Anton Vitzthum

Anton Vitzthum (* 5. oder 25. Dezember 1788 in Katzberg; † 1. Juli 1844 in Moosburg) war ein deutscher Lehrer, Bienenzüchter und Herausgeber einer bienenwissenschaftlichen Zeitung.
Leben
Familie
Anton Vitzthum wurde am 25. Dezember 1788 im Katzberger Schulhaus geboren. Als das jüngste von neun Kindern des Schulmeisters Franz Xaver Vitzthum wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. Die Familie litt unter finanziellen Schwierigkeiten, da das Einkommen des Vaters als Lehrer und Organist nicht ausreichte, um die 11-köpfige Familie zu versorgen. Nach dem frühen Tod seines Vaters zu Beginn des 19. Jahrhunderts, übernahm seine Mutter Agnes, geborene Holzinger (andere Quelle: Vizbomin)[1] aus Michelsdorf, die Verantwortung für die Familie und musste sich mit der Armut der Familie auseinandersetzen.
In Dietramszell heiratete Anton Vitzthum die Schneidermeistertochter Klara (geb. Steeger; † 9. März 1840)[2], die aus Fürstenzell bei Passau stammte. Das Paar hatte zwischen 1818 und 1827 neun Kinder, von denen vier im frühen Kindesalter starben.
Als er starb, hinterließ er fünf Waisen, von denen drei noch minderjährig waren. Er wurde auf dem Stadtfriedhof in Moosburg beigesetzt.
Frühes Leben und Ausbildung
Anton Vitzthum besuchte die Elementarschule in Katzberg, wo er durch den dortigen Lehrer, der ihm Nachhilfe und Lateinunterricht gab, gefördert wurde. Trotz seines Wunsches zu studieren, fehlte ihm das Geld, und die Klosterschulen waren infolge der Säkularisierung nicht mehr verfügbar. Daher meldete sich Vitzthum 1805 zum Lehrerseminar in München an, wo er unter Matthias Weichselbaumer (1764–1830) die pädagogischen Vorlesungen und Seminare besuchte. Am 15. März 1808 begann er seine Lehrertätigkeit in Katzberg auf Bitten seiner Mutter, um die Schulverweserstelle zu erhalten. Zudem unterrichtete er auch in der Schule in Waffenbrunn.
Im Jahr 1810 erhielt Vitzthum durch die Unterstützung seines Bruders Michael, der Stadtlehrer in Moosburg war, eine Anstellung als Schulgehilfe.
Er wurde 1816 als Lehrer in Dietramszell tätig. Hier begann er auch mit der Bienenzucht, die einen wichtigen Teil seines Lebens und Schaffens einnehmen sollte. Trotz der ungünstigen klimatischen Bedingungen in Dietramszell, die die Bienenzucht erschwerten, gelang es ihm, einen respektablen Bienenstand aufzubauen.
Er arbeitete auch in Erding und Wolfratshausen, bevor er 1827 als Nachfolger seines verstorbenen Bruders nach Moosburg zurückkehrte. Die Schulstelle in Moosburg war sehr begehrt, und aus 73 Bewerbungen wurde Vitzthum ausgewählt. Er erwies sich als ausgezeichneter Lehrer, dessen Schule wiederholt als Musterschule ausgezeichnet wurde. In Wolfratshausen lernte er den Musiker Johann Michael Closner (1786–1860)[3] kennen, mit dem er Kinderschauspiele entwickelte und aufführte.

Er betrieb am Breitenberg in Moosburg die erste Bienenanstalt für Lehrzwecke in Bayern.[4]
Zudem verfasste er das wohl älteste Schulgesundheitsbuch der Welt in gereimten Merksätzen. Weitere Schulbücher, wie Hausaufgaben für Schreib- und Rechnungsschüler in Volksschulen und Diktierübungen nach den Regeln der Orthographie, erschienen im Verlag Krüll in Landshut.
Herausgeber und Veröffentlichungen
Anton Vitzthum ist vor allem als Herausgeber des Monatsblattes für die gesammte Bienenzucht bekannt. Von Juli 1838 bis Dezember 1843 widmete er sich der Herausgabe dieser Zeitschrift, die er dann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fortführen konnte.
1837 veröffentlichte er seinen ersten Aufsatz Etwas zum Nachdenken und zur Beurteilung für Bienenfreunde im Centralblatt des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern und hob die Vorteile der traditionellen Korbbienenzucht gegenüber der neuen Magazinbienenzucht hervor.
Zu seinen Autoren zählte unter anderem der blinde Schweizer Bienenzüchter Gottlieb Emanuel von Morlot.
