Psoriasisarthritis
| Klassifikation nach ICD-10 | |
|---|---|
| M07* | Arthritis psoriatica und Arthritiden bei gastrointestinalen Grundkrankheiten |
| M07.0* | Distale interphalangeale Arthritis psoriatica |
| M07.1* | Arthritis mutilans |
| M07.2* | Spondylitis psoriatica |
| M07.3* | Sonstige psoriatische Arthritiden |
| M09.0* | Juvenile Arthritis bei Psoriasis |
| L40.5+ | Psoriasis-Arthropathie |
| ICD-10 online (WHO-Version 2019) | |
Unter Psoriasisarthritis oder Psoriasisarthropathie (lateinisch Arthritis psoriatica bzw. Arthropathia psoriatica, auch Psoriasis arthropathica), kurz PSA, auch Arthritis bei Schuppenflechte genannt, wird eine autoimmune entzündliche Gelenkerkrankung aus der Gruppe der Spondyloarthritiden verstanden, die bei einigen Patienten mit der Hautkrankheit Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt und gegenüber anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen einige Besonderheiten hat.
Epidemiologie
Die Prävalenz der Psoriasisarthritis ist trotz zahlreicher Studien bis zum heutigen Tage unbekannt. Das liegt vor allem daran, dass ein einheitlicher Bewertungsmaßstab für die sichere Diagnose der Psoriasisarthritis fehlt.
Die Bandbreite liegt zwischen 0,001 % in einer japanischen Studie bis hin zu 0,42 % in einer italienischen Studie.[1] Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. gibt die Häufigkeit mit 0,05 % bis 0,3 % an, wobei ein Mittel bei 0,2 % angegeben wird. Beide Geschlechter sind in gleichem Maße betroffen.[2]
In 60 % der Fälle gehen die Hauterscheinungen den Gelenkproblemen voran.[3][4]
Die detaillierten Ursachen der Psoriasisarthritis sind unbekannt, jedoch gehört sie zu den Autoimmunerkrankungen. Aus noch ungeklärten Gründen kommt es zu einer Aktivierung des Immunsystems gegen körpereigene Strukturen, und es werden Entzündungsprozesse an den Gelenken in Gang gesetzt. Die medizinische Forschung hat noch keine Erklärung dafür, warum zwischen 1 % und bis zu 30 % der Psoriatiker eine Psoriasisarthritis entwickeln und andere nicht – und warum das Krankheitsbild individuell so unterschiedlich verläuft. Ein Einfluss genetischer Faktoren gilt als wahrscheinlich, aber auch Umweltfaktoren wie zum Beispiel bakterielle Infekte oder Medikamente könnten ebenfalls eine Rolle spielen.
Betroffene Personen sind häufig durch die Erkrankung behindert. Am Beginn der Erkrankung, vor allem bei geringer Hautbeteiligung, kann man die Psoriasisartrithis zu den unsichtbaren Behinderungen zählen. Mit fortschreitender Erkrankung ist auch eine Schwerbehinderung (GdB über 50) durchaus möglich.[5]
Symptome der Erkrankung
Hauptsymptome sind:
Gelenkschmerzen, Steifigkeit mit teilweiser Bewegungseinschränkung, Verfärbung oder Rötung in der Nähe der betroffenen Gelenke.
Es können zwar alle Gelenke betroffen sein, typischerweise sind es aber die End- und Mittelgelenke an Händen und Füßen und große Gelenke wie Knie und Becken-Wirbelsäule (Iliosakralgelenke). Oft wird die Erkrankung an den Gelenken nur eines Fingers oder einer Zehe festgestellt („Befall im Strahl“). Auch ist die Gelenkbeteiligung in Abgrenzung zur rheumatoiden Arthritis oft asymmetrisch, es sind also auf der rechten und linken Körperhälfte unterschiedliche Gelenkregionen befallen.
Zusätzlich können auch die den Gelenken benachbarten Weichteile durch Schmerzen und/oder Druckempfindlichkeit befallen sein, beispielsweise die Sehnen und Sehnenansätze, Muskel und Muskelansätze, Schleimbeutel oder Bänder (z. B. Achillessehne, Plantarsehne oder inneres Seitenband am Knie).
Schwellungen an einzelnen Fingern und Zehen (Daktylitis oder „Wurstfinger“) sind ebenso typisch.
Die meisten betroffenen Patienten haben zudem Psoriasis-Hautausschlag – silbrig-graue, schuppige Hautstellen (insbesondere auf der Kopfhaut, an Ellbogen, Knien und im unteren Rückenbereich) und in bis zu 80 % der Fälle Nagel-Psoriasis-Symptome wie Verfärbungen oder stecknadelgroße Vertiefungen an Finger- und/oder Zehennägeln.
