Zochrot

Zochrot
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Gründung 2002
Gründer Eitan Bronstein
Sitz Tel Aviv, Israel
Zweck consciousness raising
Website https://www.zochrot.org/welcome/index/en

Zochrot (hebräisch זוֹכְרוֹת Sōchrōt, deutsch ‚Erinnernde‘ in weiblicher Pluralform; ذَاكِرَاتُ, DMG Ḏākirāt) ist eine israelische Nichtregierungsorganisation, die 2002 gegründet wurde und ihren Sitz in Tel Aviv hat. Ziel der Organisation ist es, das Bewusstsein für die Nakba, insbesondere die Flucht und Vertreibung arabischer Palästinenser 1948 in der israelischen Öffentlichkeit zu fördern.[1] Mitbegründer waren Eitan Bronstein und Norma Musih. Die aktuelle Direktorin ist Rachel Beitarie.[2] Das Motto lautet: „Von der Nakba zur Rückkehr“.[3]

Zochrot organisiert Führungen durch israelische Städte und Orte, bei denen vertriebene arabische Palästinenser an die Orte zurückgebracht werden, aus denen sie 1948 und in den Folgejahren flohen oder vertrieben wurden.[4] Die Organisation errichtet außerdem Schilder mit arabisch-hebräischen Ortsbezeichnungen, die auf die palästinensische Geschichte verweisen. Damit soll ein „Stören im Raum“ erzeugt und Fragen zu Erinnerung, Benennung und Zugehörigkeit aufgeworfen werden.[1]

Der Name „Zochrot“ ist die weibliche Pluralform des Partizips Präsens des hebräischen Verbs „sich erinnern“, das auch für Formulierungen im Präsens genutzt wird. Die weibliche Form ist im Hebräischen üblich, wenn die beschriebene bzw. sich ausdrückende Gruppe nur aus Personen besteht, die als weiblich angesehen werden, während bei allen anderen Gruppen (gemischte, männliche) im Hebräischen die männliche Form verwendet wird. Die Organisation wählte die weibliche Form bewusst, um nach eigener Darstellung dem dominierenden männlichen Geschichtsbild eine Perspektive von Empathie und Inklusion entgegenzustellen.[1]

Publikationen

Das Magazin der Organisation trägt den Namen ''Sedek'' (dt. „Bruch/Spalt“) und erschien 2010 in der vierten Ausgabe. Diese enthielt mehr als 40 Gedichte israelischer Dichter aus den Jahren 1948–1958, die Flucht und Vertreibung arabischer Palästinenser thematisieren.

2012 veröffentlichte Zochrot gemeinsam mit Pardes Publications den zweisprachigen Reiseführer Omrim Yeshna Eretz („Es war einmal ein Land“) auf Arabisch und Hebräisch. Das Buch bietet Touren durch 18 Orte, vorwiegend ehemalige palästinensische Dörfer, die 1948 entvölkert wurden.[5][6]

Finanzierung

Eitan Bronstein, co-founder of Zochrot, posts a sign in Hebrew and Arabic on the former Arab „ghetto“ in Lod (Lydda), 2003.

Laut dem Jahresbericht 2010 erhielt Zochrot Unterstützung von internationalen Organisationen wie EKS-EPER, Trócaire, CCFD, Broederlijk Delen, MISEREOR, ICCO-KerkinActie, Oxfam und Medico International.[7]

2012 stellte die deutsche Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) ihre Förderung ein, da Zochrot das Rückkehrrecht ehemaliger arabischer Flüchtlinge und Vertriebener und ihrer Nachfahren unterstützt.[8] Denn nur von Israel wird damit verlangt Flüchtlinge und Vertriebene sogar einschließlich deren Nachfahren aufzunehmen, was sonst bei keinem der zahlreichen nie revidierten Vertreibungen und Fluchtbewegungen des 20. Jahrhunderts[9] als Forderung an diejenigen Staaten von der EVZ unterstützt wird, aus denen ethnische Gruppen flohen oder vertrieben wurden.

iReturn (früher iNakba)

2014 veröffentlichte Zochrot die mobile App iNakba, die mittels GPS Informationen zu während und nach der Nakba zerstörten palästinensischen Dörfern bereitstellt.[10] Die App trägt inzwischen den Namen iReturn und soll mithilfe digitaler Technologien verdrängte Geschichte sichtbar machen und die „versteckte Landschaft ethnischer Säuberungen“ dokumentieren.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Eitan Bronstein: Catastrophe Remembered: Palestine, Israel and the Internal Refugees. Hrsg.: Nur Masalha. Zed Books, 2005, ISBN 1-84277-622-3, Kapitel 9: Die Nakba auf Hebräisch: Israelisch-jüdisches Bewusstsein der palästinensischen Katastrophe und der Binnenflüchtlinge, S. 214–244 (englisch, archive.org).
  2. Staff and Board. In: Zochrot. Abgerufen am 31. März 2024 (englisch).
  3. Home. In: Zochrot. Abgerufen am 31. März 2024 (englisch).
  4. Zafrir Rinat: Out of sight maybe, but not out of mind In: Haʾaretz, 13. Juni 2007. Abgerufen im 31. März 2024 (englisch). 
  5. Whose land is it anyway?, The Economist, 15. April 2013. Abgerufen im 31. März 2024 (englisch). 
  6. Moshe Gilʿad: The Arab villages that were: a new Israeli guidebook In: Haʾaretz, 7. Dezember 2012. Abgerufen im 31. März 2024 (englisch). 
  7. 2010 Annual Report. S. 40, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  8. Toby Axelrod: German fund pulls NGO cash In: The Jewish Chronicle, 2. Februar 2012. Abgerufen im 18. April 2013 (englisch). 
  9. Mehr oder minder gewalttätige Vertreibungen und unfreiwilliger Umsiedlungen erfuhren Türken griechischer Ethnizität aus der Türkei, Polen aus den polnischen Ostgebieten, Finnen aus ehemals finnischen Ostgebieten, Deutsche aus ehemals deutschen Ostgebieten und Staatsbürger deutscher Ethnizität aus diversen mittel- und osteuropäischen Staaten, um nur einige zu nennen.
  10. Noam Tirosh: iNakba, mobile media and society's memory. In: Mobile Media & Communication. 6. Jahrgang, Nr. 3, September 2018, S. 350–366, doi:10.1177/2050157918758130 (englisch).
  11. iReturn. In: Zochrot. Abgerufen am 31. März 2024 (englisch).