Die Bedeutung des Monatsblattes für die gesammte Bienenzucht
Das Monatsblatt für die gesammte Bienenzucht wurde nicht nur als Informationsquelle für Bienenfreunde und Vereine gegründet, sondern auch als ein Forum, in dem verschiedene Ansichten und Erfahrungen zur Bienenzucht ausgetauscht werden konnten. Sie enthielt eine Mischung aus praktischen Tipps zur Bienenpflege, Anleitungen zur Gesunderhaltung der Völker und auch allgemeine Überlegungen zu den Themen Bienen und Imkerei. Als eine der ersten regelmäßig erscheinenden Fachzeitschriften für Imker trug das Monatsblatt zur Verbreitung von Wissen und zur Förderung der Bienenzucht bei. Hintergrund: Im 19. Jahrhundert gab es eine wachsende Nachfrage nach praktischen Informationen, da die Imkerei sich weiterentwickelte. Das Monatsblatt für die gesammte Bienenzucht bediente diese Nachfrage und bot Imkern eine wichtige Plattform zum Wissensaustausch.
Vitzthum erkannte frühzeitig, dass eine solche Publikation für die Entwicklung und den Fortschritt von Bienenzuchtvereinen von großem Wert war. In den Jahren nach der Gründung des Weimarischen Bienenvereins im Jahr 1837[5] folgten zahlreiche andere Vereine dem Beispiel und fanden im Monatsblatt für die gesammte Bienenzucht einen Raum, um ihre Aktivitäten und Erkenntnisse zu teilen.
Die Zeitschrift erreichte bald eine breite Leserschaft, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, Ungarn und sogar Russland. Ihre Auflage stieg in den letzten Jahren von Vitzthums Herausgabe auf bis zu 700 Exemplare, was für eine spezielle Fachzeitschrift eine hohe Zahl darstellte.
Inhaltliche Vielfalt und wissenschaftlicher Beitrag
Vitzthum war sich bewusst, dass nicht alle Beiträge in der Zeitschrift von gleichem Gewicht waren. Dennoch stellte er sicher, dass die bedeutendsten Aufsätze, insbesondere in den frühen Jahrgängen, sowohl informativ als auch ansprechend waren. Er eröffnete die erste Ausgabe mit einer Darstellung seines eigenen Systems der Bienenzucht, gefolgt von einer Vielzahl von Themen, die wichtige Aspekte der Bienenhaltung behandelten.
Ein Beispiel für seinen wissenschaftlichen Ansatz war der Aufsatz über die drei Bienengattungen – Königin, Arbeitsbienen und Drohnen – der zur Schwarmzeit in einem Bienenstock vorkommt. In diesem Beitrag legte Vitzthum seine Observationen und Erfahrungen dar, die nicht nur seine eigenen Ansichten untermauerten, sondern auch eine breite Diskussion über veraltete Vorstellungen in der Bienenzucht anregten. Diese Debatten führten häufig zu kontroversen Auseinandersetzungen zwischen Vitzthum und den Befürwortern traditioneller Ansichten.
Anton Vitzthum war auch ein produktiver Autor. 1834 veröffentlichte er das Lehrbuch Handgriffe und Erfahrungen im Gebiete der praktischen Bienenzucht, das die Grundsätze der althergebrachten Imkerei vermittelte.
Im Jahr 1839 veröffentlichte Vitzthum zwei umfassende Aufsätze zur Fortpflanzung und Fütterung von Bienen, die als wegweisend galten. Die von ihm aufgestellten Erkenntnisse wurden von erfahrenen Bienenhaltern anerkannt und fanden großen Anklang in der Fachwelt.
Verteidigung innovativer Methoden
Vitzthum war ein Verfechter innovativer Ansätze in der Bienenzucht. Er setzte sich vehement für die von ihm favorisierten unteilbaren, stehenden Körbe ein, die er als besonders zweckmäßig erachtete. Anders als viele seiner Zeitgenossen, die oft ohne eigene Erfahrung über neue Methoden urteilten, ließ Vitzthum sich nicht von vorgefassten Meinungen leiten. Stattdessen testete er auch alternative Ansätze, um seine Urteile zu fundieren und sich der Wahrheit anzunähern.
Soziale Engagements
Vitzthums gründete zwei bedeutende Vereine: einen zur Unterstützung dienstunfähiger Lehrer in Oberbayern und einen für deren Witwen und Waisen. Diese Vereine hatten einen erheblichen Vermögensstand, der es ermöglichte, zahlreiche Menschen in Not zu unterstützen. Der Verein für Witwen und Waisen[6] zählte fast 100 Witwen und 70 Waisen mit einem Vermögensstand von 100.000 Gulden, während der andere Verein über 22.000 Gulden verfügte, um 23 Lehrer zu unterstützen. Vitzthum war bis zu seinem Tod Vorstand beider Vereine und zeigte damit ein großes Engagement für die Gemeinschaft und die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Kollegen.[7]
Letzte Jahre
In den letzten 15 Monaten seines Lebens litt Vitzthum unter schweren gesundheitlichen Problemen, die schließlich als Darmkrebs diagnostiziert wurden. Trotz seiner Leiden blieb er bis zu seinem Tod am 1. Juli 1844 in Kontakt mit seiner Gemeinschaft.
