Zsolt Balla

Zsolt Balla (* 18. Februar 1979 in Budapest^[1]) ist Rabbiner in Deutschland und Militärbundesrabbiner für die Bundeswehr.

Balla studierte Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Budapest^[2] mit Abschluss als "MSc. Engineering and Management - Wirtschaftsingenieur" und lebt seit 2002 in Deutschland. Nach dem Studium besuchte er die Jeschiwa (Talmud-Hochschule) „Beis Zion“ in Berlin und absolvierte das Rabbinatsstudium am orthodoxen Hildesheimer’schen Rabbinerseminar zu Berlin^[3][4][5]. Nach dem Abschluss 2009 folgte im selben Jahr die Ordination zum Rabbiner in München. Damit war Balla zusammen mit Avraham Radbil der erste in Deutschland ausgebildete orthodoxe Rabbiner seit 1938.

Seit 2009 leitet Balla als Rabbiner die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig. Seit 2012 ist er Vorstandsmitglied^[6] der Orthodoxen Rabbinerkonferenz und Leiter des Instituts für Traditionelle Jüdische Liturgie in Leipzig und seit 2019 hauptamtlicher Landesrabbiner von Sachsen.^[7]

Als nebenamtlicher Militärbundesrabbiner ist er der erste Vertreter einer jüdischen Militärseelsorge in den deutschen Streitkräften seit Leo Baeck vor rund 100 Jahren. Bei seiner Arbeit steht ihm ein Militärrabbinat zur Seite. Er wurde am 21. Juni 2021 in der Leipziger Synagoge ins Amt eingeführt.^[8][9][10]

Balla ist verheiratet und hat drei Kinder.^[11]

Zsolt Balla hält den Einsatz von Waffen zur Schaffung von Frieden für vertretbar. Er erinnert in einem Beitrag für die Jüdische Allgemeine (7. April 2022) an ein Grundprinzip im Judentum, „wonach der Schutz des Lebens über allem steht – auch über dem Frieden“. Zwar sei das Streben nach Frieden und dessen Erhalt die wichtigste Aufgabe. „Wenn dies allerdings nicht möglich ist, müssen wir uns verteidigen, auch mit dem Einsatz von Waffen.“ Eine Entscheidung zur Verteidigung und womöglich zum Töten sei gleichwohl an eine „enorme Verantwortung“ geknüpft. Das erfordere ein „notwendiges Maß an Weisheit“. Weise sei jemand, der die Folgen seines Tuns voraussehe. „Ein Festhalten an der reinen Lehre des Pazifismus reicht nicht aus, ist sie einem auch noch so lieb“. Er verweist auf Äußerungen des Rabbiners und Schoah-Überlebenden Gábor Lengyel: „Wir deuten das ‚Nie wieder‘ unterschiedlich: Viele Nichtjuden meinen ‚Nie wieder Krieg‘, Juden hingegen meinen ‚Nie wieder Vernichtung‘.“^[12]

• Der Beitrag der jüdischen Ethik und Moral in Konflikt- und Friedenszeiten. In: Daniel Botmann und Doron Kiesel (Hrsg.): Militärrabbiner in der Bundeswehr zwischen Tradition und Herausforderung – Zwischen Tradition und Herausforderung (= Zentralrat der Juden in Deutschland [Hrsg.]: Schriftenreihe der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland). Verlag Hentrich & Hentrich, Leipzig 2019, ISBN 978-3-95565-363-7, S. 109–119. 
• Zeitgenössische Orthodoxie: Was das traditionelle Judentum im 21. Jahrhundert zu bieten hat. In: Moshe Baumel, Rabbinerseminar zu Berlin (Hrsg.): „Auf all deinen Wegen erkenne Ihn“. Traditionelle Perspektiven auf zeitgenössische Themen. Verlag Hentrich & Hentrich, Leipzig 2021, ISBN 978-3-95565-476-4, S. 152–171. 
• R‘ Eliyahu Ha-Bachur’s Approach to the Masorah, as reflected in the Introduction to ‚Massoreth Ha-Massoreth‘. Hrsg.: Rabbinerseminar zu Berlin (= Atara Lejoschna. Band 4). Berlin 2018, S. 23–32. 
• Are Ta’amei Hamikra, the Accents of the Tanach, ‚Misinai‘? Hrsg.: Rabbinerseminar zu Berlin (= Atara Lejoschna. Band 3). Berlin 2016, S. 43–56. 
• Die Bedeutung von Tu B‘Aw. Hrsg.: Rabbinerseminar zu Berlin (= Atara Lejoschna. Band 1). Berlin 2012, S. 5–9. 
• Siddur Schomer Jissrael; Gebetbuch für Schabbat, Hrsg., Leipzig/Budapest, 2015, in deutscher, ungarischer, englischer und russischer Übersetzung.
• Siddur Schomer Jissrael; Gebetbuch für Schabbat und Feiertage, Hrsg., Leipzig 2019, in deutscher, ungarischer, englischer und russischer Übersetzung.
• Siddur Schomer Jissrael; Gebetbuch für Wochentage, Hrsg., Leipzig 2019, in deutscher Übersetzung.
• Megillat Esther, Hrsg., Köln 2019.
• Gabbaj, Handbuch für den Laienvorsteher einer Synagoge, Hrsg., Leipzig 2021.

