Alvise Priuli

Alvise Priuli (* um 1500 in Venedig; † 15. Juli 1560 in Padua) war ein venezianischer Patrizier, Humanist, Philosoph und Literat, der mit dem Kreis der „Spirituali“ und insbesondere mit Kardinal Reginald Pole verbunden war. Sein Name taucht in allen großen Prozessen der römischen Inquisition im 16. Jahrhundert auf.

Leben

Priuli wurde um 1500 in San Severo in Venedig als Sohn des Rektors Marco di Francesco und Maria Soranzo di Pietro di Giovanni geboren. Als junger Mann beteiligte er sich an der Schreibstube seines älteren Bruders Antonio, am 15. Dezember 1522 eröffnete dieser in Rialto eine Bank. Denn er konnte auf die finanzielle Unterstützung von Alvise Pisani, dem Vater seiner Frau Lucrezia, und des Kardinals Francesco zählen.

Später verkehrte Priuli in literarischen Kreisen, wo er mit Francesco Maria Molza befreundet war, sowie mit Francesco Berni, Benedetto Ramberti, Pietro Bembo, Vittore Soranzo, Trifone Gabriele, Lazzaro Bonamico und Benedetto Lampridio. In Padua studierten Soranzo, Bonamico und er bei Marco Antonio Passeri aristotelische Philosophie, ohne seine griechischen und lateinischen Studien zu vernachlässigen.

Hier begannen ab 1532 seine Kontakte zu Reginald Pole in dessen Haus in Treville bei Alessandria. Gemeinsam besuchten sie die Abtei San Giorgio Maggiore, in der sich neben seinem langjährigen Freund Gasparo Contarini auch Marcantonio Flaminio, Antonio Brucioli, Giovan Battista Ramusio und Donato Rullo zu treffen pflegten. Im Kreis um Bischof Giberti lernte er Galeazzo Florimonte und Girolamo Fracastoro kennen und im Umfeld von Bembo schloss er Freundschaft mit Ludovico Beccadelli und mit Cosimo Gheri.

In Poles Gefolge reiste er nach Rom und begleitete ihn zu den Gesandtschaften in Frankreich und Flandern (1537), zu den Verhandlungen in Nizza (1538) und auf einer diplomatischen Mission in Spanien (1539).

1541 schickte ihn Pole nach Rom, um in seinem Namen mit den Kardinälen Gian Pietro Carafa, Dionisio Laurerio, Girolamo Aleandro, Federigo Fregoso und Pietro Bembo zu konferieren. Ab September desselben Jahres hielt er sich in Viterbo auf, wobei es auch zu einer Intensivierung seiner Beziehung zu Vittoria Colonna kam, die er in Orvieto aufsuchte.

Von November 1542 bis Mai 1543 hielt er sich mit Pole in Trient auf und kehrte danach über Bologna nach Rom zurück. Als das Konzil zwei Jahre später eröffnet wurde, lehnte er eine Ernennung zum Sekretär des Konzils ab. Im Konklave von 1549–50 wurde Kardinal Pole von Priuli unterstützt, er scheiterte jedoch bei der Wahl mit nur vier Stimmen.

1553 folgte er Pole, der von Julius III. zum apostolischen Legaten in England ernannt wurde und die Aussöhnung des Königreichs mit dem Papsttum zu unterstützen.

Nach dem Tod Poles im November 1558 blieb Priuli in England, um das Testament seines Freundes zu vollstrecken und dessen Besitz aufzuteilen. Im Dezember 1559 verließ er London und reiste über Frankreich nach Padua, wo er am 3. Mai 1560 ankam. Aus England brachte er zahlreiche Schriften von Pole mit, um sie gemeinsam mit Freunden des Kardinals zu veröffentlichen.

Nach einem Ausbruch seiner Malariaerkrankung starb Priuli am 15. Juli 1560 in Padua, doch wurde er in Venedig, in der Kirche San Severo beigesetzt.[1]

Schriften

  • Le rime del magnifico Messer Alvise Prioli gentilhomo Veneto, Verlag Aurelio Pincio, Venedig 1533.

Literatur

  • Davide Romano: PRIULI, Alvise. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 85: Ponzone–Quercia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2016.
  • Pio Paschini: Un amico del card. Polo: Alvise Priuli, Pontificio Seminario Romano Maggiore, Rom 1921.

Einzelnachweise

  1. Davide Romano: Priuli, Alvise, Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 85 (2016), Website treccani.it (italienisch, abgerufen am 16. September 2025)