Angela Rayner

Angela Rayner (2024)

Angela Rayner (geb. Bowen; * 28. März 1980 in Stockport, Greater Manchester[1]) ist eine britische Politikerin der Labour Party und war ab April 2020 bis September 2025 deren stellvertretende Vorsitzende.[2] Sie gehört seit 2015 dem britischen Unterhaus an und war ab Juli 2024 bis zu ihrem Rücktritt Vize-Premierministerin sowie Ministerin für Wohnen, Kommunen und Selbstverwaltung im Kabinett Starmer.[3] Im September 2025 trat sie aufgrund einer zu gering gezahlten Grunderwerbsteuer für einen Wohnungskauf von ihren Ämtern in der Regierung und vom stellvertretenden Parteivorsitz zurück und löste damit eine größere Kabinettsumbildung aus.[4]

Leben

Angela Rayner besuchte die Avondale School, die sie wegen ihrer ersten Schwangerschaft im Alter von 16 Jahren ohne Abschluss verließ.[5] Sie wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Mutter konnte nicht lesen und schreiben, was Rayner später öffentlich schilderte.[6] Da die Mutter außerdem an einer bipolaren psychiatrischen Erkrankung mit suizidalen Tendenzen litt, musste sich ihre Tochter schon in frühen Jahren um sie kümmern.[7] Rayner erlernte Britische Gebärdensprache (BSL) und ließ sich zur Pflegefachkraft ausbilden. Nachdem sie einige Jahre in ihrem Beruf gearbeitet hatte, wurde sie zur Gewerkschaftssekretärin bei UNISON gewählt. Kurz danach wurde sie Mitglied der Labour Party. 2014 wurde Rayner zur Labour-Kandidatin für die anstehende Unterhauswahl bestimmt. Ein Jahr später gewann sie den Wahlkreis Ashton-under-Lyne und damit ein Mandat, das sie 2019 verteidigen konnte. 2016 wurde sie zur Schattenstaatssekretärin für Erziehung berufen und galt seither als mögliche künftige Parteiführerin. Zur Unterhauswahl 2019 wurde Rayner zur Schattenministerin für Renten und später für Frauen und Gleichberechtigung berufen. Als Jeremy Corbyn nach der verlorenen Unterhauswahl seinen Rücktritt als Parteichef von Labour ankündigte, war sie als mögliche Nachfolgerin im Gespräch; sie unterstützte jedoch Rebecca Long-Bailey, die sich gegen Keir Starmer nicht durchsetzen konnte, woraufhin Rayner 2020 zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt wurde.[2]

Politische Laufbahn

Im August 2023 berief Keir Starmer Rayner zur Schattenministerin für Wohnungsbau und „Levelling Up“.[3] Nach dem Wahlsieg der Labour Party 2024 wurde sie am 5. Juli 2024 zur Vize-Premierministerin und zur Ministerin für Wohnen, Kommunen und Selbstverwaltung im Kabinett Starmer ernannt.[3] In dieser Funktion verantwortete sie die Umsetzung eines Kernversprechens der Regierung, in der laufenden Legislaturperiode 1,5 Millionen zusätzliche Wohnungen zu schaffen.[8] Bei der Labour-Wählerbasis erfreute sich Rayner aufgrund ihrer Herkunft aus der sozial unterprivilegierten Arbeiterklasse erheblicher Beliebtheit. Sie galt in der Labour-Wählerschaft und darüber hinaus als authentische Politikerpersönlichkeit und nicht als reine Karrierepolitikerin.[7]

Positionen

Rayner zählt sich selbst zum linken Flügel ihrer Partei. Sie setzte sich für den Aufbau eines Nationalen Erziehungsdienstes nach dem Vorbild des Gesundheitsdienstes ein und forderte die Aufstockung der Mittel für die frühkindliche Bildung. Eine Senkung der Lehrergehälter lehnt sie ab, weil sie nach ihrer Meinung die Zahl der Neueinsteiger verringern würde. Im September 2021 bezeichnete sie die regierenden Konservativen in einer Rede am Parteitag als „Abschaum“ (scum); Parteichef Keir Starmer und die damalige Schattenaußenministerin Lisa Nandy distanzierten sich von der Wortwahl.[9]

Kontroversen

Im September 2025 gab Rayner öffentlich bekannt, dass sie beim Kauf einer Wohnung in Hove im Mai 2025 zu wenig Grunderwerbsteuer entrichtet hatte; sie erklärte, auf Rechtsrat vertraut zu haben, und verwies sich selbst an den Ethikberater des Premierministers zur Prüfung eines möglichen Verstoßes gegen den Ministerkodex.[8] Nach Presseberichten belief sich die Nachzahlung auf rund 40.000 £; im Zuge der Affäre wurde ihr ferner vorgehalten, eine als Hauptwohnsitz deklarierte Luxuswohnung steuerlich begünstigt zu haben.[6] Rayner führte als Kontext familiäre Betreuungsregelungen und einen Treuhandfonds zugunsten ihres behinderten Sohns an; der Premierminister stellte sich in der Unterhausaussprache hinter Rayner und verwies auf die laufende Prüfung.[8] Am 5. September 2025 trat sie infolge der Affäre von ihren Ämtern zurück.[10]

Persönliches

Rayner war mit dem UNISON-Gewerkschafter Mark Rayner verheiratet; die Ehe wurde 2023 geschieden.[8] Sie hat drei Kinder; das erste bekam sie mit 16 Jahren.[5]

Commons: Angela Rayner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Who is deputy Labour leader Angela Rayner and what are her policies? In: The Independent. 4. April 2020, abgerufen am 5. April 2020 (englisch).
  2. a b Angela Rayner and Rebecca Long-Bailey ‘form pact’ in fight for Labour leadership. In: Metro. 17. Dezember 2019, abgerufen am 5. April 2020 (englisch).
  3. a b c Johannes Leithäuser: Großbritanniens: Angela Rayner wird bei Labour noch wichtiger. In: FAZ.NET. 4. September 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. September 2023]).
  4. Ministerial appointments: 5 September 2025.
  5. a b Toby Helm; Michael Savage: Angela Rayner: ‘I’m not OK with a school system that allows you to fail or be chucked out’. In: The Observer. 21. September 2019, ISSN 0029-7712 (theguardian.com).
  6. a b Dominic Johnson: Wegen Steuerbetrug: Britische Vize-Premierministerin Rayner steht vor dem Aus. In: taz. 4. September 2025, abgerufen am 5. September 2025.
  7. a b Joshua Nevett, Sam Francis: Angela Rayner: Labour's working-class warrior who fell from power. In: BBC News. 5. September 2025, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
  8. a b c d Mark Landler: U.K. Deputy Premier Admits Underpaying Tax, Adding to Starmer’s Woes. In: The New York Times. 3. September 2025, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
  9. Labour conference: Angela Rayner stands by calling Boris Johnson ‘scum‘. In: BBC News. 26. September 2021, abgerufen am 26. September 2021 (englisch).
  10. Angela Rayner resigns from government over failure to pay enough tax on flat. BBC, 5. September 2025, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).