• Kalender für 5786. Jüdischer Nationalfonds, Düsseldorf 2025, S. 29: „Militärbundesrabbiner Zsolt Balla“ 

Commons: Zsolt Balla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Rabbiner Zsolt Balla: Vorstandsmitglied. In: ordonline.de. 14. Juni 2021; abgerufen am 22. Juni 2021. 
• Thomas Wiegold: Erster Militärrabbiner für die Bundeswehr benannt. In: augengeradeaus.net. 27. Mai 2021; abgerufen am 27. Mai 2021. 
• Jutta Wagemann: Rabbiner Zsolt Balla – Lebenslauf. (PDF; 30 kB) In: augengeradeaus.net. 27. Mai 2021; abgerufen am 27. Mai 2021. 
• BBC NEWS: Jews in the German Army: Different generations reflect on changing attitudes. 19. August 2023

1. ↑ Zsolt Balla: Curriculum Vitae. Zentralrat der Juden in Deutschland, März 2025, abgerufen am 3. September 2025. 
2. ↑ BME Faculty of Economic and Social Sciences. BME Faculty of Economic and Social Sciences, Budapest, Ungarn, abgerufen am 3. September 2025 (ungarisch). 
3. ↑ Ordinationsfeier 2009. Rabbinerseminar zu Berlin e.V. The Skoblo Synagogue and Education Center, abgerufen am 3. September 2025. 
4. ↑ Müde, aber glücklich - Erste orthodoxe Rabbinerordination in Deutschland nach Shoah. Radio Vatikan, 5. Juni 2009, abgerufen am 3. September 2025. 
5. ↑ In München werden orthodoxe Rabbiner ordiniert: Ein "kleines Wunder". Domradio.de, Köln, 2. Juni 2009, abgerufen am 3. September 2025. 
6. ↑ Vorstände und Beiräte der ORD seit der Gründung. Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland, abgerufen am 3. September 2025. 
7. ↑ Sachsens Landesrabbiner Zsolt Balla im Porträt. Abgerufen am 11. September 2025. 
8. ↑ Sandra Wahle: Jüdische Militärseelsorge: Erster Militär-Rabbiner wird eingeführt. In: Tagesschau.de. 21. Juni 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2021; abgerufen am 22. Juni 2021 (Interview mit Gerald Beyrodt). 
9. ↑ „Ein Grund zur Freude und Dankbarkeit“. In: Jüdische Allgemeine. 21. Juni 2021, abgerufen am 14. September 2025: „Zsolt Balla ist in der Leipziger Synagoge feierlich in das Amt des ersten Militärbundesrabbiners eingeführt worden.“ 
10. ↑ Leticia Witte: Rabbiner mit Bassgitarre. In: Jüdische Allgemeine. 21. Juni 2021, abgerufen am 14. September 2025 (erster Militärrabbiner der Bundeswehr): „Sein neues Amt wird Balla in Teilzeit ausüben.“ 
11. ↑ Der Militärbundesrabbiner. In: bundeswehr.de. Bundesministerium der Verteidigung, 27. Oktober 2022, abgerufen am 11. September 2025: „Er … ist der erste Militärbundesrabbiner in der Geschichte der Bundeswehr.“ 
12. ↑ Zsolt Balla: Frieden schaffen ohne Waffen? Diese Idee widerspricht dem jüdischen Grundprinzip vom Schutz des Lebens. In: Jüdische Allgemeine. Zentralrat der Juden in Deutschland, 7. April 2022, abgerufen am 3. September 2025.