Böser Blick (Fahrzeugdesign)

Böser Blick als Teil des serienmäßigen Designs: Lexus RX

Als Böser Blick bezeichnet man im Fahrzeugdesign eine Frontpartie mit einem aggressiven Erscheinungsbild. Dieses kann insbesondere durch die Anordnung der Hauptscheinwerfer, des Kühlergrills und des Nummernschildes erreicht werden.[1] Eine V-förmige Anordnung der Scheinwerfer suggeriert zusammengekniffene Augen, oft verbunden mit einem „aufgerissenen Maul“.[2] Auch bei Krafträdern und landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen kommen diese Gestaltungselemente zum Einsatz.[3][4]

Geschichte

Während frühere Modelle wie der VW Käfer und der Audi 80 B4 freundliche oder neutrale Gesichter ausstrahlten, hat sich der „böse Blick“ immer weiter durchgesetzt.[1]

Seine Ursprünge hat das Design in der Tuningszene, dort wurde der Begriff „Böser Blick“ zunächst verwendet.[5] BMW verwendete beim modernen Fahrzeugen stattdessen den Begriff „konzentrierter Blick“.[6][7]

Im Jahr 2010 erschien im Handelsblatt ein Artikel darüber, dass der nachträgliche Umbau der Lichtkegel des Scheinwerfers zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und zwangsweisen Stilllegung des Fahrzeuges führen kann.[8]

Rezeption

Laut "Auto-Bild"-Redakteur Matthias Moetsch sind die Autofronten so gestaltet, dass sie „mit anderen Zeichen von Gefahr, Aggression oder Wut assoziiert werden“. Ähnlich wie bei SUVs soll der „Böse Blick“ Potenz und Überlegenheit des Fahrers vermitteln. Neben dem „bösen Blick“ können auch Fahrzeuggröße, ein Panzer-ähnlicher Aufbau und Sounddesign Wut und Aggressionen ausstrahlen.[1]

Der Dresdner Verkehrspsychologe Bernhard Schlag, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesverkehrsministeriums, kritisiert diese Entwicklung: Manche Autos würden „wie eine geladene Waffe“ wirken, was zu einem aggressiven Verhalten im Straßenverkehr beitrage.[9] Der Münchener Designprofessor Peter Naumann bezeichnet Autos mit bösem Blick als „Raptoren auf Rädern“. Diese „transportierten Aggressionen in den Straßenverkehr und beeinflussten den Fahrstil“.[10]

Galerie

Einzelnachweise

  1. a b c Autodesign und "böser Blick" - So aggressiv wirken moderne Autos. In: T-Online,. 26. Januar 2017, abgerufen am 28. September 2018 (auf Basis einer Untersuchung von Paolo Tumminelli, Professor für Design an der Köln International School of Design).
  2. Klaus Herder: Honda VFR 800 (Mod. 2002); Kradblatt vom 23. Juli 2008
  3. Yamaha MT-10 - Böser Blick aus Japan, n-tv vom 15. Mai 2016, abgerufen am 28. September 2017
  4. Riesen-Traktor Fendt 1000 Vario (2015) — Ackermonster mit 500 PS, Autobild vom 10. Dezember 2014
  5. Warum Autos so böse gucken, Autobild vom 3. März 2017 auf Basis einer Untersuchung von Paolo Tumminelli, Professor für Design an der Köln International School of Design, abgerufen am 28. September 2017
  6. Timo Völker „Neuer BMW 5er: Die Sensation in der Kurve“ (Memento vom 28. September 2017 im Internet Archive), Die Presse vom 29. Januar 2010
  7. Markus Fasse: „Auto und Design erleben eine wirkliche Veränderung“, Handelsblatt vom 1. August 2012
  8. Wenn der „böse Blick“ zur Auto-Stillegung führt, Handelsblatt vom 29. Oktober 2010, abgerufen am 28. September 2017
  9. Nils-Viktor Sorge: Manche Autos wirken wie eine geladene Waffe, Spiegel Online vom 13. September 2018
  10. Denise Juchem: Raptoren auf Rädern. Bei Autodesignern ist der böse Blick schick. In: Die Welt. 14. Februar 2014, abgerufen am 23. Februar 2021.