Ziad Rahbani

Ziad Rahbani (Ziyad al-Rahbani, arabisch زياد الرحباني, DMG Ziyād ar-Raḥbānī; * 1. Januar 1956 in Antelias; † 26. Juli 2025[1] in Beirut[2]) war ein libanesischer Komponist, Pianist, Buzuq-Spieler, Songwriter und Theaterautor. Er gilt als ein Wegbereiter des sogenannten Oriental Jazz, in dem er klassische nahöstliche Melodien mit Jazz‑, Funk‑ und Blues‑Elementen verknüpfte und damit die arabische Musiklandschaft nachhaltig prägte.[3] Seine Mischung aus arabischer Vierteltonharmonik und westlichem Jazz beschrieb er selbst einmal augenzwinkernd als „Hamburger, der nach Falafel schmeckt“.[4]
Leben und Wirken
Der Sohn der Sängerin Fairuz und des Komponisten Assi Rahbani nahm nach dem Musikstudium seine ersten Lieder auf und schrieb 1973 sein erstes Musical, Sahrieh (Abend). Zahlreiche seiner folgenden Werke wurden zu Klassikern des libanesischen Theaters. Seine Songs sind von vielerlei Stilrichtungen beeinflusst, von Klassik, Jazz, Bebop, Funk und Bossa Nova sowie Volksliedern vom Balkan, aus dem Libanon, Syrien und Palästina. Auch als Filmmusikkomponist wurde er bekannt. In vielen seiner Werke setzt er sich satirisch mit der libanesischen Politik zur Zeit des libanesischen Bürgerkriegs und danach auseinander.
Bereits mit sechs Jahren begann Rahbani zu komponieren und schrieb später mehrere der bekanntesten Lieder seiner Mutter.[3] Nach dem Tod seines Vaters 1986 übernahm er die Rolle des Hauptkomponisten für seine Mutter Fairuz und leitete damit stilistisch eine neue Phase in ihrem Spätwerk ein.[4] Gleichzeitig schrieb er weitere Bühnenstücke wie Film Amriki Tawil (Ein langer amerikanischer Film, 1980), in denen er die Korruption und konfessionelle Spaltung seines Landes mit bitterem Humor seziert.[4]
Sein 1978 uraufgeführtes Stück Benesbe La Boukra Shou? (Was ist wegen morgen?) gilt bis heute als Meilenstein, weil es den Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs künstlerisch vorwegnahm.[3] Eine 2016 veröffentlichte Filmfassung von Probenaufnahmen zog allein am ersten Tag über 28.000 Besucher in die libanesischen Kinos und entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Filme des Landes.[3]
Rahbani verstand sich als Kommunist, setzte sich für die Rechte der Palästinenser ein und traf zweimal den Hisbollah‑Generalsekretär, Hassan Nasrallah, was ihm Kritik einbrachte.[3] Seine Bühnenstücke und Songtexte verbinden scharfe linkspolitische Kommentare mit Humor und bescherten ihm den Ruf, „die Revolution in Person“ zu sein.[3] Die Belagerung des palästinensischen Flüchtlingslagers Tal al‑Zaʿtar 1976 prägte sein politisches Denken nachhaltig; er verließ das elterliche Haus im mehrheitlich christlichen Osten von Beirut und zog ins muslimische West‑Beirut, wo er sich stärker mit linken und palästinensischen Gruppen solidarisierte.[4] Später bekannte er sich offen zur schiitischen Hisbollah und unterstützte den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, was ihm sowohl anhaltende Verehrung als auch deutliche Ablehnung einbrachte.[4]
In seinen letzten Lebensjahren zog sich Rahbani aus der Öffentlichkeit zurück; laut engen Freunden litt er an einer schweren Lebererkrankung und komponierte nur noch sporadisch.[4] Er erlag 2025 im Alter von 69 Jahren in einer Beiruter Klinik einem Herzinfarkt. Bei der Überführung seines Sarges durch die überfüllten Straßen des Beiruter Stadtviertels Hamra mischten sich Applaus und Glockengeläut, kommunistische und palästinensische Fahnen sowie der Duft von weißen Rosenblättern.[3] Der Trauerzug wurde von libanesischen Sicherheitskräfte auf Motorrädern begleitet und endete in Rahbanis Heimatstadt Bikfaya, wo er nach einem Trauergottesdienst, an dem zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter der libanesische Premierminister Nawaf Salam, teilnahmen, beigesetzt wurde.[3][5]
Würdigung
Politiker aller konfessionellen Lager würdigten den Künstler übereinstimmend: Der sunnitische Ministerpräsident Nawaf Salam betonte, Rahbani habe der „nationalen Kultur neues Bewusstsein“ verliehen, während der christliche Parteichef Gebran Bassil versicherte, seine Melodien würden „lebendig bleiben“.[3] Auch der maronitische Oppositionsführer Samir Geagea nannte ihn einen „außergewöhnlichen Künstler“ und unterstrich damit Rahbanis seltene Fähigkeit, ein gespaltenes Land in der Bewunderung für seine Kunst zu vereinen.[3] Staatspräsident Joseph Aoun würdigte ihn als „rebellisches Gewissen gegen Ungerechtigkeit“ und als „ehrlichen Spiegel der Leidenden und Ausgegrenzten“.[4]
Weblinks
- Kulturbrauerei Kesselhaus, 1. März 2019: Ziad Rahbani & Friends ( vom 15. Juni 2020 im Internet Archive)
- Kultmucke: Ziad Rahbani & Friends: 2019-03-01 @ Kesselhaus der KulturBrauerei ( vom 15. Juni 2020 im Internet Archive)
- egypt today, 19. Oktober 2018: Ziyad Rahbani to perform 'Khalas' with Veteran Singer Fairuz
- Ziad Rahbani bei MusicBrainz (englisch)
- Ziad Rahbani bei AllMusic (englisch)
- Ziad Rahbani bei Discogs
Einzelnachweise
- ↑ Ziad Rahbani, Lebanese composer and son of icon Fayrouz, dies at 69 The Washington Post (abgerufen am 26. Juli 2025)
- ↑ Komponist und Theaterautor Ziad Rahbani gestorben. In: wdr.de. 27. Juli 2025, abgerufen am 27. Juli 2025.
- ↑ a b c d e f g h i j Julia Neumann: Tod von Ziad Rahbani: Er war die Revolution. In: Die Tageszeitung: taz. 28. Juli 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. Juli 2025]).
- ↑ a b c d e f g Ziad Rahbani, Composer Who Defined a Tragic Era in Lebanon, Dies at 69. 27. Juli 2025 (nytimes.com [abgerufen am 28. Juli 2025]).
- ↑ Trauer um Ziad Rahbani, abgerufen am 8. September 2025.