Attikait

Attikait
Attikait aus dem „Christiana-Stollen“, Agios Konstantinos, Lavrio, Attika, Griechenland (Sichtfeld 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2006-017[1]

IMA-Symbol

Atk[2]

Chemische Formel Ca3Cu2Al2(AsO4)4(OH)4·2H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.25-031

8.DJ.45
42.06.05.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal oder -pyramidal; 2/m 2/m 2/m oder mm2
Raumgruppe (Nr.) Pban, Pbam oder Pba2[3] (Nr. 50, 55 oder 32)
Gitterparameter a = 10,01(1) Å; b = 8,199(5) Å; c = 22,78(1) Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,2(2); berechnet: 3,356[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[4]
Bruch; Tenazität nicht definiert; biegsam
Farbe hellblau bis grünlichblau; farblos im Durchlicht
Strichfarbe sehr hellblau
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,642(2)
nβ = 1,644(2)
nγ = 1,644(2)[5]
Doppelbrechung δ = 0,002[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 10°[5]

Attikait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca3Cu2Al2(AsO4)4(OH)4·2H2O[3], ist also ein wasserhaltiges Calcium-Kupfer-Aluminium-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Attikait entwickelt gekrümmte, schuppige Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die meist zu kugeligen Mineral-Aggregaten von etwa 0,3 Millimeter Durchmesser[4] verbunden sind. Seine Farbe variiert zwischen Hellblau und Grünlichblau, allerdings erscheint er im Durchlicht farblos. Seine Strichfarbe ist ein sehr helles Blau.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Attikait im „Christiana-Stollen“ (Schacht Nr. 132) bei Agios Konstantinos (Gemeinde Lavrio) in der griechischen Region Attika und beschrieben 2007 durch N. V. Chukanov, I. V. Pekov und A. E. Zadov, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Attikait noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/D.25-031. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Attikait zusammen mit Andyrobertsit, Birchit, Braithwaiteit, Calcioandyrobertsit, Englishit, Epifanovit, Esperanzait, Goldquarryit, Lavendulan, Lemanskiit, Mahnertit, Sampleit, Shubnikovit und Zdeněkit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/D.25 bildet.[6]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Attikait in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 8.DJ.45 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Attikait die System- und Mineralnummer 42.06.05.03. Das entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq × x(H2O)“ in der „Strashimiritgruppe“, in der auch Strashimirit und Arhbarit eingeordnet sind.

Bildung und Fundorte

Attikait bildet sich als Sekundärmineral in den oxidierten Zonen polymetallischer Sulfid-Quarz-Adern, wo er neben Quarz unter anderem noch mit Allophan, Arsenocrandallit, Arsenogoyazit, Azurit und Malachit, Beudantit, Conichalcit, Goethit, Karminit, Olivenit und Philipsbornit vergesellschaftet auftritt.

Neben seiner Typlokalität „Christiana-Stollen“ in der griechischen Region Attika ist bisher nur noch die Grube „La Amorosa“ in der Gemeinde Villahermosa del Rio der spanischen Provinz Castellón als Fundort für Attikait bekannt (Stand 2013).[8]

Kristallstruktur

Attikait kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pban (Raumgruppen-Nr. 50)Vorlage:Raumgruppe/50, Pbam (Nr. 55)Vorlage:Raumgruppe/55 oder Pba2 (Nr. 32)Vorlage:Raumgruppe/32 mit den Gitterparametern a = 10,01(1) Å; b = 8,199(5) Å und c = 22,78(1) Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch

Literatur

  • N. V. Chukanov, I. V. Pekov, A. E. Zadov: Attikaite, Ca3Cu2Al2(AsO4)4(OH)4·2H2O, a new mineral species. In: Geology of Ore Deposits. Band 49 (2007), S. 720–726 (PDF 307,2 kB)
Commons: Attikaite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e N. V. Chukanov, I. V. Pekov, A. E. Zadov: Attikaite, Ca3Cu2Al2(AsO4)4(OH)4·2H2O, a new mineral species. In: Geology of Ore Deposits. Band 49 (2007), S. 720–726 (PDF 307,2 kB)
  4. a b c Attikaite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF kB)
  5. a b c Mindat - Attikaite
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  8. Fundortliste für Attikait beim Mineralienatlas und bei Mindat