Yobai

Zwei Personen liegen auf einem Futon und sind mit einer Decke bedeckt. Das Bild ist in sepia.

Yobai (Japanisch: 夜這い, „Nachtkrabbeln“) war ein Japanischer Brauch, der üblicherweise von jungen, unverheirateten Personen praktiziert wurde. Er war einst in ganz Japan verbreitet und wurde in einigen ländlichen Gebieten bis zum Beginn der Meiji-Ära und bis in das 20. Jahrhundert hinein gepflegt.[1][2][3][4][5]

Beschreibung

Junge, unverheiratete Männer betraten in der Nacht die Häuser von jungen, unverheirateten Frauen. Ein Mann schlich dabei leise in das Zimmer der Frau und machte seine Absicht deutlich. Wenn die Frau einwilligte, hatten die beiden Personen Sex.[6] Bis zum Morgen verließ er das Haus.[7] Möglicherweise wusste die Familie der Frau davon, täuschte aber vor, nichts zu wissen.[1] Es war üblich, dass junge Menschen auf diese Weise einen Ehepartner fanden.[7][8]

Diese Sitte variierte von Ort zu Ort.[9] In einigen Gegenden konnte jede Frau nach der Pubertät, ob verheiratet oder unverheiratet, von jedem Mann nach der Pubertät, ob verheiratet oder unverheiratet, aus dem Dorf und auch von Männern aus anderen Dörfern sowie Reisenden besucht werden. In einigen Gegenden durften nur verheiratete Frauen und Witwen besucht werden, ledige Frauen hingegen nicht. Darüber hinaus gab es Variationen, wie die „geschlossene Form“ des yobai, bei der nur Männer aus demselben Dorf das Recht auf Besuch hatten.[10]

Gemäß dem Buch 夜這いの民俗学 (deutsch: Die Folklore des Nachtkrabbelns)[11] war nächtliches Krabbeln eine Tradition, die abhängig war von der Ära, Region und sozialen Klasse. Zudem war es stets notwendig, die Regeln der Gemeinschaft zu befolgen. Die Männer waren frei in ihrer Wahl des Partners und die Frau war auch frei in ihrer Entscheidung den nächtlichen Besuch abzulehnen.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Liza Dalby: East Wind Melts the Ice: A Memoir Through the Seasons. University of California Press, 2009, ISBN 978-0-520-25991-1 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  2. Report. Asiatic Research Center, Korea University, 1966 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  3. John Stevens: Tantra of the Tachikawa Ryu: Secret Sex Teachings of the Buddha. Stone Bridge Press, Inc., 2011, ISBN 978-1-61172-520-9 (google.com [abgerufen am 2. April 2025]).
  4. Clare Campbell: Tokyo Hostess: Inside the shocking world of Tokyo nightclub hostessing. Little, Brown Book Group, 2009, ISBN 978-0-7481-1208-1 (google.com [abgerufen am 2. April 2025]).
  5. Japan Studies Review. Southern Japan Seminar, 1998 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  6. 東京大学アメリカ太平洋研究. 東京大学大学院総合文化研究科附属アメリカ太平洋地域研究センタ, 2006 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  7. a b Josie Dew: A Ride In The Neon Sun: A Gaijin in Japan. Little, Brown Book Group, 2012, ISBN 978-1-4055-1969-4 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  8. Boye Lafayette De Mente: Japan's Cultural Code Words: Key Terms That Explain the Attitudes and Behavior of the Japanese. Tuttle Publishing, 2011, ISBN 978-1-4629-0062-6 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  9. Keisuke Akamatsu: Yobai no minzokugaku yobai no seiairon. Chikuma Shobo, 2004, ISBN 4-480-08864-4.
  10. Sonia Ryang: Love in Modern Japan: Its Estrangement from Self, Sex and Society. Routledge, 2006, ISBN 1-135-98863-3 (google.de [abgerufen am 2. April 2025]).
  11. a b Keisuke Akamatsu: 夜這いの民俗学. 1994, ISBN 4-480-08864-4.

Literatur

  • Kaikoku Hyakunen Kinen Bunka Jigyōkai (Japan): Japanese culture in the Meiji era. Toyo Bunko, 1969. (books.google.com)
  • Peter Constantine: Japan's Sex Trade: A Journey Through Japan's Erotic Subcultures. Tuttle Publishing, 2013, ISBN 978-1-4629-0395-5. (books.google.com)
  • Nicholas Bornoff: Pink Samurai: Love, Marriage & Sex in Contemporary Japan. Pocket Books, 1991, ISBN 0-671-74266-3. „Yobai.“ (archive.org)