Wladimir Horbowski
Wladimir von Horbowski-Zaranek (* 6.jul. / 19. Januar 1905greg. in Tiflis; † 28. Februar 1989 in München) war ein aus Georgien gebürtiger, in Deutschland wirkender Klavierpädagoge.
Werdegang
Wladimir von Horbowski-Zaranek (der sich in Deutschland nur noch Wladimir Horbowski nannte) entstammte einer Familie polnischen und ukrainisch-georgischen Adels, die infolge der Oktoberrevolution 1921 ihre Heimat verließ und nach Brüssel ins Exil ging. Nach Studien am dortigen Konservatorium wechselte er 1923 nach Berlin an die Hochschule für Musik, wo er 1927 als Schüler Leonid Kreutzers und Egon Petris das Konzertexamen ablegte.[1] Er wurde dort zum Assistenten Kreutzers und gehörte dem Kreis um Ferruccio Busoni an; auch Rachmaninoff spielte er vor. Horbowski erklärte später, diesen Personen verdanke er nachhaltige künstlerische Förderung und geistige Anregung.
Da dem hochbegabten Pianisten durch einen Unfall in der Jugend die Konzertlaufbahn verwehrt war, wandte er sich früh der pädagogischen Arbeit zu. Als Kreutzer 1933 von den Nazis aus seinem Lehramt vertrieben wurde und nach Japan emigrierte, übernahm Horbowski dessen Klavierklasse an der Hochschule. Von 1934 bis 1945, nach anderen Quellen erst ab 1938[1] leitete er zudem eine Klavierklasse am Berliner Klindworth-Scharwenka-Konservatorium. 1946 übernahm Horbowski eine Professur für Klavier an der Stuttgarter Musikhochschule.[1] Horbowski war mehrfach Mitglied der Jury für das Fach Klavier im Concours Reine Elisabeth in Brüssel, einem weltweit bedeutenden Musikwettbewerb. Nach seiner Pensionierung übersiedelte Horbowski nach München, wo er bis zu seinem Tod 1989 als Lehrer und Berater vieler Pianisten tätig war. 1947 komponierte Hans Werner Henze für Horbowski eine Sonatine für Klavier, deren Manuskript verloren ging und erst über ein halbes Jahrhundert später im Archiv der Paul-Sacher-Stiftung Basel wieder aufgefunden wurde.[2]
Methodik
Horbowsky entwickelte eine Unterrichtsmethode, die seine Schüler inspirierte, konzentrierter zu üben, den Urtext der Kompositionen auswendig zu lernen und vor allem der Phrasierung, Dynamik und Pedalisierung genaueste Aufmerksamkeit zu widmen. Zudem „erfand“ er eine Art von Fingersätzen, die es ermöglicht, auch pianistisch komplizierte Stücke ohne technische Anspannung zu interpretieren. An der Stuttgarter Hochschule wurde sein Unterricht zum Inbegriff pianistischer Ausbildung, die mit Béla Bartóks Mikrokosmos beginnend bis zum Studium der Konzertliteratur alles vermittelte, was an technischem Können und stilistischer Kenntnis erforderlich ist. Viele von Horbowskys Schülern, darunter Helmut Roloff, Heidi Bauer-Bung, Kurt Bauer (1928–2017),[1] Robert-Alexander Bohnke, Klaus Schilde, Alla von Buch, Gernot Kahl, Cynthia Turner, Lotte Jekéli, Thérèse Dussaut und Siglind Bruhn, gewannen bei internationalen Wettbewerben Preise, wurden als Konzertpianisten bekannt oder unterrichteten an Konservatorien und Musikhochschulen.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musik-Lexikon, Personenteil A–K. Mainz: Schott's Söhne 1959. Lemma „Horbowski, Wladimir“, S. 824.
- ↑ Hans Werner Henze Stiftung: Sonatina 1947 for piano solo. Abruf am 3. September 2025. Die Uraufführung der Sonatine durch Christopher Tainton fand 2003 bei den Salzburger Festspielen statt.