Zündapp Weltrekordmaschine

Zündapp

Zündapp Weltrekordmaschine im Deutschen Technikmuseum, Berlin
Weltrekordmaschine 50 cm³
Hersteller Zündapp-Werke GmbH, München
Produktionszeitraum ab Mai 1965
Klasse Rennmotorrad
Bauart Strömungsgünstig verkleidet
Rennserie Rekordversuche Monza 1965/1971
Motordaten
Einzylinder Zweitaktmotor (Drehschieber)
Hubraum (cm³) 49 cm³
Leistung (kW/PS) 12 PS (1965)/10 PS (1971)
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 162,6 km/h (1‑Stunden‑Rekord), Rekordserie 137–162 km/h
Getriebe 5‑Gang mit zusätzlichem Vorgelege
Antrieb Ketten‑Primär‑ und -Sekundärantrieb
Leergewicht (kg) 82 kg einschl. Verkleidung

Die Zündapp Weltrekordmaschine aus dem Jahr 1965 ist ein speziell für Rekordversuche hergerichtetes 50-cm³-Kleinkraftrad der Zündapp-Werke aus München. Mit einer Stromlinienverkleidung und einem hochdrehenden Zweitaktmotor stellte das Fahrzeug vom 13. bis 15. Mai 1965 auf dem Hochgeschwindigkeitsoval des Autodromo Nazionale di Monza 14 Geschwindigkeitsweltrekorde in den Hubraumklassen 50, 75, 100 und 125 cm³ auf.

Geschichte und Rekorde

Zu den Rekorden gehörten für die 50- und zugleich 75-cm³-Hubraumklasse folgende Leistungen:

  • über 10 km: Höchstgeschwindigkeit 153,452 km/h (alter Rekord: 150 km/h)[Anm. 1]
  • über 1 Stunde: Höchstgeschwindigkeit 162,069 km/h[Anm. 2]
  • über 100 km: Höchstgeschwindigkeit 162,002 km/h
  • über 6 Stunden: Durchschnittsgeschwindigkeit 147,700 km/h[Anm. 3]
  • über 1000 km: Durchschnittsgeschwindigkeit 146,6 km/h[Anm. 4]
  • über 12 Stunden: Durchschnittsgeschwindigkeit 137,039 km/h

Bei der 12-Stunden-Rekordfahrt fuhren die Fahrer ab der 9. Stunde wegen der stärker werdender Windböen langsamer als technisch möglich, ein 24-Stunden-Rekordversuch wurde deswegen abgebrochen. Bei den Langstreckenfahrten wechselten sich die Fahrer tagsüber nach 1,5 Stunden, nachts stündlich ab. Die Fahrer waren Andreas Brandl, Volker Kramer, Alfred Lehner, Günter Sengfelder, Peter Eser und Heinrich Rosenbusch.[1]

Der 12-Stunden-Rekord galt auch für 100 und 125 cm³.[2] Fahrer bei den drei zuerst genannten Rekordfahrten war Volker Kramer.[2]

Die Reifen wurden speziell von Metzeler für hohe Abriebfestigkeit entwickelt und hielten während der Versuche ohne Reifenwechsel. Die aerodynamische Verkleidung entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule München. „Zur Optimierung der Aerodynamik wurde den Fahrern ein lederbezogenes Füllteil auf den Rücken geschnallt.“[3] Für die Kurzstreckenfahrten wurde ein wassergekühlter Zylinder montiert, der mehr Leistung ermöglichte. Das Kühlgebläse wurde elektrisch angetrieben, dazu wurde eine zusätzliche Batterie benutzt.[1]

Gescheiterter Rekordversuch 1971

Im Jahr 1971 unternahm Zündapp einen erneuten Rekordversuch auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza. Ziel war es, den 24-Stunden-Weltrekord in der 50‑cm³-Klasse zu brechen. Da die Techniker der Standfestigkeit des ursprünglich vorgesehenen flüssigkeitsgekühlten Motors misstrauten, wurde stattdessen ein luftgekühlter Motor aus einer GS-50-Werksmaschine verwendet. Während des Versuchs kam es zu einem Unfall: Einer der Fahrer stürzte schwer und überlebte nur knapp. Der Rekordversuch wurde daraufhin abgebrochen.

Die beschädigte Maschine wurde später in der Versuchsabteilung von Porsche in Weissach restauriert. Sie ist heute im Technikmuseum Berlin zu sehen, in dem Zustand, wie sie sich beim letzten Rekordversuch 1971 präsentierte.[4]

Der Originalmotor von 1965 gelangte im Zuge des Zündapp-Konkurses 1984 nach China. Jahre später wurde er dort von Mitarbeitern des niederländischen Motorradhändlers Massink entdeckt und nach Europa zurückgebracht.

Technische Daten

Merkmal Spezifikation
Motortyp Einzylinder-Zweitaktmotor mit Einlass-Drehschieber
Kühlverfahren Kurzstrecke: Wasser, Langstrecke: Luft[3]
Hubraum 49 cm³
Leistung 12 PS (1965)/10 PS (1971)
Drehzahl max. über 11.500 min⁻¹
Getriebe 5‑Gang-Fußschaltung mit 2‑Gang-Vorgelege[4] per Drehgriff
Antrieb Primär- und Sekundärkette
Gewicht (voll) 82 kg einschl. Verkleidung
Höchstgeschwindigkeit bis 162,6 km/h (Stunde/Rekord)

Besonderheiten

  • Vollverkleidung, windkanaloptimiert in Zusammenarbeit mit der TH München
  • Spezielle Metzeler-Bereifung, abriebfest für hochbelastete Rekordversuche
  • Seriennaher[Anm. 5] Motor mit Drehschieber und hoher Drehzahl

Verbleib

Ein Exponat ist heute im Deutschen Technikmuseum Berlin in der Dauerausstellung „Mensch in Fahrt“ zu sehen.

Anmerkungen

  1. bisher 151,00 km/h nach Quelle Wachtel.
  2. 162,609 km/h nach Quelle Wachtel.
  3. 147,798 km/h (bisher 139,49 km/h) nach Quelle Wachtel.
  4. 146,639 km/h (bisher 117,02 km/h) nach Quelle Wachtel.
  5. „Nutzte Zündapp für die Rekordfahrten 1963 und 64 noch serienmäßige, beziehungsweise seriennahe Maschinen, wurde für 1965 ein komplett neues Fahrzeug mit wenig Bezug zur Serie gebaut.“, siehe Beleg Technikmuseum.

Literatur

  • Carlo Perelli: «Report From Italy», Cycle World, August 1965 – Rekorde, Motor, Gewicht
  • History of Zündapp*, Cycle World, Oktober 1973 – technische Details, Leistung, Getriebe
Commons: Zündapp Weltrekordmaschine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Siegfried Rauch: „Diesmal fuhr Zündapp Weltrekorde.“ In: „Das Motorrad“ 1965, Nr. 12, S. 358–359.
  2. a b Joachim Wachtel: 50 Jahre Zündapp 1917-1967. Verlag Mensch und Arbeit Robert Pfützner, München 1967. S. 80 u. 81. DNB 458739480
  3. a b Siegfried Rauch, Günter Sengfelder, Reiner Scharfenberg: Zündapp 1922-1984. Motorbuch, Stuttgart 2006. ISBN 3-613-02684-8. S. 310. DNB 979710898
  4. a b Technikmuseum Berlin: Zündapp Weltrekordmaschine, abgerufen am 10. Juli 2025