Wolfgang Schöner

Wolfgang Schöner (* 22. November 1962 in Wien)[1] ist ein österreichischer Geograph, Glaziologe und Hochschullehrer. Seit 2014 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Physische Geographie an der Universität Graz.

Leben und Wirken

Wolfgang Schöner wurde am 22. November 1962 in Wien geboren und studierte nach seiner allgemeinen Schulausbildung von 1982 bis 1989 Geographie an der Universität Wien. Laut seinem Curriculum Vitae auf der offiziellen Webpräsenz des Austrian Polar Research Institute studierte er von 1982 bis 1990 Geographie, Meteorologie und Geophysik an den Universitäten Wien und Innsbruck. Im Anschluss war er von 1991 bis 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (research assistant) am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien. Im Jahr 1995 promovierte er an der Universität Salzburg mit der Dissertation Schadstoffdeposition in einer winterlichen Schneedecke am Beispiel von Wurtenkees und Goldbergkees (Hohe Tauern) zum Doktor. Im selben Jahr erhielt an der Universität Salzburg auch ein UNIGIS-Diplom. Noch im gleichen Jahr wurde er Forscher in der Klimaabteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und übte diese Position bis 2009 aus, ehe er Leiter des Fachbereichs für die Auswirkungen des Klimawandels an der ZAMG wurde.

2014 wurde er zum Inhaber des Lehrstuhls für Physische Geographie I an der Universität Graz berufen und trat damit die Nachfolge von Ulrich Strasser an, der die Position von 2009 bis 2012 innehatte. An der Universität Graz leitet er die Forschungsgruppe Climate Change in Mountain Regions (CC-MoRe).[2]

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Klimatologie und Glaziologie. Er befasst sich insbesondere mit dem Klimawandel und dessen Auswirkungen in Gebirgsregionen und in der Arktis. Ein zentrales Thema seiner Arbeiten ist die Veränderung der Kryosphäre, also von Schnee, Gletschern und Permafrost, sowie deren Monitoring. Darüber hinaus untersucht er die Folgen des Klimawandels auf die Wasserbilanz und die Wasserwirtschaft.

Zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen und Aktivitäten von Wolfgang Schöner zählen zahlreiche Initiativen und leitende Funktionen in internationalen Forschungsnetzwerken und -projekten. Er war maßgeblich an der Gründung des IACS-MRI-WMO/GCW Joint Body zur Bewertung des Zustands der Schneebedeckung in Gebirgsregionen beteiligt und fungiert dort als Co-Vorsitzender neben Lijuan Ma und Shawn Marshall. Seit 2016 organisiert er regelmäßig die Fachsitzung Mountain climates: processes, change and related impacts bei der European Geosciences Union (EGU). Darüber hinaus ist er seit 2015 Mitglied des Konsortiums EU-PolarNet, das die europäische Polarforschung koordiniert, sowie seit 2014 Mitglied der MRI-Arbeitsgruppe zu höhenabhängigem Klimawandel (EDCC).

Von 2015 bis 2016 war Schöner Vorsitzender des Climate Change Centre Austria (CCCA) und vertritt Österreich seit 2014 im International Arctic Science Committee (IASC). Gemeinsam mit Andreas Richter von der Universität Wien initiierte er 2013 die Gründung des Austrian Polar Research Institute, das die Österreichische Gesellschaft für Polarforschung darstellt und das er ab der Gründung für einige Jahre leitete. Hier ist er noch immer mit einer Forschungsgruppe mit dem Forschungsthema „Klima und Gletscher“ vertreten.[3] Zudem leitet er seit 2012 die Arbeitsgruppe Surface Observations der Global Cryosphere Watch der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und ist Mitglied des entsprechenden Lenkungsausschusses.

Weitere wichtige Beiträge sind die Initiierung des Austrian Radiation Network (ARAD) sowie die Installation von Massenbilanzmessungen am Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern und am Freya-Gletscher in Nordostgrönland im Rahmen des World Glacier Monitoring Service (WGMS). Von 2002 bis 2015 war er stellvertretender Leiter des Sonnblick-Observatoriums, bei dem er bereits seit 1997 im Leitungsgremium sitzt. In der Klimadatenanalyse entwickelte er gemeinsam mit Ingrid Auer und Reinhard Böhm Methoden zur Homogenisierung von Klimazeitreihen und den HISTALP-Datensatz, der heute eine zentrale Grundlage in der Klimaforschung darstellt. Er koordinierte auch den österreichischen Beitrag zum International Polar Year 2007/08.

Darüber hinaus kann Schöner auf eine erfolgreiche akademische Betreuung verweisen: Unter seiner Anleitung entstanden neun Dissertationen und über 30 Master- bzw. Diplomarbeiten (Stand: 2020).

Am 22. Februar 2023 wurde er von der Kleinen Zeitung zum Steirer des Tages gewählt, als er anlässlich des 150. Jahrestages der Payer-Weyprecht-Expedition einen großen internationalen Arktiskongress in Wien, die Arctic Science Summit Week 2023, leitete.[4]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Karl Lieb, Peter Čede, Dieter Fleck: Grazer Geographie – historische Aspekte und Chronologie. In: Grazer Schriften der Geographie und Raumforschung, Band 51, 2021, S. 11–45
  2. Forschungsgruppe CC-MoRe auf der offiziellen Webpräsenz der Universität Graz, abgerufen am 30. August 2025
  3. Forschungsgruppe Schöner, abgerufen am 30. August 2025
  4. Grazer Geograf Wolfgang Schöner: Die Arktis fest im Blick, abgerufen am 30. August 2025