Zagony (Tuchomie)

Zagony
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Zagony (Polen)
Zagony (Polen)
Zagony
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytowski
Gmina: Tuchomie
Geographische Lage: 54° 7′ N, 17° 16′ O
Einwohner:

Zagony (deutsch Neufeld, früher Neuenfeld) ist ein Dorf in der Landgemeinde Tuchomie (Groß Tuchen) im Powiat Bytowski (Bütower Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 23 Kilometer nordöstlich von Miastko (Rummelsburg i. Pom.), 14 Kilometer südsüdöstlich von Kołczygłowy (Alt Kolziglow) und fünf Kilometer südsüdöstlich des Dorfs Łubno (Lubben).

Östlich des Dorfs fließt die Kamenz (früher Camenz), ein linker Nebenfluss der Stolpe.

Geschichte

Neufeld, nordöstlich von Rummelsburg, südsüdöstlich des Kirchdorfs Lubben und südlich des Dorfs Lindenbusch, auf einer Landkarte von 1915

Am 15. Mai 1905 wurden im südlichen Teil des Gutsbezirks Lindenbusch im Kreis Rummelsburg einige Wohnplätze, darunter das Rittergutsvorwerk Neufeld, zur Bildung der neuen Landgemeinde Neufeld zusammengeschlossen.[1]

Das Gut Lindenbusch, ein altes Puttkamerschen Lehen, hatte um 1782 Anton Ludwig von Puttkamer besessen.[2] Laut Vasallen-Tabelle besaß um 1804 der 56 Jahre alte Jacob Georg Gottlieb von Puttkamer (1748–1823) das Gut Lindenbusch nebst Vorwerk Charlottenthal und Antonswalde sowie Reinfeld nebst Vorwerk Neufeld.[3] 1819 fand dieser seinen unverheirateten erstgeborenen Sohn, Alexander von Puttkamer (1787–1843), der 1814 gegen die Armee Napoleon Bonapartes gekämpft hatte, mit den Gütern Lindenbusch und Reinfeld ab. Alexander von Puttkamer verkaufte 1839[4] das inzwischen allodifizierte Gut Reinfeld und behielt Lindenbusch mit dem Vorwerk Neufeld für sich.

Vor 1861 befand sich das Rittergut Lindenbusch mit Charlottenthal und Neufeld im Besitz von Heinrich Werner von Lettow-Vorbeck (1821–1876), vormals auf Klein Schwirsen (bis 1852), vermählt seit 1842 mit Ottilie von der Goltz (1821–1878).[5] Nach den Verzeichnissen der Pommerschen Ritterschaft gehörte das Gut Lindenbusch am 1. Januar 1862 einem Herrn Holz auf Manow (Kreis Fürstentum), der das Puttkamersche Lehen 1860 gekauft hatte.[6] Das Rittergutsvorwerk Neufeld, das 1884 Rudolf Köppen auf Neuhof bei Zechlau im Kreis Schlochau, Westpreußen, besaß,[7] befand sich auch noch 1892 in dessen Besitz.[8] Nach ihm gehörte das Vorwerk bis 1914 Karl Trapp.[9] Die Gebäude des Vorwerks Neufeld wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig abgetragen.[10]

Am 1. Dezember 1913 wurden auf der 617,1 Hektar großen Gemarkungsfläche der Landgemeinde Neufeld 49 viehhaltende Haushaltungen gezählt, die zusammen 59 Pferde, 222 Stück Rindvieh, 65 Schafe und 363 Stück Borstenvieh hielten.[11]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Neufeld eine Flächengröße von 6,2 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 39 bewohnte Wohnhäuser an fünf verschiedenen Wohnstätten:[12]