Betroffene leiden aufgrund der beständigen Schmerzen häufig an Fatigue.[6]
Als Nebenerkrankung gilt eine erhöhte Prävalenz für das Metabolische Syndrom, welches sich aus Diabetes mellitus, Hypertonie und Adipositas zusammensetzt. Nicht alle genannten Nebenerkrankungen müssen zwingend gleichzeitig auftreten.[2]
Labor
Bei der Psoriasisarthritis handelt es sich um eine Ausschluss-Diagnose, also die Annahme der Erkrankung, wenn andere entzündliche Gelenkerkrankungen nicht (überzeugend) in Betracht kommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Hautveränderungen im Sinne einer Schuppenflechte nicht vorliegen, aber beispielsweise aus der Familienanamnese eine Psoriasis bekannt ist.[7]
Die sog. CASPAR Kriterien (classification criteria for psoriatic arthritis) aus dem Jahr 2006 sind bis heute maßgeblich für eine relativ sichere Diagnose der Erkrankung.[8]
Die Erkrankung ist meist „seronegativ“, das heißt in der Regel fehlen Rheumafaktoren, die z. B. bei der rheumatoiden Arthritis nachweisbar sind.
Dagegen sind ACPA (= Antikörper gegen citrullinierte Proteine) in bis zu 12 % der Fälle positiv. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass HLA-B27 positiv ist (bis 50 % der Fälle).
Behandlung
Die Behandlung erfolgt häufig nach einem Stufenplan. Zuerst kommen sog. NSAR - Nicht Steroide Antirheumatika zum Einsatz. In der Folge kommen Sulfasalazin, Immunsuppressiva zur Anwendung (z. B. Methotrexat, Leflunomid, Cyclosporin A).
Bei Therapieresistenz werden TNF-alpha-Hemmer (z. B. Infliximab, Adalimumab mit seinen Biosimilars), Apremilast, Tofacitinib eingesetzt und schließlich Biopharmazeutika wie Ustekinumab (IL-12/23-Hemmer), Secukinumab (IL-17A-Hemmer), Ixekizumab (IL-17A-Hemmer) und Guselkumab (IL-23-Hemmer).[9]
Die Therapie soll eine Remission erreichen oder alternativ auf eine geringere Krankheitslast und damit eine verbesserte Lebensqualität abzielen. Allerdings erreicht keine der Therapien eine Heilung, nach Absetzen der Therapie kommen alle vorher vorhandenen Symptome zurück. Die Krankheit gilt auch heute noch als unheilbar.[10]
Literatur
- Jasvinder A. Singh et al.: Special Article: 2018 American College of Rheumatology/National Psoriasis Foundation Guideline for the Treatment of Psoriatic Arthritis. In: Arthritis & Rheumatology (Hoboken, N.J.). Band 71, Nr. 1, Januar 2019, S. 5–32, doi:10.1002/art.40726, PMID 30499246, PMC 8218333 (freier Volltext) – (englisch).
- Laure Gossec et al.: EULAR recommendations for the management of psoriatic arthritis with pharmacological therapies: 2023 update. In: Annals of the Rheumatic Diseases. Band 83, Nr. 6, 15. Mai 2024, S. 706–719, doi:10.1136/ard-2024-225531, PMID 38499325, PMC 11103320 (freier Volltext) – (englisch).
Weblinks
- Thilo Hotfiel: Psoriasisarthritis. In: Engelhardt: Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie.
- H. E. Langer: Psoriasisarthritis. Auf: www.rheuma-online.de rheuma-online Verlag GmbH.
- Deutscher Psoriasis Bund e. V. (DPB): Was ist Psoriasis-Arthritis?
- Ursula Faubel: Psoriasis-Arthritis. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
- Matthias Herrmann: Psoriasis arthritis – wenn Gelenke wehtun. Auf www.psoriasis-netz.de
Einzelnachweise
- ↑ Y. Alamanos, P. V. Voulgari, A. A. Drosos: Incidence and prevalence of psoriatic arthritis: a systematic review. In: J Rheumatol. Band 35, Nr. 7, 2008, S. 1354–1358.
- ↑ a b Eva-Maria Ziupa: Prävalenz der Psoriasis-Arthritis bei dermatologischen Patienten mit einer Psoriasis. Hrsg.: Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität zu Tübingen. 2016.
- ↑ M. Catanoso, N. Pipitone u. a.: Epidemiology of psoriatic arthritis. In: Reumatismo. Band 64, Nr. 2, 5. Juni 2012, S. 66. PMID 22690382.
- ↑ D. McGonagle, Z. Ash, L. Dickie, M. McDermott, S. Z. Aydin: The early phase of psoriatic arthritis. In: Annals of the rheumatic diseases. Band 70, Suppl 1, März 2011, S. i71–i76, doi:10.1136/ard.2010.144097. PMID 21339224 (Review).
- ↑ Deutscher Psoriasis Bund e.V.: Psoriasis-Arthritis. Abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Psoriatic Arthritis. In: Health Library Cleveland Clinic. Cleveland Clinic, August 2025, abgerufen am 27. August 2025 (englisch).
- ↑ Psoriatic arthritis. Abgerufen am 27. August 2025.
- ↑ What Are the CASPAR Criteria for Psoriatic Arthritis? Abgerufen am 27. August 2025 (englisch).
- ↑ Das Arsenal an Systemtherapeutika. In: PsoNet Magazin. 7. Jahrgang, Nr. 2. Förderverein PsoNet in Deutschland, Hamburg 2020, S. 38/39.
- ↑ Psoriasis-Arthritis. Abgerufen am 27. August 2025 (deutsch).