Der Schmerz über seinen Verlust war in Oberbayern spürbar. An vielen Orten wurden feierliche Trauerfeiern für ihn abgehalten, die größte in Wasserburg, wo über 300 Sänger Mozarts Requiem aufführten.[8]
Ehrungen und Auszeichnungen
Sein unermüdlicher Einsatz wurde auch von der bayerischen Monarchie gewürdigt. Am 26. Oktober 1833 erhielt Anton Vitzthum das goldene Ehrenzeichen des Zivil-Verdienst-Ordens, ein Zeichen des höchsten Wohlgefallens seiner Majestät, Ludwig I., des Königs von Bayern.
Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus soll an Anton Vitzthum erinnern.
In Moosburg wurde eine Straße und eine Grundschule[9] nach ihm benannt.
Schriften (Auswahl)
- Der Elementarschüler Element nach dem königlich bayerischen Lehrplane. Landshut, 1834.
- Handgriffe und Erfahrungen im Gebiete der praktischen Bienenzucht. München, 1834 (Digitalisat).
- Anton Vitzthum; Michael Closner: Hausaufgaben aus der deutschen Sprachlehre und dem schriftlichen Rechnen für Volksschulen. 1837.
- Sammlung von Beispielen zu Diktirübungen, nach den Regeln der Orthographie und Sprachlehre geordnet, nebst einem Diktirsurrogate für deutsche Schulen. Regensburg, 1841 (2. Aufl.) (Digitalisat).
- Monatsblatt für die gesammte Bienenzucht.
- 1. Jahrgang. Landshut, 1838 (Digitalisat).
- 2. Jahrgang. Landshut, 1839 (Digitalisat).
- 3. Jahrgang. Landshut, 1840 (Digitalisat).
- 4. Jahrgang. Landshut, 1841 (Digitalisat).
- 5. Jahrgang. Landshut, 1842 (Digitalisat).
- 6. Jahrgang. Landshut, 1843 (Digitalisat).
Literatur
- Anton Vitzthum. In: Bayerische Landbötin vom 6. Juli 1844. S. 741 (Digitalisat).
- Anton Vitzthum. In: Wochenblatt für das Landgericht Wasserburg vom 7. Juli 1844. S. 107 (Digitalisat).
- Anton Vitzthum. In: Bayerische Landbötin vom 3. August 1844. S. 862 (Digitalisat).
- Anton Vitzthum. In: 1. Theil und 2. Theil. In: Bienen-Zeitung, Jahrgang, Nr. 1 v. Januar 1845. S. 2–3 und 5–7 (Digitalisat).
- Monika Beer-Helm: Anton Vitzthum - ein unbekannter berühmter Katzberger. Mitterteich 2022.
- Chronik der Stadtschule Moosburg, Geschichtlicher Überblick über das Moosburger Schulwesen von 772–1933. Moosburg.
Weblinks
- Mein Name ist Anton Vitzthum. In: Stadt Cham.
- Anton Vitzthum. In: Imkerverein Moosburg und Umgebung e. V.
Einzelnachweise
- ↑ Johann Brummer: Katzberg, ehemals Ritterlehen und Hofmark. In: Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, 61. Band. 1909, abgerufen am 10. September 2025.
- ↑ Todes-Anzeige. In: Bayerische Landbötin. 24. März 1840, abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Johann Michael Closner (1786–1860) und die historischen Musikhandschriften und Musikdrucke im Stadtmuseum Trostberg. musiconn, abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Imkerverein feiert 100-jähriges Jubiläum. Imkerverein Moosburg u. Umgebung e. V., abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Verein – Imkerverein 1837 Weimar e.V. Abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Der Wittwen- und Waisenfreund: eine pädagog. Zeitschr. Finsterlin, 1837 (google.de [abgerufen am 9. September 2025]).
- ↑ Nachricht über den gegenwärtigen Zustand der beiden Schullehrer-Vereine in Oberbayern. In: Bayerische Landbötin. 22. Oktober 1840, abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Oertliches. In: Wochenblatt für das Landgericht Wasserburg. 11. August 1844, abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Startseite. Abgerufen am 9. September 2025.