  1. Antonswalde
  2. Charlottenthal
  3. Kahlberg
  4. Karlsruh
  5. Neufeld

Die Landgemeinde Neufeld gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs und war dem Amtsbezirk Lubben zugeordnet. Das Standesamt befand sich in Lubben.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Neufeld Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Zwei Wohngebäude wurden vollständig zerstört. Anschließend wurde Neufeld zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurden die allermeisten einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Neufeld vertrieben. Der Ortsname Neufeld wurde zu „Zagony“ polonisiert.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung im Gemeindegebiet bis 1945 vor und nach der Gemeindegründung 1905
Jahr Einwohner Anmerkungen
1871 208 am 1. Dezember, Siedlung Charlottenthal mit sieben Wohngebäuden und 64 Einwohnern, Vorwerk Antonswalde mit fünf Wohngebäuden und 66 Einwohnern, Vorwerk Karlsruh mit einem Wohngebäude und elf Einwohnern sowie Vorwerk Neufeld mit sechs Wohngebäuden und 67 Einwohnern[13]
1885 239 am 1. Dezember, Antonswalde mit sieben Wohngebäuden und 70 Einwohnern, Charlottenthal mit acht Wohngebäuden und 72 Einwohnern, Kahlberg mit zwei Wohngebäuden und 23 Einwohnern, Karlsruh mit einem Wohngebäude und elf Einwohnern sowie Neufeld mit sechs Wohngebäuden und 63 Einwohnern[14]
1895 228 am 2. Dezember, Antonswalde mit sechs Wohngebäuden und 80 Einwohnern, Charlottenthal mit sechs Wohngebäuden und 66 Einwohnern, Kahlberg mit zwei Wohngebäuden und 18 Einwohnern sowie Neufeld mit acht Wohngebäuden und 64 Einwohnern[15]
1910 323 am 1. Dezember[16]
1925 311 sämtlich Evangelische[12]
1933 314 [17]
1939 310 [17]

Kirche

Kirchspiel bis 1945

Die vor 1945 in Neufeld anwesenden Dorfbewohner waren größtenteils evangelischer Konfession. Die evangelischen Einwohner gehörten zum evangelischen Kirchspiel Alt Kolziglow im Kirchenkreis Schlawe in der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Das katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebende polnische Dorfbevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch und gehört der Römisch-katholischen Kirche in Polen an.

Hier lebenden evangelische Kirchenglieder werden von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut. Das zuständige Pfarramt ist das der Kreuzkirche in Słupsk (Stolp).

Literatur

  • Neufeld, Dorf, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Neufeld (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 796, Nr. 33 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 64–65 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 138–139 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch (Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg, Hrsg.), Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979.
  • Georg-Jesco von Puttkamer: Zwei Eichen und zwei Linden. Die Geschichte einer pommerschen Adelsfamilie. Westend Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2018 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).

Einzelnachweise

  1. Amtsbezirk Lubben (Territorial.de)
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 796, Nr. 33 (Google Books).
  3. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 524, Ziffer 26 (Google Books).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). Fünfter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1904, S. 654, Ziffer 5) (Google Books).
  5. Jahrbuch des Deutschen Adels, Zweiter Band, Bruer, Berlin 1898, S. 448–449, Ziffer 3 (Google Books).
  6. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 637, Ziffer 13 (Google Books).
  7. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 64–65 (Google Books).
  8. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  9. Die Dörfer des Kreises Rummelsburg (Studienstelle Ostdeutsche Genealogie)
  10. Neufeld (Heimatkreis Rummelsburg in Pommern)
  11. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat, Heft 4: Provinz Pommern, Berlin 1915, 2. Regierungsbezirk Köslin, 23. Kreis Rummelsburg, S. 114–115, Ziffer 30 (Google Books), und S. 116–117, Ziffer 95 (Google Books).
  12. a b Die Gemeinde Neufeld im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  13. Königl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, Regierungsbezirk Köslin, VIII. Kreis Rummelsburg, S. 144–145, Ziffer 25 (Google Books), und S. 147, Fußnote 87 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, IV. Provinz Pommern, Berlin 1888, Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 161, Fußnote 91 (Google Books).
  15. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1898, 2. Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 166, Fußnote 87 (Google Books).
  16. Neufeld, Dorf, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Neufeld (meyersgaz.org).
  17. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.