Algerisch-haitianische Beziehungen

Algerisch-haitianische Beziehungen
Lage von Algerien und Haiti
Algerien Haiti
Algerien Haiti

Die algerisch-haitianischen Beziehungen beschreiben das bilaterale Verhältnis zwischen der Demokratischen Volksrepublik Algerien und der Republik Haiti.

Die im Jahr 1804 von Frankreich unabhängig gewordene Republik Haiti und die 1962 von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassene Demokratischen Volksrepublik Algerien unterhalten keine diplomatische Beziehungen. Während Algerien lediglich zu Marokko, Haiti und Papua-Neuguinea die Beziehungen nicht formalisiert hat,[1] ist das Netz offizieller Beziehungen Haitis besonders in Afrika deutlich lückenhafter.[2]

Algerien stellte sich nach Erlangung der Unabhängigkeit an die Spitze der Blockfreienbewegung und lehnte sich weder an den Ostblock noch an die Westmächte an. Haiti befand sich andererseits, nicht zuletzt aufgrund seiner geografischen Lage in der westlichen Hemisphäre und in direkter Nachbarschaft zu Kuba, in einer vor allem von den Vereinigten Staaten kontrollierten Abhängigkeit vom Westen.[3]

Sowohl Haiti als auch Algerien befreiten sich in längeren, militärisch geführten Auseinandersetzungen von der Kolonialmacht Frankreich.[4] Sie normalisierten in verschiedenen zeitgeschichtlichen Epochen ihr Verhältnis zum früheren „Mutterland“, was im Fall Haitis durch Zahlung erheblicher Reparationen für entgangene Einkünfte aus der früheren Kolonie zur Erlangung der Anerkennung führte, im Falle Algeriens jedoch Entschädigungsforderungen gegenüber Frankreich für in der Kolonialzeit entstandene Verluste des Landes brachte.[5] Anders als Haiti legte Algerien Französisch als Amtssprache ab.

Die Beziehungen Haitis zum Nachbarland Algeriens, Marokko, sind ausgesprochen gut.[6] Das Verhältnis zwischen Algerien und Marokko dagegen ist gespannt.[7]

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Boutros Boutros-Ghali, ernannte im September 1994 den ehemaligen Außenminister Algeriens, Lakhdar Brahimi, zu seinem Sonderbeauftragten für Haiti. Brahimi wurde damit zugleich Leiter der Mission der Vereinten Nationen in Haiti (United Nations Mission in Haiti; UNMIH; 1993 bis 1996).[8]

Im Januar 2024 erklärte sich Algerien bereit, zur Finanzierung der multinationalen Unterstützungsmission für die Sicherheit in Haiti (MMAS), die von Kenia geführt wird, beizutragen.[9]

Auch in Ermangelung diplomatischer Beziehungen sandte der algerische Präsident im Jahr 2012 ein Glückwunschtelegramm zum haitianischen Nationalfeiertag nach Port-au-Prince. Abd al-Aziz Bouteflika schrieb an seinen Amtskollegen Michel Martelly: „Die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag Ihres Landes geben mir die angenehme Gelegenheit, Ihnen [...] beste Wünsche [...] für Fortschritt und Wohlstand für das haitianische Volk zu übermitteln [...] Ich möchte bei dieser Gelegenheit erneut meine Bereitschaft bekräftigen, gemeinsam mit Ihnen an der Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern zu arbeiten.“[10]

Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen lobte Algerien als Mitglied der Gruppe A3+ (Algerien, Somalia, Sierra Leone und Guyana) Anfang Juli 2024 die fortlaufende Unterstützung Haitis durch das BINUH (Integriertes Büro der Vereinten Nationen in Haiti) und die zuständigen UN-Organisationen, die oft unter schwierigen Bedingungen geleistet werde. Die Gruppe begrüßte die Ankunft des ersten Kontingents kenianischer Polizeibeamter in Port-au-Prince im Rahmen der multinationalen Sicherheitsunterstützungsmission.[11]

Einzelnachweise

  1. Vasilis Petropoulos: Algeria’s Foreign Policy: Facing a Crossroads. In: Fikra Forum. Washington Institute for Near East Policy, 9. August 2022, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  2. Diana Roy, Rocio Cara Labrador: Haiti’s Troubled Path to Development. In: Council on Foreign Relations. 25. Juni 2024, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  3. Robert Debs Heinl, Nancy Gordon Heinl: Written in Blood. The Story of the Haitian People 1492–1971. Houghton Mifflin, Boston 1978, ISBN 0-395-26305-0, S. 515 ff. (englisch).
  4. Gilles Manceron: Mémoire et guerre d’Algérie. Mémoire et droit. Prendre conscience du passé colonial sans passer par le prétoire. In: Centre de recherches et d'études sur les droits fondemantaux (Hrsg.): Revue des droits de l'homme. Conflits, mémoires et droit: regards croisés entre la France et l’Amérique latine. Nr. 2, 2012, ISSN 2264-119X (französisch, openedition.org [abgerufen am 13. September 2025]).
  5. Robert Louzon: Cent ans de capitalisme en Algérie: 1830-1930. Hrsg.: Acratie. 1998, ISBN 978-2-909899-14-5, S. 62 (französisch).
  6. Haiti Reiterates Support for Kingdom's Territorial Integrity. In: HESPRESS English. 10. Dezember 2020, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  7. Kersten Knipp, Imane Mellouk: Algerien und Marokko: Zwist unter Nachbarn. In: Deutsche Welle. 25. August 2021, abgerufen am 13. September 2025.
  8. Haiti background. In: Vereinte Nationen. Abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  9. Algeria commits to support Kenya’s mission in Haiti. In: Citizen Digital. 18. Januar 2024, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  10. Wishes from Algeria and Bahrain. In: HaitiLibre. 2. Januar 2012, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
  11. Meetings Coverage: Security Council. SC/15758. In: Vereinte Nationen. 3. Juli 2024, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).