  3. Alle Renneinsätze sind im Personen-Artikel Franz Heim (Rennfahrer) aufgeführt.